Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
Vom Netzwerk:
Soldaten sind noch nicht so weit, dass sie Leuten mit schwarzer Haut vertrauen, und ägyptische Edelleute schätzen dich in jeder Hinsicht geringer als sich selbst.« Er beugte sich über den Tisch und packte Hor-Ahas Arm. »Die Rede ist von harten Tatsachen, mein Freund, und ich muss darüber sprechen. Für mich bist du Ägypter, und nicht nur Ägypter, sondern einer der besten. Ich liebe dich. Ich nehme dir den Fürstentitel nicht fort, den mein Bruder dir verliehen hat, gebrauche ihn jedoch nicht, bis ich die Doppelkrone auf dem Haupt trage. Verzeih mir und verstehe mich bitte.«
    »O ja, ich verstehe schon«, sagte Hor-Aha mit rauer Stimme. »Ich habe mein Leben für deine Familie riskiert. Dein Vater hat mir tatsächlich mehr bedeutet als mein eigenes Leben, und ich habe ihn innig geliebt. Und dafür werde ich mit Verachtung belohnt. Das tut weh, Ahmose.« Er schluckte. »Dennoch bin ich der beste Taktiker, den du hast.« Er musterte Ahmose mit kaltem Blick. »Vergiss nicht, dass ich Ägypter bin. Meine Mutter Nihotep war Ägypterin. Trotz meiner Hautfarbe gehöre ich hierher, und deswegen vertraue ich darauf, dass du zu gegebener Zeit das Versprechen hältst, das Kamose mir gegeben hat, und bis dahin kannst du mir befehlen. Du brauchst mich.« Jetzt entzog er Ahmose seinen Arm, schob seinen silbernen Armreif an die Stelle, wo Ahmoses Finger ihn gepackt hatten, und der lehnte sich zurück.
    »Natürlich brauche ich dich«, wiederholte er heftig. »Was kann ich sonst noch sagen? Diese Sitzung ist beendet. Komm morgen, ehe du aufbrichst, zu mir, Hor-Aha. Du hast einen Monat Zeit, die gewünschten Informationen einzuholen. Sowie Kamose bestattet ist, möchte ich ins Delta aufbrechen.« Er erhob sich und die anderen auch. Hor-Aha verbeugte sich, verließ eilig den Raum und schlug die Tür hinter sich zu.
    »Ihr Götter, Ahmose, hoffentlich hast du dir unseren wertvollsten Verbündeten nicht zum Feind gemacht. Vertraust du ihm denn nicht mehr?«, fragte Aahotep.
    »Ich liebe ihn, Mutter«, sagte Ahmose müde. »Ich liebe ihn, aber ich vertraue ihm nicht. Ich habe bei ihm schon oft einen Stolz gespürt, den man zügeln muss. Er schluckt ihn hinunter, aber ohne eine feste Hand geht er mit ihm durch und vernichtet ihn.« Sie kam um den Tisch herum und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Ich staune über den Weitblick und die Klugheit, die du heute Abend bewiesen hast«, sagte sie. »Das sollte ich eigentlich nicht, schließlich habe ich dich geboren und aufgezogen, und trotzdem. Ägypten ist bei dir wohl aufgehoben. Schlaf gut, Majestät.« Dieses Mal schloss sich die Tür leise.
    »Ich bin auf einmal sehr müde«, murmelte Ahmose. »Mein Kopf hämmert. Heute Abend nehme ich Mohnsaft, aber ich möchte, dass du bei mir schläfst, Aahmes-nofretari. Ich muss deinen Leib spüren. Ich hätte dich gern geliebt, aber dazu fehlt mir die Kraft.«
    »Wir können doch Seite an Seite liegen und so tun als ob«, neckte sie ihn. Dann nüchterner: »Ahmose, warum hast du Ramose nicht hinzugezogen?«
    »Seltsam, und dabei ist Ramose der einzige Mensch, dem ich völlig vertraue«, antwortete er. »Aber er ist kein Soldat. Außerdem trauert er um seine Mutter.« Aber wir trauern auch um Kamose, hätte sie gern erwidert. Stattdessen sagte sie: »Schickst du ihn als Spion nach Auaris? Und was ist mit Mesehti und Machu? Und übrigens auch Anchmahor?« Eng umschlungen gingen sie zur Tür.
    »Ich brauche keinen Spion in Auaris«, sagte er, als sie aus dem Arbeitszimmer traten. »Hor-Aha hat Recht. Die Stadt fällt bei diesem Feldzug nicht. Sie wird gut verteidigt. Ich konzentriere mich darauf, die Setius umzubringen, die ins Delta einsickern. Was die beiden Fürsten angeht, so biete ich ihnen neue Titel und behalte sie in meiner Nähe, aber ihre Divisionen habe ich ihnen bereits weggenommen, was sie jedoch noch nicht wissen. Und Anchmahor…« Sie kamen am Eingang zum hinten gelegenen Garten vorbei und schritten langsamer, weil sie die duftende Brise genießen wollten, ehe sie weitergingen. »Anchmahor ist ein Juwel. Er bleibt Befehlshaber der Getreuen des Königs und der Angriffstruppe der Amun-Division. Bei ihm mache ich eine Ausnahme. Möchtest du die Hauswachen befehligen, Aahmes-nofretari?« Er lächelte, und seine Augen blitzten trotz der Finsternis.
    »Ja, gern«, antwortete sie sofort. »Allmählich kenne ich unsere einheimischen Soldaten gut. Wenn ich sie selbst aussuchen darf, fühle ich mich vollkommen sicher. Aber einige davon

Weitere Kostenlose Bücher