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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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nachdenken! Ich wette, ich kann dich irgendwo unterbringen.«
    Steward sah unruhig nach links und rechts. »Ich mag den Laden hier nicht«, sagte er. »Bestimmt fängt gleich einer an, Oldies auf dem Klavier da zu spielen, zehn Jahre alte Oldies, und ich kann mich nicht dran erinnern. Können wir nicht austrinken und woanders hingehen?«
    Ein Lächeln zupfte an ihren Lippen. »In meine Wohnung?«
    Tief unten im Bauch spürte er, wie sich die Angst auflöste.
    »D'accord«, sagte er.
    Sie sah zu ihm auf und legte die Zunge an die Zähne. »Vor gestern nacht hab' ich's noch nie mit einem Klon gemacht.«
    Die Weide ließ Feuer durch seine Kehle kriechen. »Zum Glück«, sagte er, »ist das eine Fähigkeit, an die ich mich erinnern kann.«
    Als er am Morgen ins Krankenhaus zurückkam, wartete die Polizei auf ihn.
     
    Die Wände im Verhörraum waren pink mit haselnußbraunen Verzierungen und von Graffiti verunstaltet; niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie abzuwaschen. Steward erinnerte sich, daß jemand ihm einmal erzählt hatte, pinkfarbene Wände würden Gewalttäter unterbewußt beruhigen. In dem Raum befanden sich ein tragbarer Recorder/Computer, die übliche Pritsche und zwei Polizeibeamte. Lemercier war ein kleiner, aggressiver junger Mann, der viele abrupte, zornige Handbewegungen machte. Dabei fletschte er oftmals die Zähne. Hikita war älter; er hatte graue Haare und einen kleinen Zahnbürsten-Schnurrbart und sah müde aus. Sie hatten zuvor die Zuckerbrot-und-Peitsche-Nummer bei ihm probiert, aber keiner von ihnen schien mit dem Herzen dabei zu sein, nicht nachdem er ihnen erzählt hatte, wo er die Nacht verbracht hatte.
    Hikita trank Kaffee aus seiner Schaumstofftasse. »Ihr Alibi stimmt«, sagte er.
    »Danke«, sagte Steward. »Da sind wir einer Meinung.«
    »Als ausgebildeter Killer schienen Sie ein naheliegender Verdächtiger zu sein. Und Sie waren nicht da, wo Sie sein sollten.«
    Steward zuckte die Achseln. Er mochte keine Cops, ob sie mit ihm einer Meinung waren oder nicht. Wohl ein alter Reflex Lemercier sah ihn an und saugte die Lippen ein. Sein Mund wurde zu einer dünnen, zornigen Linie.
    »Sie haben keine Ahnung, wer Dr. Ashraf umbringen wollen könnte?« fragte er. »Nur für die Akten?«
    »Ich hab' den Mann nur fünf bis zehn Stunden pro Woche gesehen, und selbst dann hab' ich die ganze Zeit geredet. Ich weiß nicht, mit wem er sonst noch Umgang hatte. Sehen Sie in seinen Unterlagen nach.«
    »Er hatte keinen schönen Tod, Mr. Steward.« Lemercier zeigte wieder die Zähne. »Man hat ihn an seinen Bürosessel gefesselt und gefoltert. Zuerst mit etwas sehr Scharfem, wie einem Skalpell. Dann mit einer Zange. Dann haben sie ihn garottiert. Haben ihm fast den Kopf abgetrennt. Möchten Sie die Bilder sehen?«
    Steward sah ihn an. »Nein.«
    Lemercier beugte sich näher zu ihm. Steward dachte an die Schalldämpfung in Ashrafs Büro und daß niemand etwas gehört haben konnte. Die Schreie des Arztes würden nicht einmal so laut gewesen sein wie der Schnellzug. Jemand hatte das gewußt.
    »Feldverhör«, sagte Lemercier. »So haben sie's genannt, stimmt's? Als sie Ihnen beigebracht haben, wie man solche Sachen macht. Haben Sie auch was drüber gelernt, wie man Zangen benutzt?«
    Steward sah Lemercier in die Augen. »Ja«, sagte er. »Ich erinnere mich an die Lektion über Zangen. Wir mußten uns Notizen machen.« Sein Blick ging von dem einen Polizeibeamten zum anderen, dann zurück. »Versuchen Sie immer noch, die Sache mir anzuhängen, oder was? Mein Alibi stimmt, erinnern Sie sich?«
    Hikita und Lemercier wechselten ausdruckslose Blicke. Hikita wandte sich an Steward. »Wir können in Ashrafs Unterlagen nicht nachsehen«, murmelte er in seine Kaffeetasse. »Jemand ist in den Hauptcomputer des Krankenhauses eingedrungen und hat sie gelöscht. Wir haben nur seinen Terminkalender.«
    »Hat man Ihnen bei den Eisfalken auch beigebracht, Computer zu löschen, Mr. Steward?« Lemercier natürlich.
    »Alles, was ich weiß, ist längst überholt, glaube ich«, sagte Steward.
    Er sah sich die Graffiti auf den pinkfarbenen Wänden an. SALONLÖWEN HERRSCHEN. MANX MAN WAS HERE. Daten. ÉCRASEZ L'INFÂME. Das letzte stammte von ihm. Er hatte es vor zwei Stunden hingemalt, während er durch das Zweiwegglas in der Wand beobachtet wurde. Es war das Motto der Canards gewesen. »Hatte er gestern abend einen Termin?« fragte er.
    »Nein.«
    »Keine große Hilfe, hm?«
    » É crasez l'infâme«, sagte Hikita mild. »Ich

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