Die Spur der Woelfin
doch unter dem harten Tonfall zusammen, während sie weiterhin ihren
Blick fest auf das Tier gerichtet hielt, das bei der Stimme des Mannes in der
Bewegung verharrte. Den Körper gespannt, das Nackenfell gesträubt und die Zähne
gebleckt, wirkte es, als benötigte es nur einen Anlass, um da weiterzumachen,
wo es einzig aufgrund des Mannes in der Tür aufgehört hatte.
»Lass sie in Ruhe.« Die Stimme hatte an Schärfe verloren, klang nun
ruhig und beherrscht, und als sie so eine Erinnerung bei ihr auslöste, richtete
Laura ihren Blick auf den Mann, der nun im Türrahmen erschienen war.
Wie gebannt blieb ihr Blick an ihm hängen. Nur am Rande nahm sie dabei
das leise kratzende Geräusch wahr, als der Wolf durch den mit Marmor gefliesten
Raum auf den Mann zutrottete. Patrick Tremaine.
»Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich mich freue, dich
wiederzusehen«, meinte er nach einer Weile leise und trat weiter in das Innere
des Hauses. Und als sich
auch im selben Augenblick der Wolf wieder in Bewegung setzte, wich sie
vor dem seltsamen Gespann zurück. Ein leises Knurren drang an ihre Ohren, und kurz huschte ihr Blick zu dem Tier, ehe sie wieder auf Tremaine sah.
Abwehrend hob sie eine Hand, als er weiter auf sie zukommen wollte, und mit
einem dünnen Lächeln blieb er stehen.
»Er wird dir nichts tun«, erklärte er beschwichtigend, doch Laura
schnaubte. »Weiß er das auch?« Er nickte lächelnd. »Für gewöhnlich.« Und Laura
holte tief Luft, als sie hinter ihm in der Tür weitere Bewegungen ausmachte.
»Und die auch?«
Er drehte sich nicht mal um, als sie mit dem Kopf gen Tür nickte.
Lediglich eine Hand erhob er, und Laura sah, wie die kleine Versammlung vor der
Tür stehen blieb. Erst jetzt machte sie sich die Mühe, etwas mehr als nur das
Offensichtliche zu sehen. Drei Männer und vier weitere Wölfe waren auf der
Holzveranda erschienen, und sie alle blieben einzig auf Patricks Wink hin an
Ort und Stelle. Nicht einmal eines der Tiere wagte es, die unsichtbare Grenze
an der Tür zu durchbrechen, und Laura spürte, wie ein hysterisches Lachen ihre
Kehle hinaufkroch.
Im Wohnzimmer in ihrem Rücken lagen die sterblichen Überreste von Peter
und June D'Abot, die auf sie wirkten, als wären sie von einem wilden Tier
angefallen worden. Einem wilden Tier, das ganz offensichtlich zuerst
seelenruhig ins Wohnzimmer trotten konnte, ehe es die beiden Hausherren anfiel.
Und vor ihr stand ein Mann, der Wölfe mit einer schlichten Handbewegung dazu
brachte, ihm zu gehorchen. Laura konnte sich noch daran erinnern, welche
Probleme ihr Vater damit gehabt hatte, Baldur abzurichten. Und dieser war nur
zur Hälfte ein Wolf. Wie also schaffte ein Mann es, dass fünf Tiere einzig auf
eine Geste reagierten?
Wölfe und Menschen, wie sie mit einem Schauer überlegte, während sie
Patrick stumm musterte. Oberflächlich wirkte er vollkommen ruhig, aber sie
konnte die unterdrückte Spannung spüren, die von ihm ausging. Seine Schultern
wirkten verspannt und seine Haltung ein wenig steif, dennoch unternahm er nichts,
wartete einfach ruhig ab, was sie als Nächstes tun würde.
Sie standen einander gegenüber wie die Kontrahenten eines filmischen
Westernduells. Doch während Patrick Tremaine die Fassung behielt, konnte Laura
sich selbst dabei beobachten, wie die ihre ihr immer weiter entglitt. June
und Peter waren tot... tot ..., hallte es in ihrem Kopf nach, und mit einer
zittrigen Hand wischte sie sich eine dunkle Haarsträhne aus den Augen. Patrick
bemerkte es und lächelte leicht. Sofort runzelte sie misstrauisch die Brauen.
»Verschwinde«, zischte sie heiser, doch er schüttelte den Kopf. Er
könnte der Mörder sein. Er hat geklopft, er wurde hineingelassen — mit dem
verdammten Wolf ... Er schien ihre Gedanken erraten zu haben, denn lächelnd
schüttelte er den Kopf.
»Ich war es nicht, Laura.« Und als er dabei einen Schritt auf sie
zumachte, entwich ihrer Kehle endlich das krampfhaft unterdrückte Lachen.
Sofort schlug sie sich die Hand vor den Mund und konnte sehen, wie er nur
wenige Schritte von ihr entfernt stehen blieb.
»Was warst du nicht?«
In einem Anflug von Spott hob er eine Braue, doch dann gab er ihr eine
Antwort. »Ich stehe jetzt zum ersten Mal in diesem Haus. Mit den Toten im
Wohnzimmer habe ich nichts zu tun.« »Pat?«
Die Stimme kam von der Tür her, und
erschreckt ging ihr Blick dorthin. Auch der Angesprochene drehte sich um.
»Seht nach, ob ihr seine Spur finden könnt. Wenn nicht, fahrt nach
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