Die Spur der Woelfin
Hause. Ich will keinen von euch hier sehen, wenn
die Polizei eintrifft.« Sie sah die Überraschung in den Gesichtern, konnte sich aber keinen Reim darauf machen.
»Du willst, dass die Polizei das hier findet?«
Der Tonfall des Mannes klang regelrecht schockiert, und schwach konnte
sie das leise Knurren der Tiere vernehmen, das beinahe so klang, als wären sie
mit dem Plan ebenfalls nicht einverstanden.
»Ihr werdet tun, was ich sage«, erklärte Tremaine abweisend, und Laura
schluckte bei dem unterkühlten Ton. Widerspruch war nicht ratsam. Das
schienen auch die Männer in der Tür zu erkennen, und so waren sie schon im
Gehen begriffen, als er ihnen noch etwas nachrief. »Und nehmt Vince mit. Ich
kann ihn hier nicht gebrauchen.«
Mit großen Augen beobachtete Laura nun, wie der Wolf mit einem
unwilligen Knurren auf die Beine kam und durch die Tür hinaus ins Freie
trottete. Es hatte keiner Aufforderung dazu bedurft. Er schien verstanden zu haben, was man von ihm wollte.
»Laura?« Ruckartig wandte sie sich wieder Tremaine zu, der noch immer an
seinem Platz in der Mitte des Raumes stand. »Vertraust du mir?« Als sie
daraufhin den Kopf schüttelte, lächelte er grimmig. »Falsche Frage. Aber
wenigstens eine ehrliche Antwort«, meinte er wohl mehr zu sich selbst denn an
sie gerichtet.
»Warum bist du jetzt hier?« Sie wollte eine Erklärung, sie wollte, dass
er ihr sagte, dass er überhaupt nichts damit zu tun hatte. Doch zerstob diese
Hoffnung schon, als er schwer Luft holte und zu einer Antwort ansetzte.
»Wir haben die Spur des Mannes verfolgt, der das hier getan hat.«
Stirnrunzelnd sah sie ihn an. Aus irgendeinem Grund war ihm das schwer
gefallen.
»Das war kein Mann«, entgegnete sie heiser. »Das war ein Tier.«
»Ein Wolf, um genau zu sein.« Er klang vollkommen gelassen, aber ihr
entging nicht der scharfe Blick, mit dem er sie dabei beobachtete. Beinahe kam
es ihr so vor, als schien er auf eine Reaktion von ihr zu warten. Doch sie
hätte beim besten Willen nicht sagen können, auf welche.
»Gerade hast du noch gesagt, es wäre ein Mann. Außerdem gibt es keine
Wölfe hier.« Sie runzelte kurz die Stirn, dann korrigierte sie sich. »Zumindest
keine wilden.« Ihre Aussage entrang ihm ein kleines Lächeln.
»Vince wäre vermutlich beleidigt, wenn er erführe, dass du ihn für zahm
hältst«, erwiderte er leise, mit einem Hauch Belustigung.
Misstrauisch sah sie ihn an. So langsam, aber sicher be-schlich sie der
Verdacht, dass einer von ihnen nicht ganz normal war. Und sie war es ganz
bestimmt. »Egal, ob Mann oder Wolf. Warum habt ihr ihn verfolgt, anstatt das
der Polizei zu überlassen?«
Polizei war das Stichwort, bei dem er aufhorchte. »Bevor wir das weiter
ausdiskutieren, Laura, könntest du vielleicht den Notruf tätigen und die
Polizei herkommen lassen?«
»Damit du dich stellst?«, schnappte sie sofort zurück und entlockte ihm
damit ein Geräusch, bei dem sie erschreckt die Luft anhielt. Nur kurz und auch nicht
sehr laut, aber er hatte geknurrt, dem Geräusch des Wolfes zuvor nicht
unähnlich. Ganz und gar nicht unähnlich, und instinktiv wich sie einen Schritt
zurück. Patrick belohnte diese Reaktion mit einem müden Lächeln.
»Niemand wird sich hier stellen. Die Spurensicherung wird den Tatort
untersuchen, und du wirst befragt werden, da du die einzige Augenzeugin sein
wirst. Und du wirst den Leuten glaubhaft versichern, dass niemand anderes bei
dir gewesen ist, als du die Leichen entdeckt hast.«
»Ich soll lügen?«, entfuhr es ihr, doch er nickte nur ungerührt.
»Es muss sein. Du wirst ihnen sagen, dass du zuerst den Notruf und dann
mich angerufen hast. Und jetzt gib mir dein Handy.«
Verdattert sah sie ihn an, rührte sich aber nicht, als er ungeduldig die
Hand ausstreckte. Er wirkte so gottverdammt kühl in seiner Ruhe, so, als wäre
es nicht das erste Mal, dass er so etwas machte. »Wozu?«
»Ich werde meine Nummer dort einspeichern, damit du mich anrufen kannst,
wenn du das Gespräch mit der Polizei geführt hast.« Als sie daraufhin trotzig
den Kopf schüttelte, lächelte er kühl. »Du wirst mich anrufen, damit das
Gespräch später auf deiner Rechnung erscheint. Und wenn dich jemand fragt,
sagst du, wie wir uns kennen gelernt haben. Bleib einfach bei der Wahrheit.«
Als sie erneut den Kopf schüttelte, huschte kurz ein gereizter Ausdruck
über sein Gesicht, doch dann atmete er mehrmals tief durch und schien sich
wieder zu beruhigen. »Laura, hör mir zu.« Wie durch
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