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Die Stadt der Wahrheit

Die Stadt der Wahrheit

Titel: Die Stadt der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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ich meine Tochter.
    Bevor ich das Radio zerstört habe, hatte uns eine aufwühlende Nachricht erreicht. Ich versuche immer noch, damit fertigzuwerden. Im letzten Oktober hat ein begabter Chemiker an der Voltaire-Universität ein Heilmittel gegen die Xaviersche Seuche entdeckt.
    Andrea klettert herunter. »Ich singe dir sehr gern etwas vor.« Sie ist erst zweieinhalb Jahre alt, aber sie spricht mindestens wie eine Vierjährige.
    Boris bereitet sich eine Tasse Donaldsons Trinkbaren Kaffee.
    Aus heiterem Himmel fragt Helen: »Hast du mit jener Frau geschlafen?«
    »Mit welcher Frau?«
    »Martina Coventry. Also, hast du?«
    Ich kann antworten, was ich will. »Warum fragst du mich das jetzt?«
    »Weil ich es jetzt wissen will. Hast du jemals…?«
    »Ja«, sage ich. »Einmal. Bist du traurig darüber?«
    »Ich bin traurig darüber«, sagt Helen. »Aber ich wäre noch trauriger, wenn du mich angelogen hättest.«
    Andrea klettert mir auf den Schoß. Ihr Gesicht, so stelle ich mit großer Freude fest, ist eine vollkommene Vereinigung von Helens und meinen Zügen. »›Ich verberge meine Flügel in meiner Seele‹«, singt sie, Text von Martina Coventry, Musik von Andrea Sperry.
    »›Ihre Federn sind weich und trocken‹« singen meine Tochter und ich gemeinsam. Die Melodie ist teils ein Klagelied, teils eine Hymne.
    Jetzt fallen auch Helen und Boris mit ein, als ob meine satirevianische Erziehung irgendwie auf sie abgefärbt hätte. Das Lügen bereitet ihnen keinen sichtbaren Schmerz.
    »›Und wenn die Welt nicht hersieht…‹«
    Wir befinden uns in vollkommener Harmonie, wir vier. Ich bin kein großer Freund des Lügens, wird mir beim Schmettern der letzten Zeile – unserem peinlichen Leugnen der Schwerkraft – bewußt, aber ich habe auch nichts dagegen.
    »›Holen wir sie heraus und fliegen‹«, singen wir alle gemeinsam, und wenn ich auch so flügellos wie ein veritasianisches Schwein bin, habe ich doch das Gefühl, letztendlich irgendwohin zu gelangen.

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