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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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er.
    »Neben dem Tanjo fließt ein Bach«, sagte Kel. Und zu den anderen gewandt sagte er. »Wartet hier auf uns, wir werden nicht lange brauchen.« Dann reichte er Callitos Zügel an Arillard. Kerris gab den Zügel Magritas an Elli. Verwirrt dachte er über das Wort Tanjo nach. Es war ein Wort aus der Südländersprache, und es bedeutete einen Saal, eine Werkstatt, wo Lehrlinge ausgebildet werden.
    »Komm!« sagte Kel.
    Der Hain war dunkel und still. Als sie ein Stück weit gegangen waren, hörte Kerris deutlich die Musik des Wassers. Es erinnerte ihn an Tornor. Er erhaschte einen Blick auf ein silbernes Dach, auf silberne Wände. Das Wasser rann über eine künstlich errichtete Barriere aus Felsen in stetigem gelenkten Strom. Kel berührte ihn an der Schulter. »Öffne deinen Geist«, sagte er. Kerris holte tief Luft. Wenn mein Verstand eine Hand wäre ... Langsam glitt er aus der Begrenzung seines Körpers heraus. Er berührte das Denken irgendeines schuppenbedeckten Raubtiers im Gehölz: es siedete und kochte vor kalter Wut. Er zog sich rasch zurück. Er tastete sich in Kels Denken. Dort zitterte es vor kaum verhaltenem Drängen. Er griff zu dem silbernen Gebäude hinüber und fragte sich dabei, wer wohl was in seinen Mauern lernen mochte.
    Dann berührte er das Gehirn eines Fremden.
    Ein Junge saß in einem Winkel. Er starrte auf eine fahlweiße Fläche. Auf ihr tanzten farbige Flecken. Sein Denken griff nach außen – nach dem Klang des Wassers inmitten der Bäume. Er schlug seine Gedanken um das Wasser und zerstäubte den Bach zu einem hohen Freudennebel, der die Zypressenäste feucht überzog.
    »Schau!«
    »Gut«, sagte eine Männerstimme. »Das war gut, Korith.«
    Kerris blinzelte, als die nasse Pracht der Fontäne sich in seinem Denken emporschleuderte.
    Er legte die Hand auf die Wange. Seine Haut fühlte sich kühl an von dem Sprühdunst des Springbrunnens. Er blickte auf das Wasser, das nun wieder in seiner gewohnten Bahn floß. »Ist es ...?«
    »Ja«, sagte Kel. »Es ist.«
    Irgend etwas schimmerte blau auf unter den Bäumen. Zwischen den Stämmen kam ein Mann herangelaufen. Er war schlank und hochgewachsen, wenn auch nicht so groß wie Kel. Ich kenne dich, dachte Kerris. Der Mann hatte weißes Haar, das mit einem blauen Band aus der Stirn gebunden war, und seine Kleidung war braun mit blauen Säumen. Die Augen waren grün. Der Mann trat zu Kel, und die beiden umarmten sich.
    »Sef«, sagte Kel, »hier ist Kerris.« Er drehte den weißhaarigen Mann herum. »Kerris, dies ist Sefer.«
    »Ich freue mich, dich kennenzulernen«, sagte Sefer. Er war der Mann gewesen, der gesagt hatte: Das war gut, Korith. Er war um einen Fingerbreit größer als Kerris selbst, nicht mehr. Ihre Augen trafen sich. Kerris' Haut prickelte. Er hatte das Gefühl, als läge jeder Gedanke in seinem Schädel, jede Hoffnung, jedes Verlangen nackt und entblößt unter diesem grünen Blick. Furchterfüllt zog er sich zurück.
    Kel ließ den Arm um die Hüfte seines Geliebten gleiten. »Hör auf damit!« befahl er. »Er ist noch nicht bereit, Sef.« Und dann küßten sie sich. Kerris wandte den Kopf ab. Es war, wie wenn man zwei Flammen zuschaute, die sich in der Dunkelheit vereinigten.
    Sefer sagte: »Es ist gut, daß du gekommen bist, nika!«
    »So hat man mir zu verstehen gegeben«, sagte Kel. Er berührte das Heft seines Messers. »Cleo hat von Krieg geredet.«
    »Nein«, sagte Sefer. »Nicht Krieg. Noch nicht.«
    »Die anderen warten auf der Straße. Kannst du aus dem Tanjo fort?«
    »Eigentlich sollte ich nicht«, murmelte Sefer. »Aber Tamaris ist ja hier, also denke ich, mir wird vergeben werden.« Kel streichelte mit einer Hand den Rücken seines Geliebten. Über Sefers bleiche Gesichtshaut breitete sich ein Hauch von Röte. Sie gingen langsam zur Straße zurück. Kel machte kürzere Schritte, um sich denen seines Freundes anzupassen. Kerris, der hinter ihnen drein ging, spürte, wie seine Rückenmuskeln zuckten.
    Elli und Arillard begrüßten Sefer lachend und mit derben Kommentaren. Kel stellte Riniard vor. »Fein, dich kennenzulernen«, sagte Sefer. Riniard brummte irgendeinen Gruß. Er schaute argwöhnisch und unsicher drein. Die Chearis führten die Pferde am Halfter und gingen die Hauptstraße in südlicher Richtung hinunter. Sie kamen an einem Waffenhof vorbei. Hinter dem Zaun waren Männer und Frauen beim Training. Ein paar riefen Grüße herüber, aber sie brachen dennoch nicht aus ihren Kampfkreisen aus.
    Der

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