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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Stallmeister wartete bereits unter dem Tor der Pferdescheune auf sie. Ein wuchtiger Mann, schwarz und bärtig, mit Händen wie Schaufeln und schiefen Zähnen.
    »Eyah, Kel! Fein, daß ihr hier seid.« Er grinste zahnlückig. »Ihr alle! Es wartet ein Krieg auf euch, wißt ihr das?«
    »Wir haben es gehört«, antwortete Kel. »Und sicher werden wir gleich mehr darüber hören.«
    »Es ist wie in den alten Tagen. Lalli! Sosha!« Sein lautes Rufen ließ ein Mädchen und einen Jungen aus der Luke des Heubodens herunterpurzeln. Beide waren so dunkelhäutig wie Ilene. »Nehmt die Pferde der Chearis und reibt sie gut ab, oder ich verfüttere euch an die Bären.« Die Kinder schienen davon wenig beeindruckt zu sein. Das Mädchen schnitt ihm eine Grimasse, während es Callito in eine Box führte. »Ich will euch nicht aufhalten. Aber hör mal – ich hab' ein Pferd, Kel, das den großen Roten da schlagen kann. Hörst du?«
    Kel gluckste. »Das bezweifle ich.«
    »Machen wir ein Wettrennen, dann beweis ich's dir!« Die lauter gewordene Stimme des Mannes ließ den Staub von den Wänden rieseln.
    Kel klopfte dem Riesen auf den Arm. »Später, Tek.«
     
    Sie kamen zu einem Haus. Es war klein, eher eine Kate, silbern und von anderen Häusern umringt. Das Dach war schieferbedeckt. In der Tenne gab es einen kleinen Alkoven für die Stiefel und Schuhe.
    Dahinter lag ein langer Raum. Der Boden war mit Schilfmatten und dicken roten Kissen belegt. An den Wänden hingen Rechtecke aus weicher Wolle in vielen Farben. An einer Seite stand ein niedriger Tisch, der mit einer Kupfervase geschmückt war, in der verzweigte Blütenstengel standen. Auf dem Boden standen mehrere Nachtgeschirre. In einer Ecke befand sich ein leuchtendrotes Waschbecken auf einem geschnitzten Holzgestell.
    »Fühlt euch wie zu Hause«, sagte Sefer. »Habt ihr Hunger? Die Frühjahrsernte ist eingebracht; wir haben reichlich zu essen.«
    Jensie schnürte ihr Reitleder auf. Sie warf ihre Bettrolle in eine Ecke, legte Riniard den Arm um die Hüfte und hakte den Daumen in seine Gürtelschleife. »Ich hatte vergessen, wie gemütlich es hier ist«, sagte sie.
    Kel grinste. »Nika, du solltest es doch besser wissen! Chearis sind immer hungrig!«
    »Wartet!« sagte Sefer. Er verschwand durch einen Torbogen. Kurz darauf kehrte er mit einer Platte zurück, auf der Käse und Früchte aufgehäuft waren, eine Karaffe Wein stand darauf und ein Teller mit fetuch. Der Teller war grün und hatte blaue Blüten. »Setzt euch!« Die Chearis ließen sich nieder. Sefer stellte die Platte auf den Tisch und trat wieder unter den Türbogen.
    »Wo ist Ilene?« rief er.
    »Bei ihrer Familie«, sagte Kel.
    Sefer brachte einen Stapel Kupferbecher. »Also seid ihr sechs. Nein!« Er lächelte Kerris zu. »Sieben.«
    Elli nahm eine der Kummen auf und hielt sie ins Licht. Das Gefäß war gepunzt und mit einer Gravur aus schlichten Linien verziert, das fließende Muster eines Pferdekopfes, das sich um den ganzen Becher herumzog. »Das sieht wie Asech-Arbeit aus«, bemerkte sie.
    »Das ist es auch«, sagte Sefer.
    Arillard sagte: »Wir haben Asech-Händler gesehen, in Tezera an der Kreuzung. Sie hatten das Schlangenzeichen.«
    Sefer sprach: »Ich sage es erneut und wiederholt: Wir stehen nicht im Krieg mit Asech.« Er goß Wein in einen Becher und reichte ihn Kel.
    Kerris ließ den Blick durch den heimlichen Raum schweifen. Die Wandbehänge erinnerten ihn an die Tapisserien auf Burg Tornor. Er strich mit den Fingern über die geflochtenen Bodenmatten. Sefer reichte Cal einen Becher Wein. Hier bin ich geboren, dachte Kerris. In diesem Tal bin ich geboren, in einem Haus so wie diesem ... Er schloß die Augen und versuchte eine Erinnerung heraufzubeschwören, irgendeine Erinnerung. Aber nichts geschah. Er hatte Erinnerungen an Kälte und Stein und Eis. Aber er hatte keine Erinnerung an Bäume, die aufstrebten wie Flammen, keine Erinnerungen an rote Vögel oder an silberne Wände.
    Kel sagte: »Dann sag uns doch, was eigentlich los ist!«
    Sefer erzählte: »Vor drei Nächten, in der Nacht des Viertelmondes, wurden wir überfallen. Sie kamen mitten in der Nacht – mit Fackeln.« Er goß einen dritten Becher voll und reichte ihn Arillard. Dieser, der älteste unter den Chearis, blickte finster drein. Kerris empfing eine flüchtige Vision: Er sah die friedlichen schlafenden Straßen vom Fackelschein erhellt, sah sich bäumende Pferde, roch Pech, hörte Geschrei und das schreckliche Knattern der Flammen,

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