Die Spur des Blutes (German Edition)
Gefühl von Freiheit. Freiheit von ihrer Vergangenheit. Von ihrer Reue. Von so vielem.
Vielleicht würde sie heute einfach nur shoppen gehen. Warum nicht? Ihr blieb mindestens noch eine Kreditkarte, deren Limit noch nicht erreicht war.
Gerade als sie an der Tür war, klopfte es wieder.
Sie spähte durchs Fenster. Dan.
Ihr Puls geriet ins Stocken, als sie die Tür öffnete. Ihre Knie wurden ein bisschen weich, als er sie anstarrte. Für einen Mann, der erst vor ein paar Tagen niedergestochen und aufgeschlitzt worden war, sah er verdammt gut aus.
»Was führt dich denn an einem Samstagmorgen in dieses Viertel mit seinen niedrigen Mieten?«
»Ich möchte dich zum Frühstück einladen.« Die blauen Augen wanderten an ihr auf und ab, um sie dann wieder eindringlich anzusehen. Hungrig. Und nicht auf Eier und Pfannkuchen.
Sie spürte den Klang seiner Stimme am ganzen Körper; ihr wurde warm und sie erschauerte innerlich. Gott, sah er gut aus. Sie wusste, die muskulöse Brust unter diesem hellbraunen T-Shirt war verunstaltet und mit Verband umwickelt, doch darum wirkte er nicht weniger stark. Die vom vielen Tragen weichen Jeans schmiegten sich an seinen Körper. Die Erinnerung daran, wie er sie in seiner Küche geküsst hatte, weckte ihren eigenen leidenschaftlichen Hunger, und auch der galt nicht dem Frühstück.
Aber er war jetzt ihr Boss. Sie hob eine Schulter, ließ sie wieder sinken. »Ich wollte shoppen gehen. Ich brauche so einiges.«
Grinsend lehnte er sich an den Türrahmen. »Du würdest weniger brauchen, wenn du weiter bei mir wohnen würdest.«
Als sie das Verlangen in seinen Augen sah, wurde sie beinahe schwach. »Ich kann nicht bei dir wohnen. Nicht, wenn ich weiterhin hoffen will, mir eines Tages den Respekt der anderen Deputy Chiefs zu verdienen, ganz zu schweigen von den Detectives in meiner Einheit. Und von dem juristischen Mist wollen wir gar nicht erst reden.«
Er streckte die Hand aus, spielte mit einer Strähne ihres Haars. »Wird es jetzt immer so sein? Ich weiß, was ich neulich Nacht gefühlt habe … Ich weiß, was du wolltest.«
»Wir können nicht immer haben, was wir wollen, Burnett.« Sie musste die Situation unter Kontrolle bekommen. Ihr Körper sehnte sich nach ihm … sie wollte ihn. Verdammt, und wie sehr. Zehn Jahre … zehn lange Jahre war es her.
Er richtete sich auf, machte einen Schritt herein.
Ihr Atem stockte. Sie tat einen Schritt zurück.
»Was wir in unserer Freizeit tun, geht nur uns etwas an.« Er machte noch einen Schritt. Dieses Mal schloss er die Tür hinter sich.
Jess wich nicht von der Stelle. »Ach, ist es das für dich – ein Freizeitvertreib?«
Er legte die Finger um den Riemen auf ihrer Schulter, hob ihre Tasche herunter und ließ sie auf den Boden fallen.
»Ich glaube, du kennst die Antwort darauf.« Seine Hände schmiegten sich um ihr Gesicht, und er beugte sich vor, um sie zu küssen.
Sie packte seine Handgelenke und machte sich los. »Wenn wir das tun … dann muss es Regeln geben.«
Er ließ die Arme sinken. »Na gut. Sag mir deine Regeln.«
»Zuallererst: Nur weil wir Sex haben, bedeutet das nicht, dass du mich besitzt.«
Er verdrehte die Augen. »Das hier ist nicht dasselbe wie damals, als wir Kinder waren, Jess. Ich denke schon, dass ich seitdem ein bisschen erwachsener geworden bin. Hoffentlich gilt das für uns beide.«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Hörst du mir zu, oder sind wir hier fertig?«
Er hob die Hände. »Schon gut, schon gut. Die Regeln.«
»Du wirst dich nicht mehr als mein Beschützer aufspielen. Ich bin ein Deputy Chief deines Departments, und du wirst mir ebenso viel Respekt und Vertrauen entgegenbringen wie Black oder sonstwem.«
»Du hättest den Job nicht, wenn ich dich nicht respektieren würde oder kein Vertrauen in deine Fähigkeiten hätte, Jess.«
»Bist du auch immer ständig hinter Deputy Chief Black her und versuchst ihn zu beschützen?«
Dan sagte nichts.
»Bist du mit der Regel einverstanden oder nicht?«
»Einverstanden.«
»Drittens … diese Sache zwischen uns … das ist nur Sex.« Der Kloß in ihrem Hals macht ihr das Sprechen schwer. »Das ist keine Beziehung. Einverstanden?«
»Wow.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich glaube, jetzt habe ich das Interesse verloren.« Er musterte sie verärgert. »Warum musst du nur alles so verdammt kompliziert machen? Können wir nicht einfach den Dingen ihren natürlichen Lauf lassen?«
Das Interesse verloren? Das würden sie ja
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