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Die Stadt der Toten: Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt (German Edition)

Die Stadt der Toten: Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt (German Edition)

Titel: Die Stadt der Toten: Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gran
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zusammen brachten wir Terrell zu einem Bekannten von Mick, der in der FBI-Zentrale in Metairie arbeitete. Wir übergaben Terrell erst, als man uns zugesichert hatte, ihn in Schutzhaft zu nehmen. Nicht vor den anderen Häftlingen brauchte er Schutz, sondern vor der örtlichen Polizei. Die Bundespolizisten verabscheuten die Polizei von New Orleans nicht weniger als Mick und ich und versprachen uns, gut auf Terrell aufzupassen.
    Als sie ihn mitnahmen, sah er verängstigt aus. Er hatte Todesangt. Das war nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen. Nun bekam er endlich die Gelegenheit, sich der schrecklichen Erinnerung zu stellen und ein für alle Mal damit abzuschließen. Er würde als ein besserer Mensch daraus hervorgehen, falls er überhaupt daraus hervorging. Aber eine bessere Chance hatte er nicht, zu dem Mann zu werden, der er sein wollte – ein Mann, der Kinder vor dem Ertrinken rettete.
    Einer der FBI-Leute hatte Vic Willing gekannt.
    »Vic Willing?«, fragte er ungläubig. » Der Vic Willing? Der hat … wirklich?«
    »Wirklich«, sagte ich. »Terrell war nicht der Einzige.«
    »Du liebe Güte«, sagte er, »man kann den Leuten immer nur vor den Kopf gucken.«
    »Genau«, sagte ich, »so ist es.«

    Als wir den Papierkram erledigt und Terrell abgegeben und den Agenten alles erklärt hatten, war es bereits Mittag des nächsten Tages. Wir ließen unsere Autos auf dem FBI-Parkplatz stehen und liefen die Straße hinunter – falls man in Metairie irgendetwas eine Straße nennen konnte – zu einem kleinen Sandwichladen, um zwei Poor Boys zu kaufen. Ich bestellte einen mit Krabben und Mick einen mit Austern, und sie entpuppten sich als die vielleicht köstlichsten Sandwiches der Welt. Wir redeten kaum ein Wort.
    Nach dem Essen liefen wir zum Parkplatz zurück. Wir sahen einander an. Mick wirkte okay. Das war nicht das glückliche Ende, das er sich gewünscht hatte, aber im Grunde war es gar kein Ende. Es war nur die Pause, in der die dicke Lady das Kostüm wechselte. Vor der nächsten Show bliebe Zeit genug, Terrell wieder auf die richtige Bahn zu lenken.
    »Tja«, sagte Mick zerknirscht, »du hattest wohl recht. Deine Methode hat schließlich doch funktioniert.«
    »Meine Methode funktioniert immer«, sagte ich. »Trotzdem wirst du mir beim nächsten Mal wieder von Anfang an misstrauen. So als wäre das hier nie geschehen.«
    »Du glaubst, es gibt ein nächstes Mal?«, fragte Mick. Ich konnte nicht sagen, ob in seiner Stimme Hoffnung oder Panik mitschwang.
    Ich zuckte die Achseln. »Klar«, sagte ich, »natürlich gibt es ein nächstes Mal.«
    Zum Abschied umarmten wir uns.
    »Ruf mich mal an, okay?«, sagte ich. »Du könntest mir auch eine E-Mail schreiben.«
    »Klar«, sagte Mick, »mach ich.«
    Als ich mich von ihm losmachte, sah ich sein Lächeln.
    Wir stiegen in unsere Autos und fuhren davon.

56
    A uf dem Rückweg zum Hotel rief ich eine New Yorker Kanzlei an, in der jemand arbeitete, den ich um einen Gefallen bitten konnte.
    »MacGowen, MacGowen und MacGowen«, flötete die Empfangsdame.
    »Ich möchte mit dem mittleren MacGowen sprechen«, sagte ich. »Sagen Sie ihm, Claire DeWitt ist dran.«
    Eine Minute später war MacGowen am Telefon.
    »Claire DeWitt«, sagte er mit gespielter Freude. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Umgekehrt. Was kann ich für Sie tun?«, sagte ich. »Ich habe nämlich das größte Pro-bono-Mandat aller Zeiten für Sie aufgetan, mein Lieber.«
    »Himmel, Claire«, sagte MacGowen. »Nächstes Jahr habe ich drei Kinder im College, und ich habe eine Ehefrau, die Geldscheine frühstückt. Ich habe eine Hypothek und …«
    »Warten Sie«, sagte ich, »ich bin noch nicht fertig.«
    Ich schilderte ihm den Fall. Ich erzählte ihm von dem Sturm. Ich erzählte ihm von Terrell und dem Missbrauch, mit dem er leben musste. Ich erzählte, wie sehr seine Freunde ihn liebten und dass er unter schlimmsten Bedingungen auf die Welt gekommen war, dass niemand ihn geliebt und sich niemand um ihn gekümmert hatte, dass er sich selbst großgezogen hatte und das Resultat erstaunlich war. Ich erzählte MacGowen, wie nett und clever Terrell war und dass es eine Schande wäre, ihn ins Gefängnis zu stecken. Eine verdammte Schande für uns alle.
    MacGowen schwieg lange. Ich hörte ihn seufzen.
    »Okay«, sagte er dann, »ich mach’s.«
    Wir besprachen die Details. Bevor wir auflegten, sagte ich: »Hören Sie, ich kenne da diesen Nachwuchsdetektiv. Er fängt eben erst an. Er kennt den Jungen, er kennt das

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