Die Terranauten 029 - Invasion der toten Seelen
Bericht David terGorden
Mit Rorqual als sicherer Basis gelang es uns innerhalb weniger Monate, aus den fast besiegten Terranauten eine schlagkräftige Widerstandsgruppe gegen das Konzil aufzubauen. Mit den neu eroberten Raumschiffen flogen wir siebzehn Gefängniswelten an und befreiten 450 Treiber, deren PSI-Kräfte noch nicht zerstört worden waren. Bald sprachen sich unsere Rettungsaktionen herum, so daß auch viele auf der Flucht befindliche Kameraden zu uns stießen. Im Herbst 2501 lebten bereits 720 Treiber auf Pitcairn. Eine euphorische Stimmung breitete sich unter den Geretteten aus. Viele drängten darauf, mit ihren PSI-Kräften einen Feldzug gegen das Konzil zu führen, der die Macht Valdecs hinwegfegen würde. Doch die gute Stimmung täuschte über unsere tatsächliche Schwäche hinweg.
Noch immer wußten wir viel zu wenig über die Lage im Sternenreich. Wir besaßen keinen Kontakt zu den vielen Unabhängigkeitsbewegungen auf den Kolonialwelten und waren von den Siedlern weitgehend isoliert. Unsere Treiber hatten in der Regel nicht gelernt, mit ihren PSI-Kräften außerhalb einer Loge umzugehen, so daß für einen PSI-Kampf nur die wenigsten geeignet waren. Unser Vorrang an getrockneten Misteln ging langsam, aber sicher zu Ende. Und auch die Grauen Garden schliefen nicht.
Bei unseren ersten Befreiungsaktionen wie auf Veldvald hatte der Überraschungseffekt uns geholfen. Aber bald stationierten die Garden über allen Gefängniswelten Wachschiffe. Nur die Unruhen auf den Kolonialwelten und der Mangel an Kaiserkraftschiffen verhinderten vorübergehend einen größeren Flotteneinsatz gegen uns.
Ich selbst machte mir auch aus anderen Gründen Sorgen. Wir wußten über Rorqual noch immer viel zu wenig. Zunächst hatten uns die Mittel zu einer gründlichen Erkundung des seltsamen Planeten gefehlt, später hatten wir keine Zeit, weil wir uns um den Aufbau unserer Basis und die Versorgung der befreiten Treiber kümmern mußten. Die auf Rorqual wirksame PSI-Blockade machte vielen der neu zu uns Gekommenen mehr zu schaffen, als sie zugeben wollten. Es gab viele Fälle von schweren psychischen Störungen. Außerdem erlaubte die PSI-Blockade uns nicht, die neuen Terranauten im PSI-Bereich zu schulen.
Trotzdem setzten wir die Suche nach überlebenden Treibern fort. Im Oktober 2501 brach die CYGNI unter meiner Führung zu einer Expedition nach Taurus 17 im Balesta-System auf …
Aus DIE TERGORDEN-CHRONIK
*
Zuerst war es nur ein dunkler Schatten vor der riesigen Scheibe der einsamen Sonne, der sich langsam verdichtete und Gestalt annahm, bis die CYGNI wie ein blitzender bizarrer Fisch im Universum stand.
In der Zentralkuppel erwachten die Männer und Frauen, die es sich innerhalb des Computerringes so bequem wie möglich gemacht hatten, aus der Ruhe, die während des Fluges durch den anderen Weltraum geherrscht hatte und drängten sich um Llewellyn 709, der seinen Platz an der vorderen Computerbank nicht verlassen hatte. Aus zusammengekniffenen Augen starrte er auf den linken Sichtschirm, der alles erfaßte, was sich in Gefechtsnähe der CYGNI befand.
»He, wir haben es wirklich geschafft!« sagte einer der vor drei Tagen vom Strafplaneten Taurus 17 geretteten Treiber, die dem Riemenmann über die Schulter blickten. »Es ist nichts zu sehen! Wir haben die Garden abgehängt.«
Llewellyn schüttelte den Kopf. »Wofür hältst du die Grauen eigentlich?« fragte er bissig. »Für kleine Kinder, die sich im dunklen Wald verirren? Da sind sie schon. Sie haben sich nur ein wenig verspätet.«
Der Treiber, der eben noch so optimistisch gewesen war, biß sich auf die Lippen, als auf dem grünen Schirm die trichterförmigen Umrisse von zwei Kaiserkraft-Kampfschiffen der Grauen Garden auftauchten.
»Hab’ ich’s nicht gleich gesagt?« meinte ein junges Mädchen mit hüftlangen blonden Haaren, das ebenfalls zu den Geretteten gehörte. »Es ist doch alles sinnlos. Den Grauen kann man nicht entkommen. Wir waren schön dumm, auf euer Gerede von Sicherheit hereinzufallen. «
Llewellyn drehte sich um, als die Liftplatte, die von der kleinen, nachträglich installierten Treiberkuppel in den Computerring herunterführte, mit leisem Knirschen einrastete. David terGorden kam eilig auf ihn zu, gefolgt von den sieben Treibern, mit denen gemeinsam er die CYGNI durch Weltraum II gesteuert hatte.
»Wie sieht es aus?« fragte er. Sein Gesicht verriet Anspannung und Erschöpfung. Die vielen Augen, die sich ihm zuwandten,
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