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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sie weitere Mutmaßungen anstellen konnten, hatten sie das Tor zum Beginenhof erreicht und mussten sich den reichhaltigen Einkäufen widmen.

17. Kapitel
    N ur noch zwei Tage währte das alte Jahr, und wie immer an den dunklen Wintertagen verlief das Leben bei den Beginen – und nicht nur bei ihnen – in gemachvollen Bahnen. Im Refektorium brannte von morgens an ein knisterndes Kaminfeuer, und hier versammelten sich die Frauen, um sich zu wärmen und ihren Arbeiten nachzugehen. Für die feinen Nadelarbeiten war es meistens zu dunkel, auch für sorgfältige Kopier- und Schreibarbeiten fehlte es an Licht. So wurden denn an diesem Samstagvormittag grobe Laken gesäumt, Decken gestopft und Wolle gesponnen. Clara, deren zarte Finger, wie sie behauptete, unter den rauen Stoffen zu stark zu leiden hatten, hatte als Einzige eine Talgkerze neben sich stehen und las aus dem Leben der Heiligen des Tages vor. Almut hatte einen Berg Binsen vor sich liegen, flocht Matten und lauschte dem Bericht über das tugendhafte Leben der Äbtissin von Engeltal. Aber sie war nicht ganz bei der Sache. Ihr Ärger auf Pater Ivo war noch nicht verflogen, und die ganze Angelegenheit, die mit dem Kind, den Briefen und der ermordeten Frau zusammenhing, wollte ihr nicht aus dem Kopf.
    Als Clara ihre Lesung beendet hatte, richtete Almut das Wort an die Meisterin und fragte, ob sie die Erlaubnis habe, ihre Eltern und die Stiefgeschwister zu besuchen.
    »...und den Kindern zum Jahresende eine Kleinigkeit an Spielzeug mitbringen«, meinte sie, eingedenk derStoffpuppe und des Beutels besonders hübsch glasierter Tonmurmeln, die sie in ihrem Zimmer verwahrte.
    »Tu das, Almut, du hast an den anderen Tagen genügend Arbeiten auf dich genommen. Wer soll dich begleiten?«
    »Ich dachte, ich frage Franziska. Die Köchin meiner Mutter ist eine alte Freundin von ihr, und sie wird sie sicher gerne wiedersehen.«
    »Ist recht, nur sollte unsere Mahlzeit nicht darunter leiden.«
    »Ich werde mich da nach ihr richten, und wir werden rechtzeitig zurück sein!«
    Almut verließ den Raum und huschte geschwind über den kalten Hof in das Küchenhäuschen. Als sie eintrat, bot sich ihr ein ungewohntes Bild. Vor dem flackernden Herdfeuer stand die Krippe mit dem Findelkind, über die sich Franziska summend beugte, eindeutig damit beschäftigt, dem Kleinen die Nase zu putzen. Sie fuhr wie von einer Nadel gestochen zurück, als sie den kalten Luftzug spürte, beruhigte sich dann aber wieder, als sie sah, wer hinter ihr stand.
    »Nanu, wo ist denn Ursula?«
    »Sie ist zu Gertrud hochgegangen, um sie zu fragen, ob sie das Kind bei ihr lassen kann. Es ist hier viel wärmer als in ihrer Kammer, und der Kleinen läuft schon die Nase.«
    »Nun, die Gicht ist nicht ansteckend, und ansonsten ist Gertrud wieder gesund. Es wird ihr vermutlich Ablenkung verschaffen, sich um das Kind zu kümmern. Übrigens riecht es ungeheuer gut hier.«
    Franziska nahm einen langstieligen Holzlöffel und rührte bedächtig in dem Kessel über dem Feuer. Der Duft verstärkte sich.
    »Lauch und Möhren, Weißkohl und ein schönes, fettes Stück Rindfleisch. Die Reste vom Huhn. Ein paar Knochen mit Mark und würzige getrocknete Pilze. Unter Köchinnen nennen wir das Gericht scherzhaft einen Rumtopf, weil man alles hineingeben kann, was in der Speisekammer so rumliegt.«
    »Mmmh. Hättet Ihr Lust, mich zu meinen Eltern zu begleiten, wenn dieser – äh – Rumtopf fertig ist? Ihr könntet Maria dort besuchen!«
    Freudig strahlte die kleine Köchin auf: »Der Eintopf bedarf meiner Aufsicht nicht weiter. Er schmeckt umso besser, wenn er wieder aufgewärmt wird. Ich decke die Glut noch ab, dann können wir losgehen.«
     
    Als sie vor das Tor traten, hatte das Schneegeriesel aufgehört, und die dichten Wolken, die den Morgen verdunkelt hatten, rissen auf. Eine blässliche Sonne ließ die weißen Hauben der Dächer aufstrahlen, und die langen Eiszapfen, die von den Traufen hingen, glitzerten wie Diamanten. Es roch nach den Holzfeuern, und allgegenwärtig kräuselte sich schwärzlicher Rauch aus den Kaminen. Ruß würde bald das schimmernde Weiß grau werden lassen, und die schweren Fuhrwerke, die sich durch die Gassen quälten, würden den Schnee zu einem schlammig braunen Brei machen. Aber noch sah Köln aus wie frisch gewaschen und gepudert.
    Wer es sich leisten konnte, hatte sich mit dicken Umhängen vermummt und eilte, so schnell es die glitschigen Straßen hergaben, von einer Unterkunft zur anderen. Es

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