Die Stunde Der Vampire
zehn Minuten dürften sie hier sein. Also werde ich noch ein paar Anrufe entgegennehmen, während wir auf ihre Ankunft warten. Unser Thema heute Abend: Musik und das Ãbernatürliche.
Im neunzehnten Jahrhundert ging das Gerücht um, der groÃe Violinist Paganini habe im Tausch gegen sein verblüffendes Virtuosentum seine Seele an den Teufel verkauft. Von vielen Künstlern heiÃt es, sie lieÃen sich von den Musen inspirieren. Und mithilfe von Musik lassen sich wilde Tiere besänftigen. Worin genau besteht das mystische Wesen der Musik? Handelt es sich bei all diesen Geschichten um bloÃe Metaphern, oder steckt etwas Ãbernatürliches hinter unseren musikalischen Impulsen? Ich möchte von euch hören. Eddy aus Baltimore, du bist live auf Sendung.«
»Hi Kitty! Wow, danke, dass du meinen Anruf entgegengenommen hast.«
»Kein Problem, Eddy. Was hast du für mich?«
»Ich möchte meine Seele an den Teufel verkaufen. Wenn sich mir die Gelegenheit böte, würde ich es ohne Zögern tun. Um wie Hendrix Gitarre spielen zu können â oh Mann, dafür täte ich so gut wie alles !«
»Wie wäre es mit Ãben?«
»Das reicht nicht. Ich übe nun schon seit Jahren. Die ganze Zeit, und ich kann âºStairway to Heavenâ¹ spielen, und sonst nichts. Was Hendrix hatte? Das ist nicht natürlich.«
»Glaubst du, Hendrix hat dem Teufel seine Seele verkauft?«
»Würde mich nicht wundern. Tja, Kitty â hast du irgendeine Ahnung, wie ich das bewerkstelligen könnte?«
»Was, deine Seele an den Teufel zu verkaufen? Bist du dir sicher, dass das so eine gute Idee ist?«
»Warum denn nicht? SchlieÃlich brauche ich meine Seele doch sonst nicht.«
Mannomann, wie konnte man nur so auf dem Schlauch stehen? »Mir wird oft genug von der religiösen Rechten vorgeworfen, dass ich die Seelen der Menschen der Verdammnis anheimgebe; ich weià nicht recht, ob ich die Debatte noch weiter anheizen möchte. Aber die Antwort lautet nein, ich habe keine Ahnung, wie du dem Teufel deine Seele verkaufen könntest. Sorry. Die nächste Anruferin bitte. Rebecca, hallo!«
»Kitty, hi!« Die Stimme der Frau klang leise, unbestimmt verzweifelt.
»Hallo. Hast du eine Frage oder eine Geschichte, die du erzählen möchtest?«
»Eine Frage, glaube ich. Du weiÃt doch, wie das ist, wenn sich einem ein Lied im Kopf festsetzt und es einen in den
Wahnsinn treibt, und egal wie sehr man sich anstrengt, an etwas anderes zu denken, man schafft es einfach nicht, die Musik in seinem Kopf abzustellen? Im Moment werde ich âºMuskrat Loveâ¹ nicht mehr los. Ich habe es nun schon seit Tagen im Kopf. Es ⦠es treibt mich in den Wahnsinn.« Ihre Stimme nahm eine unheilvolle Note an. Wenn sie jetzt gleich sagte, dass sie in dem Moment ein Fleischermesser in den Händen hielt, würde es mich nicht überraschen.
Ich versuchte, so mitfühlend wie möglich zu klingen. »Die Version von Captain & Tennille, nehme ich einmal an?«
Sie zögerte einen Augenblick. »Willst du damit etwa sagen, dass es mehr als eine Version gibt?«
»Nicht so wichtig. Man nennt es einen Ohrwurm«, sagte ich. »Wissenschaftler haben dieses Phänomen erforscht, unglaublich, aber wahr. Immer dann, wenn sie gerade nicht damit beschäftigt sind, nach einem Mittel gegen Krebs zu suchen. Statistisch gesehen scheint es mehr Frauen als Männer zu betreffen, und es betrifft ohnehin vor allem Leute, die leicht neurotisch veranlagt sind.« Ich hatte da so meinen Verdacht, was Rebecca betraf.
»Dann ist es also nicht so etwas wie ⦠Besessensein von Dämonen?«
»Eigentlich nicht, aber im Fall von âºMuskrat Loveâ¹ bin ich mir da nicht völlig sicher.«
»Wie schaffe ich es, dass es aufhört?«
»Hast du versucht, dir das Lied anzuhören? Manchmal verschwindet es, wenn man es ganz bis zum Schluss hört.«
»Ja, habe ich. Fünfmal hintereinander.«
Tja, wenn sie mich fragte, war das die Ursache ihres Problems.
»Wie wäre es mit einem anderen Lied, etwas ganz anderem, wie etwa etwas von Ministry?«
»Wird das die Dämonenhorde besänftigen?«
Jetzt sind wir also schon von einer ganzen Dämonen horde besessen? »Ich weià nicht recht, ob ich das garantieren kann. Aber mal im Ernst, die meisten Leute empfehlen, sich ein anderes Lied anzuhören, zu versuchen,
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