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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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...« Der alte Mann hielt immer noch den Kiel empor, als rede er zu ihm. »Was hältst du davon?«
    »Ich ... ich weiß nicht.«
    »Nun, dann denk nach! Und dann sage mir, was du gedacht hast!«
    »Würde die Schreibergilde von solch einem Brief beeindruckt sein?«
    »Wenn ich ihn schreibe, sehr wohl«, sagte Josen. »Sie könnten für den Überbringer eine Stellung finden, sagen wir in einem der großen Stadthäuser, als Schreiber oder als Historiker.« Er warf Kerris einen verstohlenen Blick zu. »Falls der Überbringer eine solche Stellung anstrebt, natürlich.«
    Kerris' Armstumpf pochte schmerzend. Er berührte ihn, wo die Haut dick und vernarbt war. Paula hatte ihm erzählt, daß man die Wunde mit der glühend gemachten flachen Klinge eines Messers hatte versengen müssen, um die Blutung zu stillen. »Welches große Haus würde mich schon wollen?« sagte er trübe.
    »Sei kein Narr«, sagte Josen. »Tornor ist nicht die Welt. Gefällt es dir hier denn so gut, daß der Gedanke, es zu verlassen, dich in Angst und Schrecken versetzt?«
    Kerris fand keine Antwort.
    »Überleg es dir doch!« sagte der alte Mann. »Wenn du ...«
    Ein Horn erschallte von der Festungsmauer, scharf, klar und hell.
    Josen wandte sich dem Klang zu. Er legte das Messer und den Federkiel beiseite. TähtähTÄH, sang das Horn: Fremde ziehen heran.
    »Endlich«, sagte der alte Mann. Der Hof hallte wider vom Getrappel rennender Füße. Ein zweitesmal sang das Horn, vibrierend und in anderer Tonart.
    Kerris übersetzte das Tonmuster automatisch in Worte. Der Hornist hatte die Meldung hinzugefügt: Fremdlinge auf Pferden nahen sich auf der Weststraße.
    »In vier Tagen hätte ich keine Tinte mehr gehabt«, sagte Josen. Er ließ das kleine Messer in die Scheide gleiten. »Gehen wir rüber auf die Mauer?«
    Sie gingen zur Treppe. Vom Torbogen flutete Trygs Stimme zu ihnen herauf. »Die Kaufmannszüge kommen nicht über die Weststraße«, sagte er. »Das können nicht die Händler sein.«
    Morven stand im Inneren Hof. Er runzelte bei den Worten des jungen Wachtposten die Stirn. Die Wehrgänge waren dichtgedrängt voller Soldaten und Stallburschen, Küchenhilfen und Zimmermädchen. Morven blickte ungeduldig drein. Der Anstand verlangte, daß er im Inneren Hof wartete. Es schickte sich nicht für den Herrn der Burg, sich den Kopf über der eigenen Festungsmauer zu verrenken.
    Wieder ertönte das Horn. »Es ist ein Kurier von Cloud Keep«, sagte eine Männerstimme.
    »Nööö, es ist eine Schafherde!« sagte eine andere Stimme. Unter den Mauern begannen die Hunde wie irre zu bellen. »He, laß andere Leute auch mal was sehen!«
    Josen fragte: »Kannst du etwas erkennen?«
    »Nichts. Nur einen Haufen von Rücken«, sagte Kerris. Er war nur geringfügig größer als Josen. Das Horn plärrte seine Botschaft in den Tag hinein. Kerris faßte festen Halt an einem vorspringenden Steinstück und hievte sich in die nächstgelegene Schießscharte hinauf.
    »Vorsicht!« mahnte Josen.
    Kerris stemmte die Füße gegen die Zinnen und blickte nach Osten. Da schwankten keine Wagen über die Straße. Er schaute nach Westen. Reiter. Er zählte. Es waren sieben, und ein Pferd ohne Reiter. Der vorderste Mann ritt weit voraus, und das Sonnenlicht spiegelte sich in seinem Haar wider, und das Haar war dicht und blond und hüftlang und war mit dem roten Schal der Chearis zurückgebunden.
    »Was kannst du sehen?«
    Josens Stimme schien von sehr weit entfernt zu ihm zu dringen. Die Leute auf den Mauern riefen einander zu. Kerris Beine zitterten. Er kannte die Ankommenden: Jensie, neben ihr Riniard, Elli und Ilene wie Schatten, Calwin, untersetzt und klein, Arillard, ernst und stumm ... Kerris ließ sich hart auf den Stein zwischen den Schartenbacken nieder. Er kannte sie. Alle.
    »Was ist denn?« fragte Josen.
    »He, Kerris, so sag doch schon was!« drängelte Tryg.
    Sie warteten auf seine Antwort. Er hob das Kinn. »Es ist ein chearas.«
    Er brauchte ihnen nicht zu erklären, welcher es war.
     

2. Kapitel
     
    Morven hieß die Chearis im Großen Saal willkommen. Kerris schaute vom Turmfenster aus zu, wie sie über den Inneren Hof schritten – mit jenem unglaublich graziösen Gang, der ihnen zu eigen war. Sie trugen Tunikas aus Wolle und weiche Reithosen, unter denen das Tuch ihrer Hosen sichtbar wurde, und hohe Reitstiefel.
    Nach einer Weile kam ein Page an die Treppe zum Turm. Er hatte eine Botschaft: Kerris wurde aufgefordert zu kommen. Als er über den Hof ging, sah

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