Die Steampunk-Saga: Episode 3: Macchina Destructa (German Edition)
umgebracht!“, kreischte Vespasia, bevor Kate den Satz beenden konnte. „Ich kann es kaum erwarten, mich endlich an ihm zu rächen!“
Die Vampirin ließ nun endgültig die Maske der feinen Lady fallen. Ihr schönes Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze des Hasses. In diesem Moment erkannte Kate nur allzu deutlich, dass ihr wirklich kein menschliches Wesen gegenüberstand. Gewiss, einst war auch Vespasia eine ganz normale junge Frau gewesen. Kate hatte keine Ahnung, wie lange das her war. Kate wusste nur, dass von der Blutsaugerin eine tödliche Bedrohung ausging. Und zwar nicht nur für sie selbst, sondern auch für den Mann, den sie liebte.
Freiwillig würde Vespasia Kate gewiss nicht gehen lassen. Kate musste kämpfen, obwohl sie eigentlich keine Chance hatte. Sie zog die Schusswaffe aus der Tasche und spannte den Revolverhahn. Vespasia riss ihr Vampirmaul noch weiter auf, obwohl das kaum möglich schien. „Du wagst es, deine Bleispritze gegen mich zu erheben? Glaubst du wirklich, damit beeindruckst du mich?“
Kate antwortete nicht, sondern zog den Stecher durch. Sie spannte den Revolverhahn erneut und feuerte noch einmal. Kate hätte niemals auf einen Menschen geschossen, aber Vespasia war schon lange kein Mensch mehr. Beide Patronen schlugen in den untoten Körper ein, zeigten aber keine nennenswerte Wirkung. Dennoch litt Vespasia unter den Schüssen, denn sie hielt sich die Ohren zu. Kate hatte nicht gewusst, dass die Vampirin laute Geräusche nur schwer ertragen konnte. Aber nun sah sie es mit eigenen Augen. Sie wollte noch einmal schießen, um Vespasia zurückzutreiben und an die Tür zu gelangen.
Doch soweit kam es nicht.
Vespasia schnellte durch die Luft auf Kate zu. Der linke Fuß der Vampirin krachte wie ein Vorschlaghammer gegen Kates Brust.
Kate schrie auf und ging zu Boden. Schmerzhaft schlug sie mit dem Hinterkopf auf den Teppich. Aber viel schlimmer war, dass sie im Fallen den Revolver verlor.
Vespasia kniete nun auf Kates Oberkörper. Kate zappelte wie ein Fisch, der ins Netz gegangen ist. Sie versuchte, sich loszureißen, aber es war völlig sinnlos. Gegen die überlegenen Kräfte der Vampirin kam sie nicht an.
„Du bringst mich zum Lachen, Kate Fenton. Und weißt du auch, warum? Ich finde es immer amüsant, wenn ein sterblicher Mensch uns gegenüber aufmüpfig wird. Dein James Barwick fühlt sich wahrscheinlich sehr stark, weil er einige von meinen Artgenossen ausschalten konnte. Auch Claudius Myams, den ich über alles geliebt habe. Aber für deinen schönen heldenhaften Gentleman habe ich mir eine ganz besondere Strafe ausgedacht. – Weißt du, was ein Blutdiener ist?“
Kate schüttelte heftig den Kopf. Ihre hilflose Lage und die drohende Gefahr für James und Singh trieben ihr die Tränen in die Augen. Eigentlich war sie eine tapfere Frau, die nur selten weinte. Aber Kate hatte sich auch noch nie zuvor in einer so aussichtslosen Lage befunden.
Vespasia fuhr mitleidlos fort: „Ein Blutdiener ist die erbärmlichste Kreatur, die du dir vorstellen kannst. Vampire benutzen Blutdiener, um sich Nahrung zu verschaffen. Wir trinken diese menschlichen Sklaven nicht leer, denn dann wäre ihnen ja ein schneller Tod gewiss. Und wir adeln sie auch ganz gewiss nicht dadurch, dass wir sie zu unseresgleichen machen. Nein, ein Blutdiener muss uns über viele Monate und Jahre hinweg als sprudelnde Quelle dienen, während er immer schwächer und schwächer wird.“
„Hör auf!“, rief Kate schluchzend und biss sich auf die Unterlippe. Dass James ein solches Schicksal drohte, war beinahe mehr, als sie ertragen konnte.
„Was meinst du, Kate Fenton? Soll ich dich vielleicht auch zu einer Blutdienerin machen?“
Kate wusste nicht, ob Vespasia eine Antwort von ihr erwartete. Doch im nächsten Moment geschah etwas, womit weder Kate noch ihre Widersacherin gerechnet hatten. Die schmale Hinterwand des kalten Kamins zerbarst. Und zwischen den herabfallenden Ziegelsteinen erschien eine kleine rötliche Gestalt.
Es war ein Fuchs.
Das Raubtier stürzte sich fauchend mit einem gewaltigen Satz auf die Vampirin.
Natürlich war der Fuchs kein normales Lebewesen, sondern Singh in seiner verwandelten Gestalt. Anders wäre es ja kaum möglich, dass ein so kleines Tier einfach die Kamin-Rückwand durchbrechen könnte. Außerdem hatte sie ja schon von den Vampiren erfahren, dass sich James und der Inder in den zahlreichen Geheimgängen von Frawley Manor verborgen hatten.
Momentan wurde Kate von den
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