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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Gesteinsklumpen zu überreichen, einen kleinen Brocken Basalt, der von der Erde stammte – das übliche Entgelt für eine Audienz. Dieses überlieferte Protokoll durfte man nie verletzen, denn der Bibliothekar und all seine Diener neigten dazu, sich bei dem kleinsten Anzeichen für unhöfliches Verhalten zehntausend Jahre lang zurückzuziehen und in Schweigen zu hüllen. Und das konnte die Kalpa sich nicht mehr leisten.
    »Was führt dich hierher, Hüter?«, fragte das Angelin. »Habt ihr auf dieser Seite der Wirklichkeit Fortschritte verzeichnen können?«
    »Das zu beurteilen ist Sache des Bibliothekars. Ehre seinen Dienern.«
    Bei diesen Worten hüllte das Angelin sich in Silber und erstarrte – es rührte sich einfach nicht mehr, ohne dass Ghentun einen Grund dafür erkennen konnte. Schließlich hatte er sämtliche Formalitäten beachtet. Um sich in aller Ruhe und Gelassenheit auf das Kommende einzustellen, schaltete er Umhang und Körperplasma auf den langsamen Modus. Sicher würde er einige Zeit warten müssen.
    Es vergingen zwei Tag-Nacht-Zyklen, ohne dass sich ringsum irgendetwas verändert hätte – abgesehen davon, dass dreimal der graue, messerscharfe Suchscheinwerfer des Zeugen aus dem Chaos auftauchte und die Kammer durchschnitt.
     
    Schließlich löste sich das Angelin aus seiner silbernen Hülle und ergriff das Wort. »Der Bibliothekar wird dich empfangen. In weniger als tausend Jahren wirst du einen Termin bei ihm bekommen. Leite diese Information gegebenenfalls an deine Nachfolger weiter.«
    »Es wird keinen Nachfolger geben«, erwiderte Ghentun.
    Darauf reagierte das Angelin verblüffend schnell. »Ist das Experiment denn schon abgeschlossen?«
    »Nein, aber die Stadt ist am Ende.«
    »Wir haben lange nichts gehört. Das musst du erklären.«
    »Wir verfügen nicht mehr über den Luxus von Zeit und brauchen schnelle Entscheidungen«, gab Ghentun scharf zurück.
    Das Angelin dehnte sich aus und wurde durchsichtig. Für jedes Eidolon konnte der Ausdruck schnell einen Affront bedeuten, erst recht für einen Diener des Bibliothekars. Kaum zu glauben, dass diese Wesen für sich immer noch die Ehre in Anspruch nahmen, zur Menschheit zu zählen. Aber so war es nun mal.
    »Erkläre mir, so viel du kannst, ohne das Privileg des Bibliothekars anzutasten«, erwiderte das Angelin.
    »Es sind beunruhigende Ergebnisse aufgetreten, die Vorboten von Schlimmerem sein könnten. Die Kalpa ist die letzte Zuflucht der alten Realität, doch unser Einfluss ist allzu gering. Wie der Bibliothekar vorhergesehen hat, könnte unsere ganze Geschichte auseinanderfallen.«
    »Der Bibliothekar sieht nichts vorher. Alles ist eine Frage der Permutation.«
    »Selbstverständlich. Dennoch beobachten wir derzeit, dass Weltlinien sich abtrennen und auf unnatürliche Weise wieder
miteinander verbinden. Andere haben sich vielleicht schon vollständig aufgelöst. Womöglich sind bereits ganze Abschnitte der Geschichte verloren gegangen.«
    »Also hat das Chaos sich in die Vergangenheit eingeschlichen und verfolgt einen Rückwärtskurs in der Zeit?«
    »Einige der alten Gattung spüren etwas in dieser Art. Sie sind diejenigen, die uns stets die ersten Hinweise geben; schließlich haben wir sie genau zu diesem Zweck geschaffen.«
    Ganz Aufmerksamkeit, zog sich das Angelin wieder zusammen und nahm feste Gestalt an. »Wie Kanarienvögel in einer Kohlengrube«, bemerkte es.
    Ghentun kannte keine Kanarienvögel und hatte auch nur eine recht ungefähre Vorstellung von einer Kohlengrube.
    »Hat jemand von der alten Art hin und wieder ungewöhnliche Träume?«, fragte das Angelin.
    Ghentun zog den Umhang fester um sich zusammen. »Ich habe alles offenbart, was ich offenbaren durfte. Ehre sei dem Bibliothekar. Den Rest meines Berichts muss ich ihm persönlich anvertrauen, auf direktem Wege. So lautet das Protokoll.«
    »Von Malregard aus haben wir beobachtet, wie euer Nachwuchs die Grenze des Realen überquert hat. Das verstößt gegen das Gesetz der Stadt. Offenbar sind manche fest dazu entschlossen, im Chaos zu versinken. Wir haben keinen von ihnen wiederkehren sehen. Enthält dein Bericht das Eingeständnis, dass ihr versagt habt?«
    Ghentun wägte die Antwort darauf sorgfältig ab. »Diese Geschöpfe sind von Natur aus empfindsam und willensstark. Als demütiger Diener der Eidola überlasse ich es Euch, darüber zu urteilen, und nehme die Kritik des Bibliothekars gegebenenfalls an. Von ihm persönlich.«
    Während eine weitere lange Pause

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