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Die Sünden des Highlanders

Die Sünden des Highlanders

Titel: Die Sünden des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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Augenschein zu nehmen. Er straffte die Schultern und trat näher. Als er das betrachtete, was einst eine sehr schöne Frau gewesen sein musste, drehte sich ihm der Magen um. Die Tote war so verstümmelt, dass er eine ganze Weile brauchte, bis er erkannte, dass er auf die sterblichen Überreste von Lady Clara Sinclair blickte. Doch die wirren Strähnen goldblonden Haares, die noch an ihrem Kopf hingen, die großen, starren, blauen Augen und ein herzförmiges Muttermal oberhalb der Stelle, wo sich früher ihre linke Brust befunden hatte, ließen keinen Zweifel. Der Rest des Gesichts war mit so vielen Schnitten entstellt, dass es wohl Claras eigener Mutter schwergefallen wäre, sie ohne zusätzliche Hinweise zu identifizieren.
    Inzwischen erfüllte eine kalte Ruhe, um die er sich lange vergeblich bemüht hatte, seinen Körper und seinen Geist, sodass es ihm gelang, die Leiche genauer zu studieren. Trotz der Verstümmelung lag ein Ausdruck auf dem Gesicht der armen Clara, der darauf hinwies, dass sie noch gelebt haben musste, als ihr einige der grauenhaften Wunden zugefügt worden waren. Ein rascher Blick auf ihre Hand- und Fußgelenke zeigten ihm, dass man sie gefesselt und dass sie sich gewehrt hatte. Das bestärkte Tormands düstere Vermutungen. Entweder hatte die arme Clara etwas gewusst, was ihr jemand gewaltsam zu entlocken versucht hatte, oder sie hatte einen Feind besessen, der sie mit kalter, mörderischer Wut gehasst hatte.
    Und diese Person musste wohl auch ihn hassen, fiel ihm plötzlich ein, und bei diesem Gedanken überlief es ihn eiskalt. Er wusste, dass er nicht für ein hitziges Liebesspiel in Claras Schlafzimmer gekommen war. Sie war zwar einst seine Geliebte gewesen, aber nach dem Ende ihrer Romanze hatte er ihr Schlafgemach nicht mehr betreten. Vor allem nicht nach ihrer Heirat, denn ihr Gemahl, Sir Ranald Sinclair, war nicht nur mächtig, sondern auch überaus eifersüchtig. Also musste ihn jemand hierhergeschafft haben, um ihm zu zeigen, was aus seiner einstigen Geliebten geworden war. Und wahrscheinlich auch, um ihm die Schuld an dieser Schlächterei in die Schuhe zu schieben.
    Dieser Gedanke vertrieb sein Entsetzen und sein Mitleid. »Arme törichte Clara«, murmelte er. »Ich hoffe inständig, du hast nicht meinetwegen gelitten. Du warst vielleicht eitel und ein bisschen boshaft, geistlos und unmoralisch, aber das hast du wahrhaftig nicht verdient.«
    Er bekreuzigte sich und sprach ein kurzes Gebet. Ein Blick aus dem Fenster sagte ihm, dass der Morgen graute. Er musste diesen Raum so rasch wie möglich verlassen. »Ich hätte mich gern noch um deine sterblichen Überreste gekümmert, aber ich glaube, ich soll die Schuld an deinem Tod auf mich nehmen. Das kann und will ich nicht. Doch ich schwöre dir, ich werde herausfinden, wer dir das angetan hat – und der wird teuer dafür bezahlen!«
    Nachdem er sich noch ein letztes Mal vergewissert hatte, dass nichts mehr auf seine Anwesenheit hindeutete, machte sich Tormand eilig aus dem Staub. Wahrscheinlich sollte er dankbar sein, dass das grauenhafte Verbrechen in diesem Haus verübt worden war, denn hier kannte er alle Schleichwege. Seine Liaison mit Clara war zwar nur von kurzer Dauer gewesen, doch recht lebhaft, und er hatte sich häufig genug in dieses Haus geschlichen. Er glaubte, dass nicht einmal Sir Ranald, der das stattliche Haus nach seiner Vermählung mit Clara übernommen hatte, all die geheimen Wege zum Schlafgemach seiner Gemahlin kannte.
    Draußen drückte sich Tormand rasch in die Schatten der frühen Morgendämmerung. Er lehnte sich an die raue Steinmauer, die Claras Haus umgab, und fragte sich, wohin er sich nun wenden sollte. Zu gern hätte er den Vorfall aus seinem Gedächtnis gestrichen und wäre heim nach Dubhlinn geritten, doch er wusste, dass er das nicht tun würde. Obwohl ihm Clara nie richtig ans Herz gewachsen war – auch aus diesem Grund war ihre Romanze so kurzlebig gewesen –, konnte er nicht einfach vergessen, dass sie brutal ermordet worden war. Und falls sich sein Verdacht erhärtete, dass es jemand darauf angelegt hatte, ihn als Mörder hinzustellen – schließlich hatte er sich direkt neben der Leiche befunden –, dann musste er der Sache unbedingt auf den Grund gehen.
    Schließlich beschloss er, sich erst einmal nach Hause zu begeben. Seine Kleidung roch noch immer nach Tod. Vielleicht bildete er es sich auch nur ein, aber er brauchte dringend ein Bad und frische Kleider, um diesen Gestank loszuwerden. Zu

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