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Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Titel: Die Stachelbeerstraeucher von Saigon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Zimmerschied
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weng mir gern,
    aber …
    Und dann wird er nach oben deuten.
    Und nachdem keiner Opfer sein wollte, thematisierte ich mich in meinem letzten Versuch selbst.
    Ich schrieb eine Pilotfolge für den Bayerischen Rundfunk, eine folgenlose Sommerarbeit, wie sich natürlich herausstellen sollte.
    Aber ich wollte unbedingt den Fehler machen, den ich immer behauptete.
    » Mimikry « betitelte ich das Drehbuch.
    Ein kabarettistisches Kammerspiel.
    Mimikry
    Ein Drehbuch
    1. FRIEDHOFSMAUER Außen/Tag
    Irgendwo am Rand.
    Vorstädtisch.
    Eine Friedhofsmauer, die Abfallschütten, Kränze, ausgebrannte Lichter.
    Unwirtlich.
    Abseits, auf einem brachen, wild wuchernden Flecken neben dem Gleis steht ein Wohnwagen.
    Alt, bunt, eigenartig.
    Ein seltsamer Rhythmus trägt das Bild.
    Ein kleiner, kurzer Winsler.
    Pause.
    Ein Grunzer.
    Pause.
    Ein Schmerzensfieper.
    Pause.
    Dann ein metallisches Klirren.
    Pause.
    Ein Ratschen.
    Pause.
    Ein erschöpftes Ausatmen.
    2. WOHNWAGEN Innen/Tag
    Im Inneren des Wohnwagens steht die deutsche Kleinkunstpreisglocke.
    Jedoch zur Hausglocke umfunktioniert.
    Der Österreichische Kleinkunstpreis, dieser goldene Teller mit silbernem Papierknäuel.
    Jedoch mit Speiseresten und Besteck.
    Eine Fotowand.
    Bilder aus furiosen Tagen.
    Fernsehauftritte, Preisverleihungen, bedeutende Menschen.
    Kostüm- und Requisitenreste aus vergangenen Tagen.
    Winsler.
    Eine vertrocknete Ratte als Spieluhr.
    Grunzer.
    Der Beamtenembryo mit Nabelschnur und Krawatte.
    Schmerzensfieper.
    Ein Jesus, aus dessen Lendenschurz ein Vogel pfeift.
    Auf der kleinen Wohnwagenbank kniet in grotesker Verrenkung Sigi
    und versucht, mit einer Pinzette eine Schrotkugel aus seiner Pobacke zu entfernen.
    Sein Gesicht ist tief in den Sitz gepresst.
    Wie eine Skulptur.
    Ein Schmerzensheiliger.
    Klirren.
    In einer Metallschüssel liegen schon jede Menge weiterer Schrotkugeln.
    Ratschen.
    Er reißt ein vorbereitetes Wundpflaster von einer Holzleiste und klebt es über die Wunde.
    Einem tiefen Seufzer folgt ein langer Blick ins vom Leidensalltag zerfurchte Gesicht eines Friedhofsarbeiters, eines Totengräbers, der stoisch und ungerührt von Sigis Klagegesängen eine Wurst zerlegt.
    Sigi : genervt
    Ja, ja, i woaß scho.
    Wenn!
    bringt sich wieder in eine neue Position
    Wenn i ned vierhundert Dog im Joh gschpuid häd,
    dann wärma mei Frau ned davo,
    wenn i ned achtmoi am Dog gfressen häd,
    häd i a Neie gfundn,
    wenn i statt viermoi »leck mich am Arsch«
    oimoi Dangsche gsogt häd,
    wär i iatzt ned aloa.
    Woaß i scho.
    die Schrotkugel betrachtend
    Hob i owa ned.
    Und i dua mi a go ned owe.
    Pures Unverständnis des Totengräbers.
    Sigi : Übersetzungsversuch
    Hinab tu ich mich nicht.
    Sigi : Leck mich doch am Arsch.
    Preiß, bleda.
    Die Kugel klackt.
    Eine Augenbraue des Totengräbers zuckt.
    Ein fremdes, hartes Lachen.
    3. AGENTUR MIMIKRY Innen/Nacht
    Ein völlig anderer Raum.
    Modern.
    Kalt.
    Nacht.
    Skulpturen, Torsos, moderne Kunst und immer wieder signierte Porträts von verblichenen Schauspielern, Sängern und vor allem Kabarettisten.
    Lachen und Applaus.
    Hinter einer Milchglasscheibe das Flackern eines Monitors und die Silhouette eines hageren, lachenden, begeisterten Mannes.
    Und auf dem Monitor Sigi, auf einer Jägerversammlung, in seltsam offizieller Diktion.
    Sigi : pathetisch
    Liebe Jagdgemeinde.
    Was gleicht wohl auf Erden dem Jägervergnügen?!
    Die Natur, das Wild, der freie Atem.
    Gibt es einen Beruf, der geeigneter erscheint,
    das Fanal der Rauchlosigkeit zu zünden?
    Die Jäger verharren begeisterungslos.
    4. WOHNWAGEN Innen/Tag
    Wieder im Wohnwagen.
    Sigi steht wie ein Eiskunstläufer, mit einer Hand an der Wand abgestützt, mit der anderen eine weitere Kugel aus der angehobenen Ferse entfernend.
    Sigi : sarkastisch, selbstmitleidig
    Ja, und Sport häd i macha soin.
    Nur oimoi in da Woch a bissl Fitness.
    Dann kannt i nochm Saufa no hoamgeh.
    Nur oimoi in da Woch a bissl Wellness,
    und i schpeibadme leichter.
    Wieder klackt eine Kugel auf den Teller.
    Der Totengräber öffnet eine Bierflasche.
    5. WOHNWAGEN Innen/Tag
    Sigi in einer neuer Figur.
    Die Hände über dem Kopf bei dem Versuch, eine Schrotkugel zwischen den Schulterblättern zu entfernen.
    Sigi : in zynischem, beichtartigem Demutsgeflüster, versucht hochdeutsch
    Ja, wenn ich die Gnade der Dialektfreiheit gehabt hätte,
    die Segnung der strategischen Beschränktheit.
    Dann wäre ich in der Primetime gelandet
    die schmerzhafte Erinnerung treibt ihn wieder in den

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