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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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fragte er zögernd. Kel schien ihn nicht zu hören. Magrita tänzelte zur Seite und schüttelte die Mähne vor etwas Unsichtbarem. Kerris beruhigte sie. Das Zittern in ihm wuchs weiter. Die düsteren Felsblöcke machten ihn nervös. Er konnte sich nicht von dem Gefühl befreien, daß ganz in der Nähe etwas versteckt lag und auf sie lauerte ...
    »Halt!«
    Der brüske Befehl ließ sie mitten im Schritt anhalten. Kerris blickte auf. Eine Frau stand breitbeinig in einem Spalt im Granit. Sie zielte mit einem gespannten Bogen und sah aus wie eine der Gestalten auf den Wandteppichen auf Tornor. Sie hatte grobe braune Hosen an, knielange Stiefel, eine Ledertunika. Ihr Gesicht war grobgeschnitten, die Haut rotbraun und vom Wetter gegerbt. Das Haar war schwarz. Sie sah aus wie ein Bauernweib, und ein nicht mehr junges überdies. Doch den Bogen hielt sie mit sicherer Hand, den Pfeil leicht aufgelegt.
    »Kel«, sagte sie. »Ilene. Willkommen daheim!«
    »Cleo«, sagte Ilene. »Was, zum Kuckuck, ist denn los?«
    Die Frau lächelte verkniffen. »Wir bewachen die Straße nach Elath.« Über ihre Schultern lugte das Gesicht eines Mannes. Er hob die Hand zum Gruß für den chearas. »Es ist wieder genauso wie früher.«
    »Was ist wie früher?« fragte Kel. »Was ist geschehen?«
    »Der Krieg ist ausgebrochen. Das ist, was los ist«, sagte Cleo. »Der Rat wird euch alles sagen.« Sie ließ die gespannte Bogensaite los. »Zieht weiter! Reitet in die Stadt!«
     

6. Kapitel
     
    Die Stadt Elath lag in einer flachen Senke. Als der chearas die letzte Biegung der nördlichen Straße hinabritt, blieben die Felsen hinter den Reitern zurück. Sie schauten hinunter. Kerris tat die Hand weh, so fest hatte er den Zügel gepackt. Er bog und streckte die Finger. Sein Blick glitt über silbergraue Häuser, über den Fleckenteppich der Weiden, Gärten und Felder. Blaue Wasseradern schmückten die goldenen Wiesen, und am Rande der flachen Schale standen Bäume, deren Zweige gerade aus den Stämmen aufstrebten, wie Zaunpfähle vor dem Horizont.
    Sie ritten zum Dorf hinab. Von einer Wiese winkte ihnen ein Weib zu. Sie trieb eine schnatternde Gänseherde zu einem Teich. »Eyah, Kel, Ilene«, rief sie. »Es ist schön, daß ihr wieder da seid! Wir können euch gut gebrauchen!«
    Ein Vogel mit scharlachroten Schwingen stob unter Magritas Nüstern auf und flatterte in eine blühende Buche. Kerris starrte ihm nach. Er hatte noch nie einen solchen Vogel gesehen. Das Tier spreizte sich schimmernd und stolz auf einem schwankenden Ast. »Kerris!« rief Kel und nickte ihm zu. »Komm her und reite mit mir!« Kerris schnalzte der Stute zu. Kel wies auf ein graues Spitzdach am östlichen Rand der Senke. »Der Hof dort gehört Ardith, unserem Mutterbruder. Wir haben da auch Vettern.«
    Die Straße verbreiterte sich, wurde zum Platz mit Pfosten zum Anbinden der Pferde und mit einem Ziegeltrog als Tränke. Am anderen Ende stand ein Gebäude aus roten Backsteinen, dessen Kamin schwarzen Rauch hervorrülpste.
    »Was ist denn das?« fragte Kerris.
    »Das ist die Schmiede.«
    Sie ritten an einem Haus vorbei, an dessen Front ein Schild baumelte. Das darauf gemalte Bild zeigte einen Schuh. Etwas weiter unten lehnten sich die Läden eines Gerbers und eines Metzgers aneinander. An den Haken im Laden des Fleischers hingen die Hälften von Lämmern, Rind und Schwein, Fisch, der noch in der schimmernden Haut steckte, zwei riesengroße Truthähne, eine Halskette aus Schweinsfüßen und Schnüre mit fetten gerupften Wachteln.
    Die Gerberei stank nach kochender Lohe aus Eichenrinde. Kel wedelte den vorbeiziehenden Dunst mit der Hand weg. »Pffff!« Magrita tänzelte mit zimperlichen Schritten über die ausgefahrenen Wagenspuren. Es waren ziemlich viele von ihnen da. »Hier ziehen die Karawanen durch«, sagte Kel. Neugierig steckten Leute die Köpfe aus den Fenstern, beobachteten sie, und ein paar von ihnen winkten.
    Unter dem Gewicht eines Karpfens, der so dick wie ein Säugling war, stolperte ein Mann vorbei. Sein Hemd war voll Schleim, wo er den Fisch gegen sich gepreßt hielt. Kel zügelte sein Pferd und ließ ihn die Straße überqueren.
    Kerris fragte: »Wer herrscht in Elath?«
    Kel lächelte. »Das hier ist keine Feste. Sie haben einen Stadtrat.«
    »So wie der Rat der Häuser in Kendra-im-Delta?«
    »Ja, ungefähr so. Er wurde nach ihm als Vorbild eingerichtet. Aber wir hier in Elath sind nicht ganz so großmächtig. Hier kann jeder, der Grund und Boden besitzt,

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