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Die Stunde der Zaem

Die Stunde der Zaem

Titel: Die Stunde der Zaem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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sie retten - Liebe vermag manchmal selbst Berge zu versetzen. Mythor kennt den Deddeth, der Fronja bedrängt. Vielleicht versteht er es, ihn beim Namen zu nennen.
    Die Entscheidung fiel schnell und war der Versuch, allen gerecht zu werden:
    Wenn es gelang, Fronja hinzuzuziehen, würde Ambe zur Zaubermutter geweiht.
    Wenn nicht…

1.
    Die Angst besaß tausend Namen.
    Gierig und drängend war sie, fordernd und unwiderstehlich.
    Sie machte das Erwachen zur Qual…
    Unruhig wälzte der Mann sich auf dem weichen Lager. Er stöhnte, aber seine Augen blieben geschlossen.
    Es war wie das Auftauchen aus der lichtlosen Schwärze des tiefsten Ozeans. Das Gefühl, ein Teil seiner selbst zu verlieren, wurde übermächtig, während weit voraus sich ein erster verwaschener Fleck abzuzeichnen begann, der neues Leben versprach.
    Wild pochte das Herz in der Brust; das Rauschen des Blutes in den Adern glich fernem Donnerhall.
    Die Helligkeit wuchs.
    Da waren Schemen, die sich lautlos bewegten, vertraute Konturen, die Namen besaßen.
    Mythor! - Seltsam vertraut erschien ihm der Klang dieses Namens, den er lautlos wiederholte. Geraume Zeit verging, bis er sich erinnerte…Dann tauchte er auf aus dem Dämmer der Besinnungslosigkeit in die Wirklichkeit bewußten Erlebens. Mythors ganze Anspannung entlud sich in einem gellenden Schrei. Erst die Hand einer Frau, die ihm den kalten Schweiß von der Stirn wischte, ließ ihn verstummen.
    »Scida«, murmelte er, und es fiel ihm schwer, die Worte zu formen. »Wo bin ich?«
    »In Sicherheit«, erwiderte sie. »Vorerst wenigstens. Du hast Burra, die Amazone des Schwertmonds, im Zweikampf besiegt.«
    »Ja.« Zögernd richtete er sich auf, stützte den Kopf in beide Handflächen und massierte mit den Fingerspitzen seine Schläfen. »Ich fange an, mich zu erinnern, wenngleich Nebelschleier über manchem liegen, was geschah.«
    »Du hast gekämpft wie ein junger Gott.« Gerrek verzog sein Maul zur Andeutung eines Lachens. »Ich bin stolz, dich meinen Freund nennen zu dürfen. Von Anfang an wußte ich, was in dir steckt. Gegen Burra zu bestehen, dazu gehört nicht bloß Mut.«
    »Ich hatte eben Glück.«
    »Oh nein«, rief Lankohr, der sich bislang im Hintergrund gehalten hatte. »Gerrek hat ausnahmsweise recht. Was glaubst du, weshalb Zahda für dich eingetreten ist und dich in ihre Obhut nahm?«
    »Der Stein!« murmelte Mythor. »Zaem konnte mich mit dem winzigen Splitter lähmen. Ich muß herausfinden, welche Bedeutung er für mich hat.«
    »Du bist verletzlich, Sohn des Kometen«, warnte der Beuteldrache. »Glaube mir, Zaem wird keine Rücksicht nehmen, wenn du ihr abermals in die Quere kommst.«
    »Sie wird sich nicht an ihm vergreifen, vergiß also deine Befürchtungen«, erklang da eine gütige, sanfte Stimme. »Die Macht etlicher Zaubermütter steht dagegen.«
    Keine fünf Schritte von Gerrek entfernt erschien in einer Vision das übergroße Abbild von Zahdas uraltem, faltigen Antlitz. Ihre Augen schienen jeden der Anwesenden zu durchdringen.
    »Was geschieht nun?« wollte Lankohr wissen.
    »Nichts«, erwiderte die Zaubermutter.
    »Aber Mythor kam, um Fronja beizustehen.«
    »Es liegt ganz sicher nicht an ihm und auch nicht an mir allein, die Dinge jetzt zu verändern.«
    »Wann, Mutter? Ich fühle die Gefahr heraufziehen.«
    »Der Hexenrat muß entscheiden, Lankohr. Du kennst die Regeln - auch ich habe mich ihnen zu beugen. Und nun laßt uns allein. Es gibt vieles, was euer Freund wissen sollte. Um seinetwillen…«
    Mitten im Raum entstand ein flirrender Vorhang aus Licht, der sich schnell verdichtete. Als Gerrek vorsichtig einen Arm ausstreckte, wurde er wie von einer unsichtbaren Faust zurückgeschleudert.
*
    Die Ungewißheit war bedrückend.
    Burra hatte ihre Ruhe verloren, die sie sonst auszeichnete. Von Selbstvorwürfen geplagt, ging sie unruhig auf und ab. Der enge Raum, den Zaem ihr und ihren Begleiterinnen zugewiesen hatte, war nicht dazu angetan, ihre Stimmung zu bessern.
    Die Niederlage gegen Mythor hatte sie längst überwunden. Vielmehr machten innere Nöte ihr zu schaffen.
    Sie dachte an Ptaath und verstand nicht mehr, wie sie sich dazu hatte hinreißen lassen, Mythor vor ihrer Zaubermutter zu verbergen, um ihn für sich selbst zu haben.
    »Du hast dich verändert«, sagte Gudun. »Und keineswegs zu deinem Vorteil. Jeder Mann hätte dich jetzt ohne Widerstand niederstechen können.«
    »Ich war in Gedanken.«
    »Das ist keine Entschuldigung. Fürchtest du Zaems

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