Der widerspenstige Highlander
Prolog
Heute war der Jahrestag des Tages. Des Tages, der Ewan MacAllisters Leben auf ewig verändert hatte.
In dem einen Augenblick war er noch der eher naive Sohn eines gleichermaßen angesehenen wie gefürchteten schottischen Lairds gewesen.
Im nächsten Moment war er der Mörder seines eigenen Bruders.
Sein Magen zog sich vor Trauer und Schuldgefühlen zusammen. Ewan starrte hinaus auf den See, dessen dunkle unruhige Oberfläche wie Glas schimmerte, er sah das Gesicht seines Bruders Kieran vor sich. Erinnerte sich an den Tag, da er Kieran das genommen hatte, was er mehr als das Leben selbst geliebt hatte.
»Verdammt sollst du sein, Isobail«, knurrte er, ehe er sein Ale austrank.
Wären Isobail und ihre üblen Machenschaften nicht gewesen, wäre die Welt, in der er lebte, eine völlig andere. Ewan hätte Catie Ingen Anghus geheiratet. Zweifelsohne hätte Kieran Fia vom Clan der MacDouglas zur Frau genommen, und sie hätten in Freundschaft und Frieden zusammengelebt.
Jetzt war sein Bruder an die schwarzen Tiefen dieses Lochs verloren, und Ewan hatte sich dazu verdammt, sein Leben allein zu verbringen, um dafür Buße zu tun, dass er die unsterbliche Seele seines Bruders auf dem Gewissen hatte.
Ewan hatte ausgerechnet den Menschen, die er liebte, unsägliches Leid und unbeschreiblichen Schmerz gebracht und dem Bruder den Tod, der ihm am meisten bedeutet hatte.
Es wunderte ihn, wie leicht so viele Leben durch eine einzige dumme Entscheidung zerstört werden konnten.
Eine Entscheidung, die nachträglich zu ändern, er seine Seele geben würde.
Erneut erfasste ihn heftiger Schmerz. Irgendwo dort draußen in den friedvollen Wassern des Sees ruhte der Leichnam des Bruders, der ihm am nächsten gestanden hatte. Des Bruders, der sein bester Freund gewesen war und dem er alles hatte anvertrauen können.
Obwohl Ewan seine anderen Brüder liebte, war es Kieran gewesen, der mit ihm durch Dick und Dünn gegangen war. Kieran, dem er die tiefsten Geheimnisse seines Herzens anvertraute.
Bis zu dem Tag, da Isobail sich mit ihren Lügen und Ränken zwischen sie gedrängt hatte. Sie war mit dem Gesicht eines Engels gesegnet und der Seele einer Tochter des Satans.
Niemand war ihr je wichtig gewesen außer sie selbst.
Ewan atmete scharf ein, seine Augen brannten von unvergossenen Tränen, als er an den Augenblick dachte, der ihrer aller Jugend jäh beendet hatte ...
»Ich liebe dich, Ewan.« In Isobails dunkelblauen Augen hatten Tränen geglitzert, während die sanfte Brise mit ihrem goldblonden Haar spielte.
Sie hatte ihn abgepasst, als er auf dem Weg zu den Ställen war, und ihn hinter den Wohnturm in den Garten seiner Mutter gezogen.
Dort hatte sie sich ihm an den Hals geworfen und ihn mit einer Leidenschaft geküsst, wie er sie nie zuvor und seither nie wieder erlebt hatte.
Er war zu jung und unerfahren gewesen, ihre Worte wirklich zu begreifen. Wie konnte eine so schöne Frau mit so feinem Haar auch nur eine flüchtige Zuneigung zu einem Jungen fassen, der so schlaksig war, dass er kaum irgendwo entlanggehen konnte, ohne sich den Kopf zu stoßen?
Ewan wusste, er besaß nicht das gute Aussehen oder den Charme seiner Brüder. Das sagten alle.
Wie also konnte Isobail mit ihm allein sein wollen?
Er hatte versucht sich von ihr zu lösen, aber sie hatte nicht losgelassen.
»Du bist Kieran versprochen«, hatte er eingewandt.
Ihre Schlangenaugen hatten sich mit noch mehr Tränen gefüllt. »Das hat Kieran so gewollt, nicht ich. Ich habe versucht, ihm zu sagen, dass ich ihn nicht liebe, aber er hört einfach nicht zu.«
Ihre Hand hatte die Haut auf seinem Arm versengt, als sie die festen Muskeln darunter rieb und sich mit ihrem Körper einladend an ihn schmiegte. »Bitte Ewan, du musst mir helfen. Ich möchte nicht an einen Mann gebunden sein, den ich nicht liebe. Einen, der zuzuhören scheint, aber kein Wort von dem wirklich wahrnimmt, was ich sage. Du bist es, den ich brauche. Mit deiner stillen Kraft hast du mein Herz gewonnen. Ich möchte einen Mann, der für mich sorgen kann, der mich beschützen kann. Einen, der mich nicht mit Worten langweilt. Bring mich nach England, und ich werde für immer dein sein.«
Jung und dumm, wie er war, hatte er ihr geglaubt, ohne zu ahnen, dass sie Kieran mit genau denselben Worten dazu gebracht hatte, sie von Robby MacDouglas zu entführen. Robby war der Mann, den ihr Vater für sie ausgewählt hatte, aber Isobail hatte sich geweigert, ihn zu heiraten. Sie hatte Kieran
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