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Die Straße

Die Straße

Titel: Die Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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Wandstän-der ausgeräumt. Er ging ins Wohnzimmer, blieb am Treppen-aufgang stehen und lauschte auf Bewegungen in den oberen Zimmern. Er blickte zum Fenster hinaus zu der Stelle, wo der Wagen lag, dann stieg er die Treppe hinauf.
     
     
    In der Ecke saß eine Frau, die den Mann in den Armen hielt. Sie hatte ihre Jacke ausgezogen, um ihn zuzudecken. Sobald sie ihn sah, begann sie ihn zu beschimpfen. Die Leuchtpatrone war auf dem Boden zu einem Flecken weißer Asche verglüht, und im Zimmer hing ein leichter Geruch nach verbranntem Holz. Er trat ans Fenster und schaute hinaus. Der Blick der Frau folgte ihm. Dürr, strähniges graues Haar.
    Wer ist noch hier oben?
    Sie gab keine Antwort. Er trat an ihr vorbei und ging durch sämtliche Zimmer. Sein Bein blutete heftig. Er spürte, dass seine Hose an der Haut festklebte. Er kehrte ins vordere Zimmer zurück. Wo ist der Bogen?, fragte er.
    Ich habe ihn nicht.
    Wo ist er?
    Das weiß ich nicht.
    Sie haben dich hier gelassen, stimmt̕s?
    Das war meine eigene Entscheidung.
    Er drehte sich um, humpelte die Treppe hinunter, öffnete die Eingangstür und ging, den Blick auf das Haus gerichtet, rückwärts auf die Straße hinaus. Beim Wagen angelangt, stellte er ihn auf die Räder und lud ihre Sachen wieder ein. Bleib ganz nahe bei mir, flüsterte er. Ganz nahe.
     
    Sie richteten sich in einem Lagergebäude am Ende der Stadt ein. Er rollte den Wagen durch die Halle in ein Zimmer auf der Rückseite, schloss die Tür und klemmte den Wagen unter die Klinke. Er wühlte den Brenner und die Gasflasche hervor, zündete den Brenner an, stellte ihn auf den Boden, löste seinen Gürtel und zog die blutdurchtränkte Hose aus. Der Junge sah zu. Der Pfeil hatte knapp über dem Knie eine etwa sie- ben Zentimeter lange klaffende Wunde gerissen. Sie blutete noch, sein ganzer Oberschenkel war verfärbt, und er konnte sehen, dass der Schnitt tief war. Offenbar eine breite Spitze, aus einem Stück Verpackungsbandeisen, einem alten Löffel oder Gott weiß was selbst geschmiedet. Er sah den Jungen an. Sieh mal nach, ob du den Erste-Hilfe-Kasten finden kannst, sagte er.
    Der Junge rührte sich nicht.
    Hol den Erste-Hilfe-Kasten, verdammt nochmal. Sitz nicht einfach so herum.
    Der Junge sprang auf, ging zur Tür und begann, unter der Plane und den im Wagen gestapelten Decken zu wühlen. Er kam mit dem Kasten zurück und gab ihn dem Mann, der ihn kommentarlos entgegennahm, vor sich auf den Betonboden stellte, die Verschlüsse aufschnappen ließ und ihn aufklappte. Er griff nach dem Gasbrenner und drehte ihn auf, um mehr Licht zu haben. Bring mir die Wasserflasche, sagte er. Der Junge brachte die Flasche, der Mann schraubte den Deckel ab, goss Wasser über die Wunde und hielt sie mit den Fingern zu, während er das Blut wegwischte. Er säuberte die Wunde mit Desinfektionsmittel, riss mit den Zähnen eine kleine Plastikhülle auf und nahm eine kleine gekrümmte Nähnadel und eine Rolle Seidenfaden heraus, die er ans Licht hielt, um den Faden durch das Nadelöhr zu fädeln. Er nahm eine Klemme aus dem Kasten, fasste damit die Nadel, arretierte die Klemmbacken und machte sich daran, die Wunde zu nähen. Er arbeitete rasch und gab sich keine große Mühe damit. Der Junge kauerte auf dem Boden. Er sah ihn an, und der Mann beugte sich wieder über die Nähte. Du musst nicht zusehen, sagte er.
    Ist es okay?
    Ja. Es ist okay.
    Tut es weh?
    Ja. Es tut weh.
    Er schlang einen Knoten, zog ihn fest, schnitt mit der Schere aus dem Kasten das überstehende Ende ab und sah den Jungen an. Der Junge betrachtete die Naht.
    Tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe.
    Er blickte auf. Das ist schon in Ordnung, Papa.
    Lass uns nochmal von vorn anfangen.
    Okay.
     
     
    Am Morgen regnete es, und ein kräftiger Wind rüttelte an der Glasscheibe auf der Rückseite des Gebäudes. Er blickte hinaus. Ein halb zusammengestürztes und im Wasser der Bucht liegendes Stahldock. Aus der grauen Kabbelung ragten die Ruderhäuser gesunkener Fischerboote. Nichts regte sich dort draußen. Alles, was sich hatte regen können, war längst weggeweht worden. Sein Bein pochte, er nahm den Verband ab, desinfizierte die Wunde und betrachtete sie. Das Fleisch in der Schnürung der schwarzen Fäden geschwollen und verfärbt. Er verband die Wunde und zog seine von Blut steife Hose an.
     
     
    Zwischen den Kartons und Kisten sitzend, verbrachten sie den Tag dort. Du musst mit mir reden, sagte er.
    Ich rede doch.
    Bist du sicher?
    Ich rede doch

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