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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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würde sein Bruder möglicherweise zum schmählichen Andenken werden. Du wärst kein guter König geworden, liebster Kamose, dachte sie zum ersten Mal. Das haben die Götter gewusst, und darum haben sie dich benutzt. Du musstest die Erde pflügen, und dann haben sie dich uns genommen. Herrschen war dir nicht bestimmt.
    Hent-ta-Hent war jetzt wach, bewegte sich unruhig unter den Händen ihres Vaters, und Aahmes-nofretari stand auf. »Die Kinderfrau soll sie fortbringen, ehe sie dich nass machen kann«, sagte sie zu Ahmose. »Ich bestelle die Sänften und warte am Flussweg auf dich.« Er nickte, reichte das quengelnde Kleinkind der geduldigen Dienerin hoch, ohne seinen Redefluss zu unterbrechen, und Aahmes-nofretari überließ die Männer ihren Überlegungen.
    Ein paar kostbare Stunden lang wurden sie und Ahmose über das Anwesen getragen, unterhielten sich unbeschwert über den Abstand zwischen ihren Sänften hinweg darüber, wie grün und gesund das Korn stand, und beugten sich hinaus und betrachteten ihr verschwommenes Spiegelbild in den Kanälen, welche die Äcker kreuz und quer durchzogen.
    Später stiegen sie aus und spazierten Hand in Hand am palmenbeschatteten Fluss entlang, redeten über die Boote, die vorbeikreuzten, über die zierlichen, langen Beine der weißen Ibisse, die reglos im seichten Wasser standen, über die schimmernde Hitze auf den nackten Felsen, die sie am Westufer ausmachen konnten. »Das hier werden wir, glaube ich, nicht mehr oft tun«, sagte Ahmose, als sie sich ihrer Bootstreppe näherten. »Es ist nicht gut, wenn der König für das Volk so sichtbar und verfügbar ist. Natürlich muss er bereit sein, sich ihre Probleme mittels seiner Richter anzuhören, aber in diesen Zeiten ist es besser, wenn sie sich ihn nicht mit verdreckten Füßen und schweißfleckigem Schurz vorstellen. Während ich fort bin, lässt du die Mauer um das Anwesen erhöhen, Aahmes-nofretari, und oberhalb der Bootstreppe ein festes Tor anbringen, Vorbeigehende dürfen den Garten nicht mehr einsehen.«
    »Du planst viele Veränderungen, nicht wahr, Ahmose?«, sagte sie, und er nickte ernst.
    »Ja, aber zunächst muss ich es mit dem Feind im Delta aufnehmen. Das kommt für mich an erster Stelle.« Er zog ihren Arm durch seinen, und zusammen bogen sie vom Fluss ab und strebten dem Haus zu, das vertraut und einladend in der Nachmittagshitze stand.
    Zweites Kapitel
     
    Am zwanzigsten Tage im Pharmuthi versammelten sich die Familie und das gesamte Gesinde an der Bootstreppe des Westufers, um Kamose zu seinem Grabmal zu geleiten. Er hatte keinen Gedanken an das Meißeln eines Sarkophages verschwendet, und die Lager im Haus des Todes boten keinen passenden, daher hatten die Sem-Priester seinen balsamierten Leib in einen schlichten Holzsarg gelegt, der die Form eines Mannes hatte, mit Zügen, die irgendwie Kamoses ähnelten, und dem Abbild eines Königsbartes am Kinn. Sein Name stand nicht in der Königskartusche. Aahmes-nofretari, die zugesehen hatte, wie der Sarg vom Fluss auf den Schlitten verladen wurde, entsetzte sich über so viel namenlose Armseligkeit. Er hat Besseres verdient, dachte sie zornig. »Hast du den ausgesucht?«, flüsterte sie ihrem Mann über dem Gekreisch der blau gekleideten Frauen ringsum zu.
    »Nein!«, zischte er zurück. »Man hat mir gesagt, dass er nicht für seinen Sarg vorgesorgt hat und die Zeit nicht reichte, einen ordentlich gemeißelten und geschmückten herzustellen. Arme Tetischeri. Für sie beleidige ich Kamose schon wieder.«
    »Es ist eine Beleidigung, selbst wenn du nicht daran schuld bist«, sagte sie leise. »Ach, Kamose! Verzeih uns allen!« Ahmose gab keine Antwort. Der Priester an der Spitze setzte sich in Bewegung, stimmte jetzt den schwermütigen und schönen Trauergesang an. Dann kam der Schlitten, von zwei roten Ochsen gezogen, Aahotep, Tetischeri, Ahmose und Aahmes-nofretari folgten.
    Die Kinder waren mit Raa daheim geblieben. Sie wären eine Verheißung auf neues Leben inmitten dieses schrecklichen Todes gewesen. Ramose fehlte auch. Er war nach Chemmenu gefahren und bereitete die Bestattung seiner Mutter vor. Hinter der Familie drängten sich die Diener, und den Schluss bildeten die Klageweiber, die jammerten und Sand aufhoben und ihn sich aufs zerzauste Haar streuten. Sie wurden dafür bezahlt, und man maß die Bedeutung eines Toten an der Zahl der Weiber, die um ihn klagten. Aahotep hatte zweihundert eingestellt, alles was Waset zu bieten hatte, und ihr Schluchzen und

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