Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
Kapitel 1
A ber wenn uns jemand gesehen hat?«
»Dann ist noch lange nicht gesagt, dass er auch den Feuerbringer und die untoten Soldaten gesehen hat.«
»Aber wenn jemand gesehen hat, wie ich das ganze Wasser von überall her rausgezogen hab und wie es um das Denkmal rum ge… gedingst ist?«
»Dann ist noch lange nicht gesagt, dass jemand davon ausgeht, dass du die Ursache dafür warst.«
»Aber wenn jemand gesehen hat, wie ich unten in das Tor eingebrochen bin?«
Professor Weissinger blieb stehen und sah Mara an. Dann grinste er. »Dann, Mara, wird der Jemand sich hüten, dir zu nahe zu kommen.«
Mara nickte. Das traf im Moment sogar aus mehreren Gründen zu, denn die beiden sahen aus, als würden sie zum Himmel stinken. Was vielleicht sogar ebenfalls zutraf …
Keiner der beiden trug noch ein sauberes Kleidungsstück. Die Jacke des Professors war zudem an mehreren Stellen aufgescheuert, und der linke Ärmel war nur noch rudimentär an der Schulter befestigt. Beide hatten ein Loch im rechten Hosenbein auf Höhe des Knies und diverse kleine und größere Löcher in allen anderen Kleidungsstücken außer vielleicht den Socken. Dafür waren die wohl für den Geruch verantwortlich. Wahrscheinlich hatte bisher deshalb kein Auto angehalten, obwohl sie jedes Mal den Daumen ausgestreckt hatten. Vermutlich war von ihrem Gestank die Windschutzscheibe beschlagen, und man hatte sie übersehen.
Mara verdrehte die Augen. Witze brachten sie jetzt doch nicht weiter! Sie sah sich um. Alles kam ihr so seltsam unwirklich vor. Noch vor ein paar Stunden hatten sie zusammen im Kopf des Hermannsdenkmals auf dem Teutberg gestanden und gegen untote römische Legionäre gekämpft. Der Feuerbringer selbst hatte sie dann in Form eines hochhausgroßen Zenturios angegriffen.
Gut, sie hatten ihn mithilfe des Denkmals selbst und einer Million Liter Wasser empfindlich zurückgeschlagen, aber dafür hatte der Kampf einen Bannkreis der Verwüstung in die Gegend um Detmold gestempelt. Sogar hier, mehrere Kilometer vom Teutberg entfernt waren die Spuren des Kampfes noch deutlich sichtbar:
Seit einer knappen Stunde marschierten Mara und Professor Weissinger nun schon am Rand der Landstraße zurück Richtung Kalkriese. Und alles, was auch nur entfernt mit Wasser zu tun hatte, war … na ja … kaputt. Egal ob Brunnen, Rohre, Hydranten oder Kühlschränke in einer Tankstelle – all diese Dinge waren nun nicht mehr zu retten oder mindestens dringend reparaturbedürftig.
»Du liebe Zeit«, brummte der Professor, als sie gerade eine weitere geplatzte Leitung passierten.
Grotesk verdrehte Rohre ragten aus dem Boden rund um einen einsam stehenden Bauernhof.
Mara hatte sofort wieder ein seltsames Bild im Kopf: Es sah aus, als hätte das Gebäude seine dünnen Spinnenbeine aus dem Boden gezogen, um darauf wegzulaufen, wäre dann aber aufgrund des Gewichts wieder eingeknickt.
Aus ein paar Rohren tröpfelte es nur, aber eine dicke geborstene Leitung mitten in einem Kräutergarten hatte die aufwändig angelegten Beete in eine Schlammwüste verwandelt. Gartenzwerge lagen im Morast wie die Opfer einer Sturmflut, und ihr maskenhaftes Grinsen wirkte so noch psychopathischer.
Mara hatte sofort ein schlechtes Gewissen. Allerdings nicht so sehr wegen der Gartenzwerge. Die waren ihr schon als kleines Kind ebenso suspekt gewesen wie Zirkusclowns.
Stimmt, dachte sie, es könnte viel schlimmer sein, wenn der Feuerbringer zum Beispiel ein angemalter Clown wäre.
Ein tiefer Seufzer des Professors weckte sie aus ihrem skurrilen Tagtraum. Als er darauf noch ein weiteres Mal seufzte, wusste Mara ziemlich genau, warum. Die Seufzer galten dem Auto seiner Exfrau Stefanie, mit dem sie vom Museum aus vor den untoten Soldaten geflüchtet waren. Genauer gesagt, dem Gedanken, wie er das Steffi beibringen sollte.
»Tut mir leid, dass ich ein Loch ins Dach gemacht habe«, murmelte Mara. »Und dass dann was draufgefallen ist.«
Der Professor stierte nur stumm geradeaus. Okay. Sie versuchte es noch einmal: »Aber es war doch eine gute Idee, das Auto zu tarnen, oder?«
»Ja, Mara. Das war eine tolle Idee, verblüffend in ihrer Einfachheit. Allein der Teufel steckte hier wahrlich im Detail der Durchführung.«
Mara runzelte die Stirn. »Also ehrlich jetzt, ich kann doch nix dafür, dass da ein Berg ist und dass man das von oben nicht so direkt sehen konnte! Ich wusste doch auch nicht, dass es da gleich neben dem Weg steil bergab geht!«
»Nun ja, ich sag mal: Jetzt
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