Die Suche nach Zei
mit Doktor Shtain hatte?«
Castanhoso betrachtete den Batygraph von Igor Shtain. Das dreidimensionale Bild starrte kühl zurück.
»Ich glaube nicht … aber warten Sie mal, da war einer auf dem letzten Schiff von der Erde, einer von dreien, die sagten, der König von Balhib hätte sie angeheuert, sein Reich zu vermessen.«
»Wie könnten sie so etwas tun, ohne gegen Ihre Vorschriften zu verstoßen?«
»Sie müssten sich auf die krishnanischen Vermessungsmethoden beschränken. Aber selbst dann, behaupten sie, wären sie noch immer weit akkurater als jeder Krishnaner. Wenn ich mir die ganze Sache jetzt noch einmal so durch den Kopf gehen lasse, kommt mir ihre Geschichte allerdings recht mager vor, denn es ist allgemein bekannt, dass König Kir seit der Zeit, als Sir Shurgez ihm den Bart abgeschnitten hat, eine regelrechte Manie Fremden gegenüber hat. Ich frage ihn am besten mal selbst. Senhorita Foley!«
»Sim?« Die junge Frau drehte sich um. Sie hatte große blaue Augen und schaute Castanhoso atemlos an, so als erwarte sie, dass er ihr eine unfehlbare Methode verraten würde, wie man beim Schwindel-Bridge gewinnen kann.
»Ein Brief, por favor! Von Herculeu Castanhoso, etcetera, an seine Erhabene Hoheit Kir bad-Balade, Dour von Balhib und Kubyab, Erbdasht von Jeshang, Titular-Pandr von Chiliag, etcetera, etcetera. Hiermit bitten wir Ihre Erlauchte Hoheit untertänigst, den Viagens Interplanetarias bezüglich nachfolgend präzisierter Angelegenheit Auskunft zu geben, nämlich …«
Als er zu Ende diktiert hatte, fügte er hinzu: »Übersetzen Sie es in Gozashtando und schreiben Sie es in Langschrift auf einheimisches Papier.«
»Muss eine tüchtige Sekretärin sein«, sagte Barnevelt anerkennend.
»Das ist sie auch.« (Das Mädchen errötete sichtlich ob dieses knappen Lobs.) »Senhorita, darf ich Ihnen die Herren Jorge Tangaloa und Dirk Barnevelt von der Erde vorstellen - Miss Eileen Foley.«
»Was war das für eine Sache mit dem abgeschnittenen Bart des Königs?« wollte Barnevelt wissen. »Die Leute hier müssen ja einen merkwürdigen Humor haben.«
»Und ob! So richtig begreifen werden wir Erdbewohner den wohl nie. Jedenfalls, dieser Shurgez erhielt den Auftrag, den Bart zu holen, weil er jemanden in Mikardand umgebracht hatte. Kir war rasend vor Wut, weil die Krishnaner praktisch keinen Bartwuchs haben und er fast sein ganzes Leben gebraucht hatte, sich seinen wachsen zu lassen.«
»Ich kann gut verstehen, wie er sich gefühlt haben muss«, sagte Barnevelt, der sich noch lebhaft erinnern konnte, wie seine Kommilitonen auf der Uni ihm einmal mit Gewalt den mühsam hochgepäppelten Schnurrbart gestutzt hatten. »Und wann war das?«
»Im Jahr 2137, kürz vor Ferrians Kunststückchen mit der Mumie und dem Góis-Skandal.« Castanhoso erzählte ihnen alles, was er von der tolldreisten Geschichte um Anthony Fallon und Victor Hasselborg wusste, und fügte noch ein paar weitere Episoden aus der neueren Geschichte Krishnas hinzu.
»Klingt fast so kompliziert wie eine Einkommensteuererklärung«, bemerkte Barnevelt. »In meiner Kompaktinformation auf dem Flug wurde von diesen ganzen Sachen nicht ein Wort erwähnt.«
»Sie vergessen, Senhor Dirk, dass diese Neuigkeiten die Erde noch gar nicht erreicht hatten, als sie abflogen. Bedenken Sie, Sie waren nach objektiver Zeit elf Erdenjahre unterwegs.«
»Ich weiß. Ich muss mir ständig den Fitzgerald-Effekt ins Bewusstsein zurückrufen. Ehrlich gesagt, ich fühle mich nicht unbedingt um elf Jahre gealtert.«
»Klar, rein physikalisch gesehen sind Sie das ja auch nicht. Effektiv sind Sie eben bloß um drei oder vier Wochen gealtert. Sie sind Hasselborg auf seinem Rückflug zur Erde sozusagen entgegengeflogen.«
»Hmm, höchst interessant!« sagte Tangaloa. »Aber jetzt wollen wir wieder zur Sache kommen, meine Herrschaften: Wie kommen wir von hier zum Sunqar?«
Castanhoso ging zur Wand hinüber und zog eine Rollkarte aus. »Schauen Sie einmal her, Senhores. Wir sind hier. Hier sehen Sie den Pichide-Fluss. Er trennt das Königreich Gozashtand im Norden von der Republik Mikardand im Süden. Hier im Osten befindet sich die Sabadao-See. Dies hier ist die Meerenge von Palindos, die im Süden in die Banjao-See überleitet. Und hier ist der Sunqar.
Wie Sie sehen, ist der dem Sunqar am nächsten gelegene Hafen Malayer an der Banjao-See, aber in der Gegend herrscht gerade Kriegszustand, und wenn ich mich recht erinnere, habe ich erst jüngst gehört, dass Malayer zur
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