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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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seinen Leuten Anweisung gegeben, auf sie zu achten und Burton zu finden. Was ihnen aber nicht gelungen war, weil er sich zu gut versteckt hatte. Erst nachdem Tom und Dick Davey O’Neill gefaßt hätten, erfuhren sie, daß sich Burton in einem Raum im obersten Stockwerk von Oliver’s verborgen hielt. Aber dann sei es schon fast zu spät gewesen. Glücklicherweise hätten sie Charlie angerufen, und er sei mit ein paar seiner Leute im Boot losgefahren. Als Tom und Dick bei Oliver’s angekommen seien und herausgefunden hätten, was er vorhatte, habe das Lagerhaus bereits in Flammen gestanden. Sie seien die New Stairs hinuntergerannt und gerade noch rechtzeitig durchs Wasser gewatet, um Burton daran zu hindern, sie umzubringen.
    Während Charlie erzählte, ruderten seine Männer über den Fluß. Sie stiegen bei Cole’s Wharf aus und gingen durch eine Seitentür hinein. Erstaunt bemerkte Fiona, daß sie sich in einem komfortablen, gut beleuchteten Raum mit gedeckten Tischen befand. Joe wurde vorsichtig auf ein Sofa gelegt, wo man ihm Laudanum gegen die Schmerzen einflößte. Schnell wurde ein Arzt herbeigeschafft, der sein Bein streckte und schiente. Der königliche Leibarzt hätte ihm keine bessere Behandlung zukommen lassen können. Wallace, der Arzt, reinigte auch Fionas Wunde und nähte sie. Burtons Klinge hatte sie nicht so tief verwundet wie beim erstenmal, und sie hatte nicht annähernd soviel Blut verloren.
    Während Joe ruhte und Tom Smith und die anderen aßen, führte Charlie sie in einen kleineren, privateren Raum, in dem ein großer Schreibtisch, ein paar Sessel und einige Sofas standen. Wieder umarmten sie sich, und sie weinte erneut und klammerte sich an ihren Bruder, während er ihr übers Haar strich und sie beruhigte. Dann ließ er sie auf einem Sofa Platz nehmen und schenkte ihr ein Glas Portwein ein.
    »Fee, du mußt mit der Heulerei aufhören. Deine Augen sind schon ganz zugeschwollen. Ich bin ja hier, alles ist gut.«
    Sie nickte, weinte aber weiter. Zwischen ersticktem Schluchzen stieß sie tausend Fragen hervor. »Charlie, wo bist du gewesen? Wir dachten, du seist tot. Sie haben eine Leiche aus dem Fluß gefischt, die die Uhr unseres Pas bei sich hatte. Wo bist du die ganze Zeit gewesen? Warum hast du nicht versucht, uns zu finden?«
    Er stürzte den Inhalt seines Glases hinunter und erzählte ihr dann von den letzten Jahren, angefangen von der Nacht, in der Jacks letzter Mord geschah. Seine Worte schienen ihm nicht leichtzufallen.
    Er war gerade auf dem Heimweg vom Taj Mahal, wo er seinen Sieg gefeiert hatte. Es war spätnachts, aber zu seiner Überraschung sah er eine große Menschenmenge in Adams Court versammelt. Als er sich hindurchzwängte, entdeckte er seine Mutter blutüberströmt und leblos auf den Pflastersteinen liegen. Er hörte Fiona schreien und das Baby weinen. Er erinnerte sich, daß er seine Mutter festhalten und die Polizisten hindern wollte, sie wegzubringen. Und dann erinnerte er sich, daß er davongerannt war. Fort von dem schrecklichen Schauplatz. Fort vor sich selbst. Er lief, bis ihm die Beine weh taten, seine Lungen brannten und sein Herz ihm schließlich befahl stehenzubleiben. Tief im Innern des Ostteils von London, auf dem Weg zur Isle of Dogs. Dort kroch er unter einen Zaun und gelangte in eine Werft, wo er sich in den Überresten eines alten Schleppers verkroch. Wie lange er dort blieb, wußte er nicht mehr. Vielleicht Stunden, vielleicht Tage. Als er frierend und hungrig aus dem Gerippe herauskroch, wußte er nicht, wo er war und wer er war. Etwas war mit ihm geschehen – bis heute wußte er nicht genau, was. Denny Quinn erklärte ihm, es werde Amnesie genannt.
    Er wanderte durch Werften und Docks. Er schlief im Freien und ernährte sich von Abfällen, die er aus Abfalltonnen fischte. Dann schlug er, den Fluß entlang, wieder die Richtung nach Westen ein. Stück für Stück kehrte sein Gedächtnis zurück. Er erinnerte sich an seine alte Straße, seine Familie und Freunde, doch die alten Bilder tauchten auf und verschwanden erneut. Aber schließlich kehrte alles wieder zurück, und er erinnerte sich, daß er einen Bruder und Schwestern hatte und daß seine Mutter ermordet worden war. Seine Trauer überwältigte ihn.
    Eines Nachts ging er zum Adams Court, um nach ihnen zu sehen, aber sie waren fort. Nachdem er sich klargemacht hatte, daß er niemanden mehr hatte und nirgendwohin gehen konnte, nahm er sein Straßenleben wieder auf.
    »Aber warum hast du nicht

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