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Die Straße

Die Straße

Titel: Die Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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möchte bei dir bleiben.
    Das geht nicht.
    Bitte.
    Das geht nicht. Du musst das Feuer bewahren.
    Ich weiß nicht, wie.
    Doch, das weißt du.
    Ist es echt? Das Feuer?
    Ja, es ist echt.
    Wo ist es? Ich weiß nicht, wo es ist.
    Doch, das weißt du. Es ist in dir. Es war immer da. Ich kann es sehen.
    Nimm mich einfach mit. Bitte.
    Ich kann nicht. Ich kann meinen Sohn nicht tot in den Armen halten. Ich dachte, ich könnte es, aber ich kann nicht.
    Du hast gesagt, du würdest mich nie verlassen.
    Ich weiß. Es tut mir leid. Mein ganzes Herz gehört dir. Das war schon immer so. Du bist der Beste. Das warst du schon immer. Wenn ich nicht mehr da bin, kannst du immer noch mit mir reden. Du kannst mit mir reden, und ich werde mit dir reden. Du wirst sehen.
    Kann ich dich dann hören?
    Ja, das kannst du. Du musst es einfach so machen, dass du dir das Reden vorstellst. Dann wirst du mich hören. Du musst üben. Gib bloß nicht auf. Okay?
    Okay.
    Okay.
    Ich habe richtig Angst, Papa.
    Ich weiß. Aber du schaffst das schon. Du wirst Glück haben. Das weiß ich. Ich muss jetzt mit Reden aufhören. Ich fange gleich zu husten an.
    Das ist schon okay, Papa. Du musst nicht reden. Das ist okay.
     
    Er ging die Straße hinunter, so weit er sich traute, und kam dann zurück. Sein Vater schlief. Er saß bei ihm unter dem Sperrholz und betrachtete ihn. Er machte die Augen zu, redete mit ihm, hielt die Augen geschlossen und lauschte. Dann versuchte er es erneut.
     
    Leise hustend wachte er im Dunkeln auf. Er lag da und lauschte. Der Junge saß, in eine Decke gehüllt, am Feuer und betrachtete ihn. Tropfen von Wasser. Schwindendes Licht. Alte, der Wachwelt aufgenötigte Träume. Das Tropfen war in der Höhle. Das Licht war eine Kerze, die der Junge auf einen Ringstock aus gehämmertem Kupfer gesteckt hatte. Das Wachs auf die Steine getropft. Im abgestorbenen Löß Spuren unbekannter Geschöpfe. In jenem kalten Gang hatten sie den Punkt erreicht, von dem an es kein Zurück mehr gab, den Punkt, der sich von Anfang an einzig nach dem Licht bemaß, das sie mit sich führten.
     
     
     
     
     
    Erinnerst du dich an den kleinen Jungen, Papa?
    Ja, ich erinnere mich.
    Meinst du, es geht ihm gut, dem kleinen Jungen?
    O ja. Das glaube ich schon.
    Meinst du, er hat sich verirrt?
    Nein. Ich glaube nicht, dass er sich verirrt hat.
    Ich habe Angst, dass er sich verirrt hat.
    Ich glaube, ihm geht es gut.
    Aber wer wird ihn finden, wenn er sich verirrt hat? Wer wird den kleinen Jungen finden?
    Das Gute wird ihn finden. Das war schon immer so. Und wird auch wieder so sein.
     
     
    In jener Nacht schlief er an seinen Vater geschmiegt und die Arme um ihn geschlungen, doch als er am Morgen erwachte, war sein Vater kalt und steif. Lange Zeit saß er weinend da, dann stand er auf und ging durch den Wald zur Straße. Zurückgekehrt, kniete er neben seinem Vater nieder, hielt seine kalte Hand und sagte immer wieder seinen Namen.
     
    Er blieb drei Tage, dann ging er auf die Straße hinaus, schaute die Straße entlang und schaute zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Es kam jemand. Er machte Anstalten, sich wieder in den Wald zurückzuziehen, tat es dann aber doch nicht. Er blieb einfach auf der Straße stehen und wartete, den Revolver in der Hand. Er hatte sämtliche Decken über seinen Vater gebreitet, und er fror und hatte Hunger. Der Mann, der nun in Sicht kam und bald darauf vor ihm stand und ihn ansah, trug einen grau-gelb gemusterten Skianorak. Über seiner Schulter hing an einem geflochtenen Lederband mit dem Lauf nach unten eine Schrotflinte, und um die Brust hatte er einen Nylongurt geschlungen, der mit Flintenpatronen bestückt war. Ein Veteran alter Scharmützel, bärtig, die Wange narbig, mit eingedrücktem Jochbein, das eine Auge in ständiger Bewegung. Als er sprach, funktionierte sein Mund nicht richtig. Ebenso, wenn er lächelte.
    Wo ist der Mann, mit dem du zusammen warst?
    Er ist gestorben.
    War das dein Vater?
    Ja. Das war mein Papa.
    Das tut mir leid.
    Ich weiß nicht, was ich tun soll.
    Ich denke, du solltest mit mir kommen.
    Bist du einer von den Guten?
    Der Mann zog sich die Kapuze vom Kopf. Sein Haar war lang und verfilzt. Er blickte zum Himmel auf. Als ob es dort etwas zu sehen gäbe. Er sah den Jungen an. Ja, sagte er. Ich bin einer von den Guten. Warum nimmst du nicht den Revolver runter?
    Ich darf den Revolver niemandem geben. Ganz gleich, was passiert.
    Ich will deinen Revolver nicht. Ich will bloß nicht, dass du ihn

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