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Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Titel: Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Sinn
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Binnensektoren immer mehr arbeitsintensive Importprodukte importiert und Kapital, Talente und Wertschöpfung zunehmend auf die Endstufen der Exportsektoren verlagert.  12 Die Verlagerung der Wertschöpfung von den Binnensektoren in die kundennahen Endstufen der Exportindustrien schritt zwar unaufhaltsam voran, doch wurde sie zum Glück durch die Lohnzurückhaltung verlangsamt, die damals auch unter dem Druck der Standortdebatte einsetzte. So gelang es auch den noch vergleichsweise arbeitsintensiven Unternehmen, sich zu behaupten, und es entstanden im Dienstleistungssektor genug neue Stellen, um die in der Industrie wegfallenden Stellen zu kompensieren. Das alles waren schmerzliche, aber notwendige Anpassungsprozesse.
    Die Beseitigung der Wechselkursunsicherheit war für die peripheren Länder Europas ein Segen, doch für Deutschland ein Problem, weil das Sparkapital in andere Länder floss und statt in Deutschland dort investiert wurde. Deutschland hatte in den Jahren von der Einführung des Euro bis zum Beginn der Finanzkrise, also von 2002 bis 2007, die drittniedrigste Nettoinvestitionsquote aller OECD-Länder, wie die nachfolgende Abbildung 2.3 in aller Deutlichkeit zeigt.  13 Nur noch die bereits sehr reiche Schweiz und das krisengeschüttelte Japan lagen unter den entwickelten Ländern hinter Deutschland.
    Abbildung 2.3: Gesamtwirtschaftliche Nettoinvestitionen als Anteil des Nettoinlandsprodukts (2002—2007)

    Quelle: OECD, OECD.Stat , National Accounts.
    Überall schien das Gold heller zu glänzen als zu Hause. Die Risiken, die heute im Blickpunkt stehen, sahen die Investoren nicht, nur die etwas höheren Renditen, die man andernorts versprach. Deutsche Lebensversicherer und Banken, vor allem die heute angeschlagenen Landesbanken, haben damals für höchstens 20 bis 35 Basispunkte, also gerade mal 0,20 bis 0,35 Prozentpunkte, die sie mehr an Zinsen bekamen, griechische, portugiesische und spanische Staatspapiere den deutschen vorgezogen. Das war die Phase, in der das deutsche Sparkapital das Land verließ, um im Ausland Geld zu verdienen, und dort Arbeitsplätze und Wachstum schuf.
    Abbildung 2.4 zeigt, wie sich die gesamtwirtschaftliche Ersparnis in Höhe von insgesamt 930 Milliarden Euro, die von 2002 bis Juni 2007 getätigt wurde, auf private und öffentliche Nettoinvestitionen im Inland, auf einen Netto-Finanzkapitalexport und auf Netto-Direktinvestitionen im Ausland verteilte. 58 % der deutschen Ersparnis waren vom ersten Jahr des Euro bis zur Finanzkrise ins Ausland gewandert, insgesamt 536 Milliarden Euro, und nur 42 % wurden zu Hause für öffentliche und private Belange investiert. Mir ist kein Land bekannt, das irgendwann einmal in seiner Geschichte einen so großen Anteil seiner Ersparnis ins Ausland getragen hat.
    Abbildung 2.4: Die Verwendung der deutschen Ersparnis von der Euro-Einführung bis zur Finanzkrise (2002—Juni 2007)

    * Einschließlich statistisch nicht aufgliederbarer Transaktionen.
    Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18 , Reihe 1.2; Deutsche Bundesbank, Online-Datenbank .
    Die Abbildung zeigt auch Target-Forderungen, die mit 48 Milliarden Euro noch recht klein waren, sowie nicht weiter erläuterbare Restposten, die aus Buchungsfehlern resultieren, aber wohl Kapitalexporte sind. Target-Forderungen sind, wie später in diesem Buch noch näher erläutert wird, Forderungen aus der grenzüberschreitenden Verlagerung von Zentralbankkrediten und insofern ein öffentlicher Kapitalexport. Bemerkenswert ist, dass der gewaltige Nettokapitalexport aus Deutschland nur zu einem kleinen Teil direkt investiert wurde. Die spektakulären Geschichten über deutsche Industrieansiedlungen im Ausland, die die Wirtschaftsteile füllen, machen wie überall auf der Welt nur einen kleinen Teil der Kapitalbewegungen aus. Viel wichtiger sind die Finanzkapitalströme, die anonym über die kommunizierenden Röhren des Banken- und Versicherungssystems ins Ausland geleitet werden und sich der griffigen Berichterstattung in den Medien entziehen.
    Die deutschen Sparer füllten ihre Sparbücher und zahlten brav ihre Lebensversicherungspolicen ein, und die Banken und Lebensversicherungsgesellschaften trugen das Geld ins Ausland in der Hoffnung, noch etwas mehr Rendite als im Inland zu erzielen. Dort finanzierte man dann viele sinnvolle Investitionsprojekte, aber leider auch einiges, was nicht sonderlich sinnvoll war. Das Geld floss über den Atlantik in die dubiosen ABS-Papiere, die aus

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