Die Terranauten 036 - Flammen über Shondyke
operativ mit Baby verbinden wollte, bevor sie floh. Möglicherweise war diese Aktion schon lange geplant.«
»Aber Baby ist erst seit kurzem in der Hand der Garden«, wandte die ehemalige Hausqueen Valdecs ein. »Und die Existenz des Ablegers ist bis vor wenigen Wochen unbekannt gewesen.«
Ein Räuspern unterbrach sie.
Cloud und die junge Frau waren aus ihrer eigentümlichen Trance erwacht. Abashe doNhor blinzelte verwirrt. Ihr Blick ruhte auf Mandorla, und ein unsicheres Lächeln glitt über ihr Gesicht. David terGorden war überrascht, als er sah, daß Mandorla das Lächeln erwiderte.
Behutsam griff Scanner Cloud nach dem zerzaust wirkenden Pflanzensprößling.
»Haben Sie etwas erfahren, Scanner?« fragte Llewellyn.
Sein Tonfall war scharf, verriet nur zu deutlich seine Ungeduld, die durch ihre erzwungene Tatenlosigkeit hervorgerufen wurde. Aber die Existenz der Supertreiber hatte alle ihre Pläne mit einem Schlag geändert.
Sie mußten vorsichtig agieren, sollte das Unternehmen Shondyke nicht in einem Fiasko enden. Noch war die Lage zu undurchsichtig, und das erste richtige Kräftemessen zwischen Garden und Supertreibern stand noch bevor.
Cloud nickte langsam. Seine bronzene Hautfarbe wirkte heller, doch vielleicht lag dies nur an den unvorteilhaften Lichtverhältnissen.
»Einiges ist nun klarer«, versicherte er.
»Reden Sie schon«, verlangte Llewellyn unwirsch. »Seit über dreißig Stunden hocken wir nun schon in dieser Ruine. Ich frage mich: Warum sind wir überhaupt nach Shondyke gekommen, wenn sich unsere ganzen Handlungen darauf beschränken, dem Wachstum der Kristallstauden zuzusehen?«
Cloud reagierte nicht auf Llewellyns barschen Tonfall.
»Es ist mir gelungen«, fuhr er unbeirrt fort, »eine Art … Kontakt mit Baby aufzunehmen. Baby besitzt ein Bewußtsein.«
»Unmöglich!« entfuhr es terGorden. »Yggdrasil hat Jahrhunderte und Jahrtausende benötigt, um sich ihrer selbst bewußt zu werden. Baby kann erst wenige Jahre alt sein …«
»Es ist kein rein pflanzliches Bewußtsein. Ein Teil von Astos’ Gedankeninhalten ist bei seinem Tode auf den sprossenden Samen in seiner Brust übergegangen. Baby erinnert sich an Astos’ Leben und auch an seine Existenz als Treiber unter dem Namen Jonsson, der mit Merlin III zusammentraf, während er für Biotroniks im Heiligen Tal arbeitete. Jonsson war Terranaut, aber er wurde zum Verräter und mußte von der Erde fliehen. Aus irgendeinem Grund hat ihn Merlin mit Yggdrasils Samen infiziert, und der Samen keimte erst, als Astos starb – auf Argus, vor vier Jahren.
Als ich ihn gemeinsam mit Morgenstern und Perchiner Gride begrub, ahnte ich noch nichts davon.«
David fühlte Erregung in sich aufsteigen. Also bestätigte sich hier seine Theorie, daß Astos jener Jonsson war, von dessen Schicksal David bei seinem Blick in die Vergangenheit erfahren hatte. »Haben Sie erfahren können, warum die Grauen Abashe mit Baby koppeln wollten?«
»Ich komme noch dazu«, nickte der Psyter und sah die Adeptin an. »Doch zunächst zu Abashe, meiner Tochter. Zweifellos haben die Grauen bei den Untersuchungen erkannt, daß Abashe psytisches Blut besitzt. Aber ihre … Gabe ist unentwickelt, und niemand hat ihr etwas davon verraten. Die Gardenführung ist klug, und sie denkt langfristig.
Abashe wurde Adeptin und stand Chan de Nouille somit ständig und absolut zur Verfügung. Als sie dann Baby erbeutete und eine geeignete Kontaktperson suchte, warfen die Dateien Abashes Akte aus.
Sie wissen, David, daß Ihre Mutter Treiberin war und daß sie nur deshalb in der Lage war, Kontakt mit Yggdrasil aufzunehmen. Aber alle grauen Treiber sind konditioniert, wenn auch nicht operiert, und es klingt logisch, wenn man annimmt, daß die Konditionierung einer befriedigenden Kommunikation nur hinderlich ist.
Abashe war die einzige Person auf Shondyke, die für dieses Experiment in Frage kam. Und als sie Baby zum erstenmal begegnete, müssen ihre unbewußten Gefühlsströme das Bewußtsein von Baby-Astos geweckt haben. Dies ist zumindest die Erklärung des Yggdrasil-Ablegers.«
Llewellyn lachte rauh. »Alles gut und schön, aber diese Erkenntnisse helfen uns auch nicht weiter. Was hatte Chan de Nouille mit Baby vor? Wozu dieses Experiment?«
»Darüber können wir im Augenblick nur Spekulationen anstellen.« Der Psyter sah sich entschuldigend um. »Baby wußte auf diese Frage keine Antwort.«
Der Riemenmann schnaubte abfällig.
»Das ist alles? Um das zu erfahren, haben Sie
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