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Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Titel: Die Stachelbeerstraeucher von Saigon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Zimmerschied
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sicher Claudio Lasagne Orvieto.
    Rudi : Da Claudio, freilich.
    A wenig moger isa worn.
    Der Intellektuelle schweigt.
    Rudi : Ja guad, über Weihnachten hoda a wenig zuagnumma.
    Der Intellektuelle schweigt weiter.
    Rudi : Kennan Sie eam näher?!
    Intell. : Nein, weil es gar keinen Claudio Lasagne Orvieto gibt.
    Ein Glas Wein landet in Rudis Gesicht.
    Wastl sitzt in einem Raum voll mit afrikanischen Masken.
    Sie ängstigen ihn.
    Er befreit einen exotischen Vogel aus seinem Käfig.
    Er blättert traurig ein Telefonbuch durch.
    Plötzlich stoppt er auf der Seite mit den internationalen Vorwahlen.
    Fasziniert liest er Namen.
    Er wählt.
    Gebannt lauscht er, das Knacken im Hörer ist endlos.
    Es läutet.
    Eine verschlafene chinesische Stimme meldet sich.
    Wastl : verdattert
    Ja … servus, i bins … da Wastl.
    Pause. Die chinesische Stimme, zögernd, fragend.
    Wastl : Ehja, ganz guad. Und eich?
    Die chinesische Stimme wird lauter.
    Wastl : Habts ihr a a Party?
    Energische chinesische Frage.
    Wastl : Na, mia ham do so a Party, und i kenn de olle ned.
    Und do hob i mia denkt,
    ruaf i di a, weil di kenn i a ned.
    Sehr laute chinesische Antwort.
    Wastl : Oiso dann … servus.
    Wastl hängt ein.
    Die afrikanischen Masken beobachten ihn.
    Der Vogel sitzt auf seiner Schulter.
    Er trinkt.
    Stille.
    Die Brüder flüchten aus dem Paradies, das sich Oberbayern nennt.
    Sie hängen erschöpft in den Sitzen eines Zugabteils.
    Aus dem Lautsprecher tönt » Eine Reise ins Glück « .
    Bahnhöfe ziehen vorbei.
    Werden kleiner und kleiner.
    Der Vogel sitzt auf Wastls Schulter.
    Aus dem Lautsprecher tönt eine oberbayerische Fremdenverkehrswerbung.
    Hans schaltet ab.
    Rudi stolziert wieder in die Disco.
    Pause.
    Wastl sitzt im Wirtshaus und schlingt die Reste eines Krauteintopfes in sich hinein.
    Auf dem Bierglasrand balanciert der Vogel.
    Die Wirtin setzt sich zu ihm.
    Pause.
    Hans trinkt Obstler.
    Vor ihm ein Stapel ungeöffneter Briefe.
    Stille.
    Stille.
    Stille.
    Eine kleine poetische Burleske.
    Jenseits der politischen Sprengsätze.
    An was sollte es nun noch scheitern?
    Eine große Fehleinschätzung aller politisch engagierten Autoren.
    Es ist nicht immer das Politische, das trennt.
    Stille.
    Dieses Treatment entstand Anfang der Neunziger.
    Da war Helmut Kohl Kanzler.
    Das war insgesamt schon nicht im Sinne der Evolution.
    Da hat man als Intendant schon etwas Hirn aus der Schüssel nehmen müssen, um die Quote zu halten.
    Das war auch die Zeit, in der man verstärkt begann, Komik mit Til Schweiger zu verwechseln.
    Da war kein Platz mehr für Stille, Stille, Stille.
    Da begann gesellschaftlich die Verblödung, die uns heute den Fachkräftemangel beschert.
    Da mussten wieder die Tunten aus dem Schrank purzeln und die Torten im Gesicht landen.
    Da hat man wieder auf Mittel zurückgegriffen, die sich schon in der Steinzeit bewährt haben.
    Lachdichte war das goldene Kalb.
    Lacher pro Minute.
    Koste es, was es wolle.
    Narkose statt Aufklärung.
    Kanal fatal statt Achternbusch.
    Man kann Mario Barth eigentlich nichts vorwerfen.
    Wer mit Hella von Sinnen und Hugo Egon Balder ins Leben finden musste, der hatte eine schwere Kindheit.
    Und auch der Rundfunkrat hatte in Bezug auf seine Unterhaltungsredakteure umgedacht.
    Die haben niemanden mehr hinausgeschmissen, die haben gleich die Richtigen eingestellt.
    Sie nahmen ebenfalls die neue Inhaltsleere an und erkannten, dass es wesentlich leichter ist, Inkompetenz zu dulden, als Bewusstsein zu kontrollieren.
    Und so kam er wieder.
    Der Satz.
    Und die Geste.
    Ich fasste zusammen:
    Antiklerikalismus geht nicht.
    Beamtendestabilisierung geht nicht.
    Langsame Erzählstruktur auch nicht.
    Etwas abstrakt Politisches vielleicht?
    Über Macht.
    Über die strukturelle Gleichheit von unterschiedlichen Machtgefügen.
    Ein Bayer und ein Tscheche, beide in ihrer Heimat nicht kompatibel,
    nur spiegelverkehrt.
    Beide fliegen raus, lernen sich kennen und nehmen gemeinsam Rache.
    Aber das war Anfang der Neunziger, und auf einmal gab es keinen Osten mehr.
    Per Verordnung.
    Die Bösen waren plötzlich die Braven.
    Der Drecksruss war auf einmal auch ein Mensch.
    Und jeder glaubte es.
    Dann habe ich ein anderes Format angeboten.
    Visuell, mit der Chance, über Bilder zu erzählen, über die ständige Veränderung eines einzigen Motivs.
    Scheißhaussepp.
    Scheißhaussepp
    Ein Scheißhausbesitzer bei den grotesken Versuchen, sein Scheißhaus immer wieder dem Zeitgeist anzupassen.
    Ein Postamt zu integrieren.
    Eine

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