Die Spur des Blutes (German Edition)
Wahl, Detective.« Wieder hoben sich seine Mundwinkel zu diesem charismatischen Ausdruck, der das Grauen dahinter verbarg. »Sogar jetzt noch. Riskant leben oder schnell sterben. Es ist Ihre Entscheidung.«
Sie lachte trotz der Furcht, die sich in ihrer Kehle zusammenballte. »Erwarten Sie wirklich, dass ich glaube, Sie lassen mich leben, wenn ich kooperiere? Wow, der Weihnachtsmann ist schon da, dabei haben wir erst Juli. Verschonen Sie mich!«
»Oh ja, das werde ich. Sie haben mein Wort«, versprach er. »Ein Weilchen wenigstens.«
Das hatte sie sich gedacht.
»Bedenken Sie wohl Ihre Optionen, Detective Lori Wells.« Wieder hielt er sein Gesicht dicht vor ihres. »Je länger Sie am Leben bleiben, desto wahrscheinlicher ist es, dass Ihr Wunsch sich noch erfüllt. Wer weiß?« Er richtete sich auf und lehnte sich etwas zurück, um ihr in die Augen zu sehen. »Vielleicht erleben Sie ja wirklich noch meinen Tod. Schließlich lebt niemand ewig.«
Er stand auf und zog seinen Stuhl weg von ihr.
»Während Sie Ihre Optionen abwägen, suche ich jemanden, der Ihnen Gesellschaft leistet.« Er lachte. »Eigentlich bin wohl eher ich derjenige, der Gesellschaft braucht. Sie sind wirklich ausgesprochen
langweilig
.«
Loris Herz hämmerte ihr bis zum Hals.
Sie musste etwas tun … sonst würde er auf die Jagd gehen und …
»Warten Sie!«
Er blieb stehen.
»Ich kann nicht … Lassen Sie mich hier nicht allein.
Bitte
.«
Er drehte sich langsam um. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Aha … dann wollen Sie also spielen, ist das so?«
Sein einziges Motiv ist das Vergnügen
, flüsterte Jess’ Stimme in ihr Ohr.
Das kann er nur empfinden, indem er seine Opfer auf abnormste Weise foltert
.
»Ja.« Lori leckte sich über die Lippen, kämpfte gegen die Panik an. »Ich will spielen.«
2
Five Points, 10:42 Uhr
Zwei uniformierte Beamte der Polizei von Birmingham warteten vor der Tür zu Lori Wells’ Einzimmerapartment im ersten Stock. Am Straßenrand parkten drei Streifenwagen mit stummen Sirenen und ausgeschaltetem Blaulicht.
Jess Harris stand neben Chief Dan Burnetts SUV und blickte sich um. Zwei Apartmenthäuser und sieben Einfamilienhäuser säumten die stille Straße. Five Points war ein buntes Viertel. Neben den kürzlich zugezogenen jungen Berufstätigen, die am Anfang ihrer Karriere standen, fanden sich sicher auch einige Ruheständler, die schon hier lebten, seit die Häuser in den Fünfzigern erbaut worden waren.
Hoffentlich waren ein paar von ihnen zu Hause gewesen und hatten etwas beobachtet, das ihnen weiterhalf. Die Nachbarn waren bereits befragt worden.
Als wollte sie diese schwache Hoffnung trüben, klebte ihre Bluse an ihrer schweißfeuchten Haut. Keine Kinder auf der Straße, keine bellenden Hunde. Bei der drückenden Hitze an diesem Morgen blieben die Kinder und Haustiere lieber drinnen – und wahrscheinlich auch jeder andere, der sich möglicherweise zu Hause aufgehalten hatte, als Lori Wells entführt worden war.
Hätte Jess nicht so tödliche Angst gehabt, sie wäre fuchsteufelswild geworden.
Dies war ihre Schuld.
Ihr
war der Spieler gefolgt, bis hierher – und Lori musste jetzt dafür büßen. Es juckte ihr dermaßen in den Fingern, ihm eine Kugel direkt zwischen die Augen zu verpassen.
Lass mich nur noch ein Mal in deine Nähe, Spears.
»Der Erkennungsdienst ist seit vier Minuten raus«, sagte Burnett, ging um die Kühlerhaube herum und trat zu ihr auf die Straße.
Er war genauso erschüttert wie Jess, sonst wäre er schon längst im Haus. Lori gehörte zu seinem Team. Und sie war Jess’ Freundin, wenn auch erst seit ein paar Tagen.
Wie zum Teufel hatte sie das nur zulassen können? Sie hatte einen Fehler gemacht … einen schrecklichen, schrecklichen Fehler. Sie musste einen Weg finden, es wiedergutzumachen … diesen Soziopathen aufzuhalten.
Jess folgte Burnett über die Straße, an den Einsatzwagen vorbei und den Gehweg hinauf zu dem, was nun ein Tatort war, vor Angst wie benommen. Es war Zeit, dass sie sich zusammenriss.
Sie musste jetzt alles richtig machen, für Lori.
Die beiden Officers grüßten ihren Chief of Police, als sie und Burnett sich der Tür näherten. Drinnen wartete Sergeant Chet Harper mit grimmiger Miene. Nein, nicht nur grimmig, elend und erschrocken.
Es tut mir leid!,
hätte Jess am liebsten geschrien.
Ich wollte nicht, dass das passiert.
Ruhig … bleib ruhig.
Was bereits geschehen war, konnte sie nicht ändern, aber das hier, das hatte sie in
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