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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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nachdachte.
    »Aber Amun hat ihn geliebt!«, platzte sie erschrocken heraus. »Er hat ihm Träume geschickt! Sieh dich vor, Ahmose, dass du keine Gotteslästerung begehst, wenn du dein Herz gegen ihn verhärtest!«
    »Er ist gestorben, weil er mir das Leben retten wollte«, sagte Ahmose. »Ich habe neben ihm geschlafen, neben ihm gekämpft, und als wir Kinder waren, war er immer da und hat mich beschützt. Mein Herz wird sich niemals gegen ihn verhärten. Die Rede ist von Tatsachen, Aahmes-nofretari, nicht von Gefühlen. Aber jetzt beginnt eine neue Ordnung, und ich schwebe in großer Gefahr, wenn ich gegenüber den Fürsten auch nur andeute, dass ich weiterhin so brutal vorgehen will wie mein Bruder.« Er beugte sich dichter zu ihr. »Ich habe vor, ihnen die Macht zu nehmen, jedem Einzelnen, und dafür sollen sie mir auch noch danken. Ich werde ihnen nie wieder trauen. Und desgleichen habe ich vor, Auaris, dieses stinkende Rattennest, mit der Fackel in Brand zu stecken und damit Kamose gleich zweimal zu rächen.« Er richtete sich auf. »Aahmes-nofretari, dir vertraue ich. In diese Sache habe ich noch keinen eingeweiht. Wenn ich dich bitte, mich zu beraten, dann erwarte ich, dass du das so angstfrei tust wie gerade eben. Für heute Abend habe ich Hor-Aha ins Arbeitszimmer bestellt. Ich möchte, dass ihr beide, du und Mutter, anwesend seid.«
    »Ich soll bei einer militärischen Besprechung dabei sein?« Er legte ihr den Zeigefinger unters Kinn, hob ihr Gesicht und küsste sie auf den Mund. »Natürlich«, antwortete er.
    Aahmes-nofretari wurde ganz schüchtern, als sie diesen Mann ansah, der ihr so inniglich vertraut und dennoch jählings so fremd war. Er schritt den Flur entlang, und sie blickte hinter ihm her. Er hat nichts von Tetischeri gesagt, dachte sie. War das ein Versehen oder Absicht? Wenn er Großmutter vor den Kopf stößt, gibt es Streit im Haus. Dann lachte sie laut, zuckte mit den Achseln und ging ins Kinderzimmer. Ich möchte doch bezweifeln, dachte sie, dass ein Haus, in dem Unfrieden herrscht, Platz in seiner neuen Ordnung hat. Unser König wird auf häuslichem Frieden bestehen.
    Als es dämmerte, ging sie zum Arbeitszimmer. Vor der beeindruckenden Tür aus Zedernholz überfiel sie eine Scheu, und sie blieb stehen. Noch nie hatte man sie hierher gebeten, wo ihr Vater und später Kamose die unzähligen Aufgaben erledigt hatten, aus denen die Welt der Männer bestand: Diktieren von Anweisungen an Dorfschulzen, Überprüfen der Korn-, Wein-und Öllisten, Besprechen von Urteilen in den kleinlichen Streitigkeiten der Bauern und später das Ringen um die quälenden Entschlüsse, die zum Aufstand in Waset geführt hatten. Drinnen konnte sie Stimmen hören, die sonore ihres Mannes, gefolgt von Hor-Ahas rauem, seltenem Auflachen.
    Aahotep war bereits da, saß still an einem Ende des schweren Tisches. Hor-Aha kehrte der Tür den Rücken zu, und als Aahmes-nofretari das Zimmer durchquerte, stand er auf und machte seine Verbeugung. Ahmose saß ihr gegenüber und Ipi bereits mit gekreuzten Beinen ihm zu Füßen. Ahmose lächelte und winkte sie zu dem leeren Stuhl am anderen Tischende. Der Schein von zwei Lampen in der Ecke und einer Lampe auf Ahmoses Schreibtisch erhellte den karg möblierten Raum. An drei Wänden standen Regale mit Löchern, aus denen die Enden aufgerollter Papyri herausragten, und darunter waren die Truhen mit den Akten, die nicht ständig gebraucht wurden.
    Beim Hinsetzen meinte Aahmes-nofretari, einen leisen Hauch der Duftsalbe ihres Vaters zu riechen, eine Mischung aus lieblicher Aguacate und Olibanumöl. Sie faltete die Hände im Schoß und wartete. Ahmose räusperte sich. »Ipi, bist du bereit?«, fragte er. Der Schreiber blickte zu ihm hoch und nickte, und Aahmes-nofretari hörte ihn das Gebet zu Thot wispern, während Ahmose schon sprach. »Gut. Wie ihr seht, hat uns Achtoi mit Wein und Süßigkeiten versorgt, aber ihr müsst euch selbst bedienen. Diese Unterhaltung ist nicht für die Ohren von Dienern bestimmt.« Er hatte bereits einen Becher vor sich stehen und trank einen Schluck, ehe er fortfuhr. »Während meiner Genesung, als ich das Bett hüten musste, habe ich viele Stunden darüber nachgedacht, wie meine Regierung aussehen sollte«, sagte er. »Und die dringendste Aufgabe erscheint mir eine Neuordnung des Heeres. Ohne eine geeinte, schlagkräftige Streitmacht sind wir nichts. Wir können uns nicht verteidigen, geschweige denn erfolgreiche Feldzüge durchführen. Kamose hat die

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