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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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haben.«
    »Es wurden Aktien zugekauft.«
    »Von wem? Von Nick? Der hat sich geweigert, einem Makler oder einer Bank auch nur in die Nähe zu kommen.«
    »Nein, von Lord Elgin, seinem Vater. Kurz bevor er starb, hat mir Nick gesagt, daß sein Vater dem Konto Aktien zugeschlagen habe. Er sagte auch, er erwarte nicht, daß sein Vater das Geld kampflos herausrücken würde. Obwohl das Vermögen eindeutig Ihnen gehört, könnte Randolph Elgin versuchen, den Transfer zu blockieren, und meiner Ansicht nach wird er das auch tun. Ich habe noch nicht erlebt, daß jemand eine Summe von über drei Millionen kampflos herausrückt.«
    »Dann streiten Sie mit ihm, Teddy. Tun Sie alles, was nötig ist. Ich bezahle Sie. Nicks Vater ist ein schrecklicher Mensch. Es würde mich freuen, ihm das Geld abzunehmen und es einem guten Zweck zuzuführen. Etwas, womit Nick einverstanden gewesen wäre. Vielleicht Stipendien für Kunststudenten oder eine Stiftung für die Met.«
    »Also gut«, sagte Teddy und blätterte seine Papiere durch, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. »Sie müssen mir nur sagen, ob Sie das Vermögen in seiner jetzigen Form, das heißt mit allen Investitionen übernehmen wollen, oder ob Sie es liquidieren und sich das Geld an Ihre Bank überweisen lassen möchten.«
    »Liquidieren Sie es«, sagte Fiona und rieb sich die Schläfen. Sie war gereizt und ungeduldig.
    »Sind Sie sicher? Es könnte leichter sein, Elgin zur Herausgabe von Aktien als einer Riesensumme Bargeld zu bewegen. Soweit ich mich erinnere, sind ein paar Spitzenwerte darunter und ein großes Paket ziemlicher Flops. Lassen Sie mich sehen … Abingdon-Verlagshaus … Vereinigte Stahlwerke, das ist ein guter Wert … Beaton, Wickes-Manufakturen … Brighton-Werke … ah, da ist der faule Apfel! Es ist eine Teefabrik, Fiona. Burton Tea. Mein Gott, warum hat Elgin so viel davon gekauft? Und warum hat er sie behalten? Die Aktien haben zwei Drittel ihres Kaufwerts verloren.«
    Fiona hörte auf, sich die Schläfen zu reiben. »Teddy, was haben Sie gesagt?« flüsterte sie.
    »Ähm … Burton Tea?«
    »Wie viele Aktien sind es genau?« fragte sie und griff nach Papier und Feder.
    Teddy fuhr mit dem Finger eine Zahlenreihe entlang. »Eine ganze Menge tatsächlich.«
    »Teddy, wie viele?«
    »Vierhundertfünfzigtausend.«
    Fiona hielt den Atem an. Teddy blickte zu ihr auf. Sie sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »So hat er’s gemacht«, sagte sie. »Der verlogene, hinterhältige Schuft! Ich hab nie verstanden, wie er bei den Schulden einundfünfzig Prozent halten konnte. Also, genau so hat er’s gemacht.«
    »Was gemacht, Fiona?«
    Sie antwortete nicht, sondern riß eine Schublade auf und holte einen Ordner heraus. Sie schlug ihn auf, sah die Papiere darin durch und schrieb Zahlen auf. »Zweiundfünfzig Prozent!« stieß sie mit zitternder Stimme hervor. »Ich hab verdammte zweiundfünfzig Prozent!«
    »Von was?«
    »Von Burton Tea, Teddy. Lassen Sie mich sehen«, sagte sie und griff nach der Aufstellung.
    Er reichte sie ihr. Die jüngsten Transaktionen standen am Anfang. Sie blätterte Quartal um Quartal zurück, bis sie fand, wonach sie suchte: der Kauf der Burton-Tea-Aktien. Sie waren 1894 Nicks Anlagevermögen zugeschlagen worden. Elgin hatte fast drei Pfund – etwa fünfzehn Dollar – pro Aktie gezahlt. Der gesamte Wert des Burton-Pakets plus Nicks anderen Aktien – der damals nur etwa hundertsechzigtausend Pfund betrug – belief sich jetzt auf die gewaltige Summe von eineinhalb Millionen Pfund. Schnell zog sie ihre eigenen Aufzeichnungen für das gleiche Quartal heraus und stellte fest, daß sie zwischen achtzehn und einundzwanzig Dollar pro Aktie bezahlt hatte. Nicks Aktien waren billiger erworben worden.
    Dann verglich sie Nicks Auszüge vom März 94 mit den jüngsten Auszügen – vom März 98. Teddy hatte recht: Alle Papiere außer Burton Tea hatten Gewinn gemacht, und die Verluste von Burton Tea waren so hoch, daß sich sein Konto nur auf die Hälfte des Betrags von 1894 belief. Nicks vierhundertfünfzigtausend Burton-Tea-Aktien waren im Moment etwas weniger als fünfhunderttausend Pfund wert.
    Die Daten, der unterschiedliche Aktienpreis, die Verluste – alles machte plötzlich Sinn.
    »Teddy, besorgen Sie mir Nicks Vermögen in seiner jetzigen Form«, sagte Fiona, von den Auszügen aufsehend. »Egal, was es kostet, verstehen Sie mich? Ich muß diese Aktien haben. Fangen Sie gleich heute abend an. Schicken Sie einen Brief an Albion …

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