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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
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Kampfanlagen gegraben, und wir hätten das alles aufgegeben.
    Major Demtschenko (Kommandant Stalingrads): Die Arbeit der Kommandantur wurde dadurch stark vermehrt, dass unsere militärischen Verbände sich so viel bewegten. [328]   Einige Verbände mussten festgehalten werden. Im Verlauf von etwa zehn Tagen hielten wir Zehntausende fest. In den ersten zehn Augusttagen wurden 17360 Mann festgehalten. Nur innerhalb der Stadt. Außerhalb wurden 85000 Mann festgehalten, eine ganze Armee! Ich machte der Frontleitung Meldung. Sofort wurde eine Frontsammelstelle organisiert. Die Leute, Kommandeure und Mannschaften, wurden zur Sammelstelle geschickt. Von dort kamen sie gleich an die Front. Unsere Aufgabe bestand darin, zu verhindern, dass Leute die Wolga überquerten. Deshalb stellte die Kommandantur auf den wichtigsten Straßen Posten auf. Am Stadtrand standen Sperrtrupps. Fast jede Straße wurde von Kontrollposten gesichert. Wir kontrollierten auch die Zivilbevölkerung, alle.
    Tschujanow (1. Sekretär des Parteikomitees, Gebiet Stalingrad): Die Nacht vom 22. auf den 23. August verbrachte ich im Gebietskomitee. Ich war spät vom Frontstab zurückgekommen, wartete auf einen Anruf vom ZK. […] Ich trat aus dem Gebäude des Gebietskomitees und ging zur Wolga. Trotz der Nähe der Front verlief das Leben ganz normal. Hausmeister begossen wie immer Grünanlagen. Hausfrauen, schon gewöhnt an die häufigen Angriffe der faschistischen Luftwaffe, eilten in die Geschäfte und auf den Markt. Frauen hielten Kinder an der Hand. Ich betrachtete sie, und mein Herz krampfte sich zusammen. Was erwartete sie? Der Feind stand ja schon vor den Toren.
    Pixin (Sekretär des Parteikomitees, Stadt Stalingrad): Es war am 23. August gegen vier Uhr nachmittags. Ich war im Verteidigungskomitee der Stadt und wurde vom Rajonkomitee angerufen, der Feind wäre in Rynok eingedrungen. Ich sagte: »Das ist Geschwätz.« »Es ist wahr. Goregljad, [329]   der stellvertretende Volkskommissar für Panzerproduktion, war da, ruf ihn an.« Ich tat es. »Was ist los, Genosse Goregljad?« »Ich sehe mit eigenen Augen feindliche Panzer.« Tja, was sollte man tun? Wir gaben gleich den Zerstörungsbataillonen das Kommando.
    Pigaljow (Vorsitzender des Sowjetkomitees, Stadt Stalingrad): Als Stalingrad eine so große Gefahr drohte, gab es direkt vor der Stadt keine Truppenverbände. Auf der Höhe vom Traktorenwerk lagen Truppen 70–80 Kilometer von der Stadt entfernt. Im Grunde bestand die Gefahr, dass der Gegner in die Stadt, zum Bezirk Traktorenwerk und weiter marschierte – der Weg war offen. Aber es griffen Panzer an, und so leisteten unsere Flakverbände ziemlich starken Widerstand und schossen eine große Anzahl ab. Offenbar gewannen die Deutschen den Eindruck, dass sie, wenn sie schon auf den Annäherungswegen ständig beschossen wurden, beim Einmarsch in die Stadt selbst auf noch heftigeren Widerstand stoßen würden. Und weil es Abend wurde, riskierten sie nicht, in die Stadt einzumarschieren. Wären sie abends gegangen, wären sie in die Stadt reingekommen. Vor der Stadt hatten wir Flakartillerie, hier hatten wir keine. Auf den Dächern standen Flaks, aber von Dächern feuerst du ja nicht auf Panzer in den Straßen. Sie kamen nicht in die Stadt, machten draußen halt und übernachteten dort. Sie waren bis nach Rynok gekommen und bis nach Spartakowka. Die Entfernung lässt sich nicht in Kilometern, sondern in Metern messen.
    In dieser Nacht [vom 23. auf den 24. August] mobilisierten Verteidigungskomitee und Parteikomitee der Stadt alle nur möglichen Kräfte. Alle Zerstörungstrupps, alle Kräfte, die sich in den Arbeitersiedlungen fanden, wurden unter Waffen gestellt und als Stütze, als Streitkraft zur Verteidigung der Stadt aufgestellt. Es war unser Glück, dass wir in der Stadt über das Traktorenwerk verfügten, das zur Panzerfabrik und zur Artilleriefabrik geworden war. Die Traktorenwerkarbeiter legten sich ins Zeug und stellten in dieser Nacht 60 Panzer fertig. Sie nahmen alles, was nicht fertig war: Die einen standen auf der Hebebühne, warteten auf eine Reparatur, die anderen waren kurz vor der Abnahme. Es gab unterschiedliche Mannschaften. Ein Großteil der Panzermannschaften bestand aus Arbeitern der Traktorenfabrik, die Probefahrten gemacht oder geprüft hatten und Ähnliches. […] Auf diese Weise sorgten wir bis zum Morgen für eine gewisse Verteidigung der Stadt, denn Verteidigung im vollen Wortsinn konnte das nicht genannt

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