Die Staatsanwältin - Thriller
Damit spielte ich Mutter gegen Vater aus, aber ich brauchte Hilfe.
Regina warf mir einen Seitenblick zu, als schätzte sie es nicht, in Verlegenheit gebracht zu werden. »Regina findet, kein Staatsanwalt bei Verstand würde einen Verdächtigen so bedrohen.« Ihre Stimme war kühl und schneidend. »Ich möchte hoffen, dass die Leute in unserem Büro wissen, wie widerwärtig diese Bildsprache für Afroamerikaner ist.«
Sie sah mich finster an, und ich senkte den Blick.
»Aber ich habe Bill auch gesagt, dass ich es nicht für nötig halte, mit irgendeiner Art von öffentlicher Verlautbarung zu reagieren. Das verleiht dem, was dieser Clown getan hat, nur Gewicht und lenkt den Fokus von der Frage ab, ob er seine Frau getötet hat, hin zu der, ob jemand in unserem Büro ihn bedroht hat.«
Ich nickte, auch wenn ich ihr nicht in die Augen sah. Ich hatte Masterson schon aufgebracht erlebt, wenn er wütend im Büro herumstapfte und Leute zusammenstauchte. Aber Regina war normalerweise lebhaft und fröhlich, die GroÃmutter, die nur das Gute in ihren Enkeln sah. Sie aufgebracht zu sehen, war beunruhigend.
»Kürzen wir diesen Unsinn ab«, sagte Masterson, und seine Stimme dröhnte über den Lautsprecher. »Haben Sie ihm gedroht, ihn zu lynchen?«
Ich zögerte, während mein Gehirn hundert Berechnungen anstellte. Ich hatte in den vergangenen vier Jahren so hart gearbeitet, wahrscheinlich härter als alle anderen. Meine Integrität und mein Urteilsvermögen waren vorher noch nie infrage gestellt worden. Ich war ein aufgehender Stern im Büro, klug genug, um zu wissen, dass eine derartige Bemerkung fatal für meine Karriere sein konnte.
Ich sah mich einfach nicht in einer privaten Kanzlei. Und ich wusste, dass niemand je in der Lage sein würde zu beweisen, ob ich es gesagt hatte oder nicht.
Aber ich wusste auch, dass ich mir selbst ins Gesicht sehen können musste. Gute Kerle machen Fehler. Aber sie lügen nicht, um sie zu vertuschen.
»Also?«
»Ich glaube nicht, dass ich das Wort lynchen benutzt habe. Aber ich habe etwas davon gesagt, ihn aufzuknüpfen.«
»Haarspalterei«, sagte Masterson. Seine Stimme war jetzt resignierter; er klang enttäuscht. Regina schenkte mir einen verständnisvollen Blick.
»Es waren ein paar harte Wochen für sie«, erinnerte Regina den Boss. »Und es ist ja nicht so, als wäre Tate ein schwarzer Verdächtiger. Wir sollten ein bisschen nachsichtig mit ihr sein.«
»Es war dumm«, gab ich zu. »Ich habe die Beherrschung verloren. Dafür gibt es keine Entschuldigung.«
Masterson lieà uns beide volle fünf oder zehn Sekunden warten, die mir noch viel länger vorkamen. Ich war wütend auf mich selbst, es war mir peinlich für die ganze Staatsanwaltschaft, ich schämte mich. Im Grunde wäre ich am liebsten im Erdboden versunken.
»Darüber muss ich eine Weile nachdenken«, sagte Masterson schlieÃlich. »Wir müssen es uns genau ansehen und überlegen, ob wir den Rückstoà überleben können. Aber auf kurze Sicht müssen wir zwei Dinge tun. Als Erstes entschuldigt sich Jamie öffentlich. Zweitens ziehe ich sie von dem Fall ab, bis die Sache vollständig untersucht ist. Auch wenn es strittig sein mag, ob wir genug zusammenbekommen, um Anklage zu erheben.«
Ich wollte protestieren, aber Regina hob die Hand. »Ich halte das für einen Fehler«, sagte sie. »Es ist okay für mich, wenn Jamie sich entschuldigt, aber ich kann mir nicht von diesem Mediencoup diktieren lassen, wer den Fall bearbeitet. Stellen Sie Jamie vor die Kameras und lassen Sie sie ein volles Schuldeingeständnis machen. Sie kann über ihre Mutter reden und über Tates Rolle bei der Verteidigung von Antoine Marshall. Sie kann erwähnen, dass sie ihren Vater verloren hat. Die Zuschauer werden das einsehen.«
»Das Risiko können wir nicht eingehen, Regina. Es war von vornherein ein Risiko, Jamie auf den Fall anzusetzen. Wir können jetzt nicht die Untersuchung aufs Spiel setzen.«
»Bill, ich finde â¦Â«
»Ich möchte nicht darüber diskutieren. Jamie, es ist in Ihrem Interesse. Und offen gesagt würde nichts von alledem passieren, wenn Sie sich vondiesem Kerl nicht in die Falle locken hätten lassen, dumme Bemerkungen zu machen.«
»Ja, Sir.«
Etwas, das ich an meinem Chef zu schätzen wusste, war
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