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Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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werde dich jetzt allein lassen. Wenn alles gut geht, komme ich
vielleicht in drei Tagen schon wieder. Kann ich noch irgendetwas
für dich tun?« »Ja«, antwortete Mike. »Warten Sie, bis wir auf
dreitausend Metern sind, und dann steigen Sie ohne Taucheranzug aus der Schleuse!«
Argos sah ihn nur noch einen Moment lang traurig an, dann
schüttelte er den Kopf, lächelte bitter und klopfte an die Türe,
damit sein Kamerad, der draußen Wache stand, ihn hinausließ.
Die drei Tage, von denen Tarras und Argos gesprochen hatten,
vergingen quälend langsam. Mike blieb wie alle
anderen
während der gesamten Zeit in seiner Kabine eingesperrt und er
wusste schon bald nicht mehr, ob es Tag oder Nacht war, ob er
einmal oder zweimal geschlafen hatte und wie viel Zeit wirklich
verstrich. Die Maschinen arbeiteten jetzt ununterbrochen mit
voller Kraft und der Rumpf dröhnte, knisterte und knirschte
unentwegt. Einmal glaubte Mike sogar das explosionsartige
Krachen von Nieten zu hören, die unter der gewaltigen Belastung
des Wasserdrucks platzten. Sie mussten also sehr tief unter Wasser
sein. Schließlich ging seine endlose Gefangenschaft zu Ende.
Wieder näherten sich Schritte vor der Tür. Mike, der auf dem
Bett lag, hob den Kopf, machte sich aber nicht einmal mehr die
Mühe aufzustehen. Er war der vergeblichen Hoffnung
freigelassen zu werden in den letzten Stunden und Tagen einmal
zu oft aufgesessen. Diesmal jedoch war sie nicht vergeblich. Die
Schritte hielten vor seiner Tür an, dann hörte er, wie der Riegel
zurückgeschoben wurde und einen Augenblick später blickte
Vargan zu ihm herein. Er hatte seine zerschlissene englische
Seefahreruniform gegen eine der grauen Bordmonturen der
NAUTILUS eingetauscht und trug nun ebenfalls eine Pistole im
Gürtel. Ohne ein Wort zog er die Tür ganz auf und trat einen
Schritt zurück. Mike folgte der unausgesprochenen Einladung,
erhob sich langsam vom Bett und schlurfte an dem Atlanter
vorbei auf den Gang.
Sie waren allein. Alle anderen Türen standen offen. So wie er
der Letzte gewesen war, den sie eingesperrt hatten, war er nun
auch der Letzte, den sie wieder freiließen. Auf Vargans Wink hin
begann er in Richtung Salon zu gehen.
Seine Vermutung erwies sich als richtig. Außer ihm waren alle
anderen bereits im Salon versammelt. Zu seiner großen
Überraschung und noch größeren Freude erkannte er, dass die
Atlanter selbst Serena freigelassen hatten. Sie saß neben
Trautman und Singh auf der Couch am Kartentisch und ein
erfreuter Ausdruck huschte über ihr Gesicht, als sie ihn erkannte.
Mike eilte los, schloss sie heftig und kurz in die Arme und wandte
sich dann an Trautman: »Was ist passiert? Wo sind wir?«
Trautman hob nur die Schultern. »Ich weiß es nicht«, sagte er.
Mike sah zum Fenster. Die Irisblende vor dem gewaltigen
Bullauge war geschlossen, sodass er nicht sehen konnte, was
draußen war. Vermutlich hätte es ihm aber auch nichts genutzt,
wäre sie geöffnet gewesen. Sie mussten unendlich tief unten im
Meer sein, in einem Bereich ewiger Finsternis, den niemals ein
Sonnenstrahl erreicht hatte.
Nach einigen weiteren Sekunden jedoch beantwortete Argos
seine Frage. Er stand zusammen mit den beiden anderen
Atlantern am Steuerpult und bediente konzentriert die
komplizierten Instrumente, die die NAUTILUS lenkten.
»Wir haben unser Ziel erreicht. Noch wenige Minuten und wir
sind da.«
Wie zur Antwort darauf erzitterte die NAUTILUS sanft; es
war nicht, als hätte etwas das Schiff getroffen, sondern mehr, als
wäre es von einer großen, unendlich starken Hand ergriffen und
ein Stück zur Seite gezogen worden. Vermutlich waren sie in eine
unterseeische Strömung geraten.
»Wo sind wir?«, fragte Mike noch einmal. Argos tauschte einen
raschen Blick mit Tarras, den dieser nach einem unmerklichen
Zögern mit einem Kopfnicken beantwortete. Der Atlanter
betätigte einen Schalter und die riesige Irisblende begann sich
summend auseinander zu schieben.
Das Erste, was Mike sah, als sich das Fenster geöffnet hatte,
war eine geradezu unglaubliche Anzahl von Haien, die das Schiff
in einem dichten Schwärm begleiteten. Nicht einer von ihnen
schien kleiner als fünf oder sechs Meter zu sein und er erkannte
allein auf den ersten Blick mindestens ein halbes Dutzend jener
gigantischen Kolosse, denen sie schon einmal begegnet waren.
Dazwischen aber glaubte er auch einige fast menschenähnlich
aussehende Gestalten zu erkennen – auch die unheimlichen

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