Die Spur fuehrt nach Tahiti
Insel mit dem Namen Fakarava kommt. Das muß irgendwo in Tahiti sein —“
„Hab’ ich richtig gehört, Fakarava?“
„Ja, Fakarava, Frau Kiebusch“, wiederholte Papenbrock ein wenig ungnädig.
„Also schön, Fakarava“, murmelte die Sekretärin, als sie sich schon umdrehte und hinter der Tür zu ihrem Vorzimmer verschwand.
Kriminalassistent Berger fingerte schon, seitdem er mit seinem Chef ins Büro gekommen war, an der Tastatur des Faxgeräts herum und versuchte die Zentrale von Interpol zu erreichen.
Inzwischen hatte sich Papenbrock beim Warten eine Zigarre angezündet. Gleich danach klingelte neben seinem Ellenbogen das Telefon.
„Ihr Gespräch nach Papeete“, ließ sich die Telefonzentrale hören.
„Es scheint dort mitten in der Nacht zu sein —“
Der Hauptkommissar kratzte sein ganzes Schulfranzösisch zusammen und meldete sich. Er klemmte sich dabei den Hörer zwischen Nacken und Schulter, um seine Hände frei zu haben. Er holte einen Notizblock heran und griff nach einem Kugelschreiber.
„Ici commissaire Papenbrock de la police Berlin –“
Es zeigte sich, daß im Augenblick lediglich eine Art Bereitschaftsdienst die Telefone bediente. Immerhin konnte Papenbrock für die zuständigen Kollegen die Frage hinterlassen, ob der gesuchte Andreas Kolbe vor etwa viereinhalb Jahren nach Tahiti gekommen sei.
Sollte es sich so verhalten, dann wäre das für den Hauptkommissar der sichere Beweis, daß der Mann auf Fakarava tatsächlich Ekke Krumpeter war.
Erst so runde zehn Stunden später, als Berlin längst in den Straßen und in den Schaufenstern die Lichter eingeschaltet hatte, kam ein Anruf aus Tahiti, und jetzt gingen mehrere Gespräche hin und her. Schließlich meldete sich auch Interpol aus New York. Und von beiden Seiten wurde das Datum für die erteilte Aufenthaltsgenehmigung bestätigt.
„Also, vor genau vier Jahren und ein paar Monaten", stellte Papenbrock fest. „Herrschaften, das Warten hat sich gelohnt!“
„Wir haben heute mehr in der Weltgeschichte herumtelefoniert als sonst in einem ganzen Jahr“, bemerkte Frau Kiebusch.
Sie hatte mittlerweile wohl schon mehr als ein dutzendmal Kaffee gemacht, und der Rauch von Papenbrocks Zigarre hing wie eine dicke graue Wolke über der Schreibtischlampe.
„Haben Sie den Kollegen in Papeete angedeutet, weshalb wir hinter Krumpeter her sind?“ fragte Kriminalassistent Berger, während er den Knopf an seinem Hemdkragen aufmachte.
„Da müßte ich ja ein ausgemachter Idiot sein“, erwiderte der Hauptkommissar. „Er habe eine kleine Erbschaft gemacht, sagte ich, und deshalb suchten wir ihn.“ Papenbrock warf den Kopf zurück und brach in schallendes Gelächter aus.
„Jetzt kommt es also nur auf die Versicherung an, ob Sie auf die Reise gehen oder nicht?“ fragte Berger.
„Wenn es dazu kommt, bist du natürlich mit dabei, das hab’ ich den Herren klargemacht. Ich kann doch nicht ohne meinen Schatten um die halbe Welt gondeln
Die Berliner Kripo hatte selbstredend nicht genügend Geld in der Kasse, um eine solche Reise für die Beamten finanzieren zu können. Obgleich sie und auch Papenbrock sich die Verhaftung von Krumpeter liebend gern an den Hut gesteckt hätten. Die Zeitungen hatten lange genug gegen die Polizei gestänkert.
Dagegen war die „Universum-Versicherung AG“ nur am Geld interessiert. Es war ihr ganz piepegal, ob Krumpeter verhaftet wurde oder nicht. Sie hatte dem „Kaufhaus des Westens“ das geraubte Geld in voller Höhe ersetzen müssen.
Und jetzt gab es da plötzlich die Chance, daß sie einen Teil der Beute zurückbekam. Immerhin eine Million vermutlich.
Am Nachmittag war Papenbrock zusammen mit seinem Gehilfen eine geschlagene Stunde lang bei der Versicherungsdirektion in ihrem Glaspalast herumgesessen.
„Aber um Himmels willen, weshalb eilt es denn so?“ hatten ihn die Herren in ihren maßgeschneiderten Anzügen gefragt. „Wieso haben Sie nur noch sechs Tage Zeit?“
„Das ist ganz einfach“, hatte der Hauptkommissar erklärt. „Eine Tat wie der Geldraub im KaDeWe verjährt nach fünf Jahren —“
„Aber dieser Zasche ist doch schon früher freigelassen worden.“
„Ja, weil er rechtskräftig verurteilt worden ist und seine Strafe abgesessen hat. Damit ist der Fall für ihn ausgestanden und ein für allemal erledigt —“
„Und Krumpeter?“
„Bei ihm verjährt die Tat erst in sechs Tagen. Das wäre am kommenden Dienstag. Dann allerdings sind die fünf Jahre abgelaufen, und er ist
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