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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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jubilo«.
    »Ich wusste gar nicht, was für eine schöne Stimme du hast, Ursula!«
    Magda sah die eher unscheinbare, rotwangige Frau an, die vor drei Monaten um Aufnahme in den Konvent gebeten hatte, nachdem ihr Mann einem Verbrechen zum Opfer gefallen war.
    Almut bewunderte rückhaltlos die musikalische Begabung, sie selbst hatte kein besonderes Talent zum Singen, und aus diesem Grund bewegte sie bei gemeinsam vorgebrachten Liedern meist nur tonlos die Lippen. Franziska, die ihr gegenübersaß, sang ebenfalls nicht mit, stellte sie verwundert fest. Dabei hatte sie eine schöne Singstimme und trällerte oft bei der Arbeit vor sich hin, wenn sie sich alleine wähnte.
    »Aber nun wollen wir unsere Kammern aufsuchen, meine Lieben. Morgen Vormittag besuchen wir die Messe in Sankt Brigiden, und dann hat uns Frau Franziska ein überwältigendes Festmahl versprochen, von dem sie noch nicht einmal mir verraten wollte, was es alles beinhaltet.«
    »Ich gehe noch mal zu Gertrud hoch und schaue nach dem Rechten, Magda!«
    »Ja, sende ihr meine Grüße und meinen Segen, Almut!«
    So kam es, dass Almut, als alle anderen schon in ihren Betten lagen, noch über den Hof eilte und als Einzige das energische Pochen am Tor hörte. Zögernd ging sie auf den Eingang zu und öffnete das kleine Fensterchen, um hinauszuschauen, wer zu solch später Stunde Einlass begehrte.
    Sie sah nur Dunkelheit.
    »Wer ist dort?«
    »Ivo von Groß Sankt Martin!«
    Sie schaute genauer hin, und die Dunkelheit vor der kleinen Öffnung entpuppte sich als schwarzer Umhang. Eine Kapuze wurde zurückgeschlagen, und sie erkannte das bärtige Gesicht des Benediktiners, das ihr in dem vergangenen halben Jahr recht vertraut geworden war. Sie schob den schweren Riegel auf und öffnete das Tor einen Spalt. Der Mönch war alleine, so schien es, und mit einer schnellen Handbewegung forderte sie ihn auf einzutreten. Ein Besuch zu dieser nächtlichen Stunde konnte nur bedeuten, dass es sich um irgendeinen Notfall handeln musste.
    »Der barmherzigen Mutter sei Dank, Ihr seid es, Begine!«, entfuhr es Pater Ivo, als Almut die Pforte wieder verriegelte. Und dann hörte sie das Greinen unter der weiten, warmen Kukulle, die ihren Besucher verhüllte.
    »Eine barmherzige Mutter scheint Ihr zu benötigen, Pater, oder trügen mich meine Sinne? Wie passend für die Christnacht!«
    Der Benediktiner gab nur ein unwirsches Brummen von sich und schenkte ihr einen grimmigen Blick.
    Almuts Gedanken überschlugen sich. Ausgesetzt – war ihre erste Vermutung. Aber was auch immer geschehen sein mochte, dieses kleine Wesen brauchte Wärme. Wahrscheinlich auch Nahrung. Der Ort, der jetzt, mitten in der Nacht, noch beides bot, war die Küche. Dort flackerte Licht, denn die Köchin hatte wohl noch einige Vorbereitungen für den kommenden Tag zu treffen.
    »Folgt mir!«
    Almut klopfte an der Tür des Küchenhäuschens und wurde von einer ungehaltenen Stimme gefragt: »Was wollt Ihr? Ich habe noch zu tun!«
    »Eintreten, Frau Franziska.«
    Schon stieß sie die Tür auf und bedeutete Pater Ivo einzutreten.
    »Geht zum Kamin mit dem Kind. Ich will das Feuer noch etwas schüren. Frau Franziska, haben wir etwas dünnen Brei oder Seim, den wir wärmen können?«
    Umständlich und ohne jede erkennbare Eile richtete sich die Köchin auf und schaute abwägend zwischen ihren Besuchern hin und her. Das Kind hatte sie noch gar nicht bemerkt.
    »Brei? Eine milde Gabe für einen zahnlosen Mönch?« Almut unterdrückte ein Kichern und schüttelte den Kopf.
    »Nicht für ihn. Er hat noch alle Zähne, dünkt mich, denn er knirscht hörbar mit ihnen. Der Brei ist für unseren kleinen Gast hier, und der hat noch keine Zähne, aber großen Hunger. Also, haben wir Brei?«
    Pater Ivo schlug den Umhang ein wenig zur Seite, und die beiden Frauen erkannten das winzige, zum Weinen verzogene Gesicht.
    Die Köchin meinte nur trocken: »Natürlich haben wir Brei!«
    Almut hingegen hielt die bedauerliche Heiterkeit noch immer gepackt, als sie den ansonsten so gestrengen Pater betrachtete.
    »Dann reicht mir mal Euer Fehltrittchen, Pater!« »Begine!«
    »Soll es geben. Ich hörte, einige dieser Art dürfen sich höchster Abkunft rühmen! Oder solltet Ihr zu diesem hier gekommen sein wie die Jungfrau zum Kinde?«
    »Nehmt Ihr mir nun endlich dieses Kind ab, verdammt noch mal!«
    »Tststs! ›Aus einem Munde kommt Loben und Fluchen. Das soll nicht so sein, liebe Brüder!‹ Hat Jakobus gesagt!«
    »Noch ein Wort, und aus

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