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Die Suche

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Titel: Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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drücken würde, weil sie schlecht geträumt hatte. Er würde ihr eine Locke aus dem Gesicht streichen, ihr einen sanften Kuss auf die Stirn geben und ihr sagen, dass alles gut sei. Nein! Gar nichts war gut. Denn Sam würde nicht mal in ihren Träumen wieder bei ihr liegen. Niemals mehr.
   „Er ist etwas ganz Besonderes und äußerst wichtig für uns. Bring ihn mir, und du bekommst Alexa.“ Nach diesen Worten legte Marcus auf und schlenderte auf sie zu.
   „Bringt sie wieder rein. Ich komme gleich nach.“ Der Kleine war mittlerweile aufgestanden und griff nun nach ihrem Arm. Sie zuckte bei seiner Berührung zusammen, starrte auf den Boden und ließ sich wieder in den klapprigen Bauwagen bringen. Er schubste sie unsanft ins Innere und warf die Tür hinter ihr zu.
   Alexa blickte zu der Bank, von der sie gefallen war. Wann war das gewesen? Heute? Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wenn sie sich dort hinlegen würde, könnte sie vielleicht trotz der Schmerzen schlafen. Sie war so müde. Während sie sich aufrappelte, betrat Marcus den Wagen. Er hatte eine Flasche in der linken Hand und einen Behälter aus Metall in der anderen.
   „Du bist nicht nur wegen Anna wichtig, Alexa.“ Da war er wieder. Der Irre aus "Das Schweigen der Lämmer".
   Ihr fuhr ein Schauer über den Rücken. Marcus stellte das Gefäß auf den dreckigen Tisch und reichte ihr die Wasserflasche, die sie begierig griff, aufschraubte und wieder erleichtert feststellte, dass die Flasche vorher noch nicht geöffnet gewesen war und demnach keine Drogen enthalten konnte. Der Deckel fiel ihr aus den Händen, als sie die Öffnung an ihre Lippen setzte und gierig trank. Aus den Augenwinkeln konnte sie beobachten, wie Marcus sich an dem Behälter zu schaffen machte, Gummihandschuhe aus seiner Hosentasche nahm und sie sich überzog. Langsam setzte Alexa die Flasche ab und schnappte nach Luft. Ihre Nase war so angeschwollen,  dass sie keine Luft mehr bekam und durch den Mund atmen musste.
   „Was hast du vor?“ Alexa räusperte sich, denn ihre eigene Stimme klang plötzlich fremd. Marcus drehte sich um, hielt einen Löffel in Brusthöhe und kam auf sie zu.
   „Gib mir deine Hand, wenn du weiter leben willst.“ Er duldete keinerlei Widerrede. Zitternd streckte sie ihm ihre Handfläche hin. Ein Zischen ertönte und sie riss ungläubig die Augen auf. Ein Brennen durchzuckte ihren Arm. Alexa starrte auf  ihre Handfläche. Eine Flüssigkeit brannte sich bis auf ihren Knochen durch, der hell schimmernd zwischen dem roten, blutigen Fleisch erschien. Jetzt musste sie sich tatsächlich übergeben.
   „Ups, das war wohl die falsche Zusammensetzung. So genau habe ich nicht aufgepasst. Beim nächsten Mal klappt es bestimmt.“ Ruhig drehte er sich um, legte den Löffel auf den Tisch, verschraubte den Behälter und verließ mit ihm den Wagen. Ihre Beine wurden weich, die Knie zitterten, in ihren Ohren summte es. Alexa konnte sich nirgends festhalten, als sie einfach zusammensackte und hart mit dem Kopf auf den Boden schlug.

11. Kapitel
    London Stadtmitte - Big Ben, Herbst 2012
    « Ich glaube nicht an Zufälle. »
     
    „Wer von euch hat Hunger?“ Adam hatte sich zu uns nach hinten umgedreht und immer noch konnte ich mich nicht daran gewöhnen, dass der Fahrer rechts saß. Ich zuckte mit den Schultern. Die Wölfin hatte Bärenhunger. Der Mensch in mir war viel zu gestresst gewesen, um Hungergefühle zu verspüren, aber sie brachte das Bedürfnis zuverlässig nach oben. Mein Magen knurrte vernehmlich, und Adam grinste.
   "Gut. Fish and Chips?“ Er wandte sich zu Sam und Andreas, doch ich schüttelte bereits den Kopf.
   „Auf keinen Fall! Ich hasse das Zeug. Pizza ist gut.“
   Adam wandte sich wieder nach vorne zu Jo.
   „Big Bens Pizza. Geht schnell, ist legendär und günstig.“ Ich konnte von hinten nur seinen nickenden Kopf sehen, lehnte mich in den Sitz und kuschelte mich an Sam. Seine Wärme drang zu mir und ich wollte einfach nur mit ihm alleine sein. Ihn pflegen, seine Wunde versorgen. Mit ihm reden, nur wir beide. Über den schlimmsten Fall, wenn Alexa nicht lebend aus der Sache käme. Ich müsste ihm sagen, dass ich dann nicht bleiben könnte, dass ich verschwinden würde und dass mir zu viel an ihm lag, als dass ich ihn einer weiteren Gefahr aussetzen wollte. Wenn Marcus mitbekam, dass ich für Sam mehr Gefühle hatte als für jeden anderen zuvor, würde er ihn mir nehmen. In mir herrschte Chaos. Ich hätte

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