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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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zur Deckung bringt, schildert Episoden aus Gibsons Roman als Rituale der Gewalt und Brutalität, bei denen nicht mehr – wie noch in Gibsons Geschichten – etwas in ständigem Austausch begriffen ist, der Computerjunkie einen Ort jenseits des Bildschirms festzuhalten versucht, der ihm jedoch immer wieder, mit jeder neuerlichen Aufrüstung der eigenen Person, entgleitet. Auch bei Williams gibt es eine Sogwirkung, eine Bewegung der Vergeblichkeit, doch ist sie von wesentlich anderer Art. Bei ihm werden Fakten nebeneinander gestellt, Fakten, die für einen rasanten Handlungsverlauf sorgen, aber nicht durch ein Vakuum, in das der Leser gezogen wird, sondern durch ihre Beschwörung einer unveränderlichen Realität, zu der es außer den Oberflächen, aus denen sie sich zusammensetzt, keinen Negativabdruck, keinen immateriellen Raum gibt, in dem man sich als modernes Mensch/Maschine-Bewußtsein verlieren könnte. Williams setzt an die Stelle der zersplitterten Identität, die Gibsons Texte verkörpern, eine harte, rauhe Schale, unter der nichts ist, was den einzelnen über seine eigene Identität verunsichern könnte. Wie er in seiner Widmung zu Hardwired schreibt: »Danke, und einmal an den breitrandigen Hut getippt.« Der dies schreibt, steht mit beiden Beinen auf der Erde, setzt an die Stelle der Tiefe, die sich unter ihm auftut, eine unermeßliche, grenzenlose Weite, ausgepflastert mit Fakten, die zur Beruhigung aller keinerlei Doppelbödigkeit aufweisen. Damit geht eine Unschädlichmachung der Gefahren einher, die offenbar von Gibsons Cyberpunk-Prototyp Neuromancer ausgehen, die allerdings nicht eines eigenen Reizes entbehrt.
    Computer in jeder Form und Drogen für jeden Zweck bestimmen die Welt von Cowboy und Sarah, den beiden Hauptakteuren von Williams' Roman. Das klingt so neu nicht und trifft auch auf unsere Welt zu, aber in Hardwired, das auf dem Schutzumschlag der Erstausgabe verdeutlichend ›Hard Wired‹ (schwer verdrahtet) geschrieben war, geht die technische Entwicklung noch einen Schritt weiter: Da sitzen Computerkristalle im Hirn und haben durch implantierte Buchsen, die Gibsonschen Interfaces, Direktanschluß ans allgewaltige Computernetz. Die so Aufgerüsteten verfügen über entsprechend schnelle und vielfältige Fähigkeiten sowohl geistiger als auch körperlicher Art, und die Innenseite der Hirnschale erscheint als zusätzlicher Monitor. Auch der medizinischen Technik werden phänomenale Fortschritte zugebilligt, so daß beinahe alles möglich ist – von künstlichen Augen über nachwachsende Gliedmaßen bis zum vollen Körperaustausch. Aber das alles kostet sehr viel Geld, das im wilden Großstadtdschungel nur schwer zu verdienen ist. Und die Erde ist düster, schmutzig und unwirtlich, erinnert sehr an jene aus dem Film Blade Runner, einen weiteren starken Cyberpunk-Einfluß. Daher ist Sarahs Karriere von der Hure zur aufgerüsteten Leibwächterin und Killerin mit eingebautem ›Wiesel‹, einer hinter der Zunge implantierten Schlangenwaffe, ganz normal. Sie scheint nur ein Ziel zu kennen: zusammen mit ihrem abgöttisch geliebten Bruder aus dieser Hölle buchstäblich in den Himmel zu kommen, denn dort laufen die Fäden der Macht zusammen, dort im Orbit mit sauberer Luft und viel Luxus liegt die technische und politische Zukunft der Menschheit. Die ›Orbitalen‹ sind Angehörige verschiedener Machtblöcke, die als Hypermultis das Geschehen auf der Erde bestimmen, nachdem sie im sogenannten Steinbrockenkrieg die alte Machtverteilung und die Nationen beseitigt haben. Die Zerstückelung der USA gleicht wohl dem Zustand Deutschlands vor Gründung des deutschen Zollvereins. Und hier kommt Cowboy ins Spiel, ein ehemaliger Jet-Pilot, den der Traum vom Fliegen nicht losläßt: Er verkörpert den typischen Helden, der in einer Welt voller Zwänge die Freiheit sucht und dabei zur lebenden Legende wird. Während er mit seinem Luftkissenfahrzeug exotische, elektronische und biotechnische Güter durch die balkanisierte Welt der USA schmuggelt, wird ihm bewußt, daß er keineswegs der letzte Botschafter der Freiheit ist, als der er sich sah, sondern nur ein weiteres Werkzeug der Multis, die seinen Schmuggel dazu benutzen, die Preise auf dem vermeintlich freien Markt zu manipulieren. Seine Aufrüstung läßt ihn zur Einheit mit dem Panzer werden. Als ›Panzerboy‹ gründete er – wie Rubber Duck in dem Film Convoy – einen lockeren Verbund, der ihn im Kampf gegen die Multis unterstützt. Auch von Sarah

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