Die Terranauten 023 - Die Ausgestossenen von Terra
verkündet: »Die Konzerne bestechen 80% der Erdbevölkerung, indem sie sie als Relax durchfüttern, um sich ungestraft an den Kolonien bereichern zu dürfen. Der Erde ist es gelungen, das Wirtschaftssystem des 20. Jahrhunderts, in dem wenige reiche Länder den Rest der Welt ausbeuteten, über Hunderte von Lichtjahren hinweg in die Galaxis hinauszutragen. Wir haben nichts aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Wir begehen diese Verbrechen jetzt nur im interstellaren Rahmen.«
Nachdem diese Rede verbreitet war, wurde der zitierte Philosoph verhaftet. Nur um Unruhe und Unbehagen in den Reihen der Summacums zu vermeiden, wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt. Doch aus der Verhaftung hatte er gelernt.
Heute stand sein Name stellvertretend für andere geniale Ergüsse, die man nicht mehr so direkt als Angriffe auf die Konzernpolitik werten konnte: Summacum Cader! Schließlich begründete er 2424 das »Jahr der Philosophie«.
Eigenartig, daß Summacum Mühlherr ausgerechnet jetzt daran denken mußte. Es störte seine Konzentration, weswegen er diese Gedanken rasch wieder verbannte. Die Grauen griffen an! Es waren schlaue Füchse in ihren grauen Uniformen. Sie gingen routiniert vor. Jeder von ihnen war eine äußerst gefährliche Kampfmaschine. All ihre Sinne waren aufs Kämpfen ausgerichtet.
Ein einzelner Gardist konnte es unbewaffnet mit mindestens zehn normalen Gegnern aufnehmen. Aber Treiber waren keine normalen Gegner – selbst wenn sie erschöpft waren.
Die sieben, mit ihrem Logenmeister in der Mitte, befanden sich noch immer in Trance. Sie lagen auf dem Boden. Summacum Mühlherr, der sich wenige Kilometer entfernt aufhielt, wurde Zeuge der Ereignisse.
Die Grauen griffen von zwei Seiten gleichzeitig an. Drei zerschlugen das Fenster, weitere vier sprengten die Tür. Die drei hatten es tatsächlich geschafft, ohne Hilfsmittel in den dritten Stock zu klettern. Ein Kunststück besonderer Art.
Mühlherr kümmerte sich nicht darum. Solche Glanzleistungen war man von Gardisten gewissermaßen gewöhnt.
Die Loge wartete nicht umsonst mit ihrem Gegenangriff. Sie sammelte ihre psychische Kraft zum entscheidenden Schlag.
Kaum hatten die Gardisten die Lage erblickt, als sie rücksichtslos ihre Waffen einsetzten. Allein: Sie funktionierten nicht mehr! Die Treiber hatten ein schwaches Antifeld errichtet, das sämtliche Energieerzeugung in der direkten Umgebung wirkungslos machte.
Für die Gardisten kein Grund, schon den Kampf aufzugeben. Sie zogen ihre kurzen Schwerter, die die Funktion von früheren Bajonetten hatten und zumeist nur zur Dekoration getragen wurden. Sie gehörten zum Panzer genauso wie zur Uniform.
Ehe sie auf die Treiber weiter eindringen konnten, entstand inmitten der Runde ein grelles Licht, das die Grauen blendete und sich rasend schnell ausbreitete. Schreiend warfen sich die Gardisten zurück. Das Licht griff nach ihnen, drang in sie ein, löschte ihr Bewußtsein.
Summacum Mühlherr wartete ab, bis sich alle vier Treiberlogen so oder ähnlich zur Wehr gesetzt hatten. Dann gab er den Befehl, den Sektor psionisch zu durchkämmen.
Die Logen gehorchten.
Es gab keine weiteren Grauen mehr, die ihnen gefährlich werden konnten. Jetzt durften die Treiber aus ihrer Trance erwachen.
Sekundenlang blieben sie liegen. Das brauchten sie. Dann erhoben sie sich ächzend, verließen den Raum und stiegen nach unten.
Ehe sie die Straße betraten, sicherten sie vorsichtshalber noch einmal nach allen Seiten. Diesmal mit ihren normalen Sinnen.
Nichts zeigte sich. Sie liefen zum Schutzschirm hinüber. Von ihm sah man kaum mehr als einen grauen Schleier, der den gesamten Gebäudekomplex umspannte. Hier mußten sie hindurch. Nobody mußte sie sehen und den Schirm kurz ausschalten. Wenn er gleichzeitig die Abwehreinheiten der Verteidigungsanlage einsetzte, barg das kein Risiko.
Die Treiber warteten. Vergebens, wie es schien. Etwas war schiefgegangen.
Auch die Piloten der erbeuteten Gleiter warteten. Sie wollten zurückfliegen in die Ruinenstadt und dort die wartenden Nomans abholen.
Nichts geschah. Der Plan, der bislang perfekt abgelaufen war, wurde empfindlich gestört.
Und die Treiberlogen hatten keine Kraft mehr, erneut ihre psychischen Energien einzusetzen.
Ihr Potential war fast gänzlich erschöpft. Zuviel hatten sie in den letzten Minuten leisten müssen.
*
PRODUKT ENERGIE war niemals ein Konkurrent von Kaiser gewesen. Dazu war der Konzern zu klein. Aber er war ein gesundes,
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