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Die Terranauten 043 - Zuchtstation der Supertreiber

Die Terranauten 043 - Zuchtstation der Supertreiber

Titel: Die Terranauten 043 - Zuchtstation der Supertreiber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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entgegnete der Mittler unbehaglich und warf einen Blick zurück. Die Schreie waren schon so nahe, so schrecklich nahe. »Ich hab’ auch keine Ahnung, warum hier auf Sarym überhaupt ein Yggdrasil-Baum existiert, geschweige denn, warum der Urbaum versteinert ist. Ich weiß nur, daß wir hier schleunigst verschwinden müssen …«
    »Ja.« Die junge Frau konnte ihren Blick kaum von der gewaltigen, versteinerten Pflanze nehmen. »Ja, du hast recht.«
    Sie bückten sich, tauchten unter ausladenden Ästen hinweg und liefen in den organischen Tunnel.
    Rasch warf Suzanne einen Blick zurück – und sah mit schreckgeweiteten Augen, wie der schwarze Körper des Maulwurfs die gegenüberliegenden Tunnelwandungen zerfetzte, sich mühsam, aber kraftvoll einen Weg zu seinen Opfern bahnte. Sie konnten ihn nicht abschütteln. Wie eine sture Maschine folgte er ihnen, und er würde so lange hinter ihnen herhetzen, wie er ihre Witterung aufnehmen konnte.
    »Komm, weiter!«
    Suzanne nickte erschöpft und setzte sich wieder in Bewegung. Flucht, nur immer Flucht. Was mochte inzwischen mit den Gefährten geschehen sein? Waren sie vielleicht schon auf der Suche nach ihnen? Solch eine Suche mußte erfolglos bleiben, das wußte Suzanne ganz genau. Nicht einmal sie selbst konnten sagen, wo sie sich aufhielten. Und in diesem unterirdischen, vielleicht durch eine Bodenabsenkung entstandenen Höhlen- und Grottensystem vermutete sie bestimmt niemand. Sie mußten hier heraus, wieder an die Oberfläche – aber dort erwartete sie der urwüchsige Dschungel des Südkontinents. Suzanne drängte die wispernde Stimme in ihr beiseite, die ihr einreden wollte, daß ohnehin alles aussichtslos war, daß sie besser aufgab. Nein, noch lebte sie …
    Sie hatte das Gefühl, bereits eine Ewigkeit gelaufen zu sein, und alles in ihr drängte danach, für einen Augenblick innezuhalten, sich auszuruhen, und wenn es nur für wenige Sekunden war. Doch die Terranautin wußte, daß eine solche Pause ihr Tod sein konnte. Und sie lief weiter, immer weiter.
    »Der Tunnel wird enger!« rief Aschan Herib, verlangsamte sein Tempo aber nicht. »Es sieht so aus, als …«
    Der Mittler prallte schwer gegen die Wand, die nach einem scharfen Knick ganz plötzlich den Gang begrenzte, durch den sie gestürmt waren. Einige Augenblicke blieb er keuchend stehen, um wieder zu Atem zu kommen, dann tasteten seine Hände über das organische Hindernis, als könne er nicht glauben, was seine Augen ihm vermittelten.
    »Nein«, kam es leise über Suzannes Lippen, und sie schüttelte mit wachsender Verzweiflung den Kopf. »Nein, das darf einfach nicht wahr sein.«
    Sie trat an die Seite Aschan Heribs, hämmerte mit zu Fäusten geballten Händen gegen die Pflanzenwand. Das Hindernis blieb, es ließ sich davon nicht beeindrucken.
    »Verdammt, was machen wir jetzt?«
    Suzanne wurde blaß. »Wir können nicht mehr zurück. Das Biest ist jetzt sicher schon in der Halle mit dem versteinerten Yggdrasil. Wir würden ihm direkt in die Grabschaufeln laufen. Ein Seitengang?«
    Herib lachte humorlos.
    »Hast du vielleicht einen gesehen? Ich nicht.«
    »Aber …«
    Herib stieß sich von der Wand ab und nahm die junge Frau in die Arme. »Es ist aus, Suzanne, endgültig aus. Es gibt kein Zurück mehr.«
    Plötzlich rannen Tränen über ihr Gesicht. »Aber ich will noch nicht sterben, hörst du? Ich will nicht!«
    Herib preßte sie dicht an sich. In seinen Ohren hallte laut das markerschütternde Schreien des hungrigen Geschöpfes, das immer näher kam. Nein, sie hatten keine Chance mehr, es war zu spät.
    Aber auch er wollte noch nicht sterben. Alles in ihm wehrte sich gegen die Erkenntnis seines Verstandes, daß es tatsächlich vorbei war, hier und jetzt. Seine psionischen Sinne riefen um Hilfe, laut und drängend.
    Und sein Ruf blieb nicht ungehört …
     
    *
     
    Der Wächter versuchte verzweifelt, den nebelhaften Schirm, der sein rudimentäres Bewußtsein umgab, zu durchdringen. Von Zeit zu Zeit gelang es ihm auch, dann aber kehrte das Dunkle zurück und ließ sein Denken versiegen.
    Deutlich fühlte er das Fremde, das in ihm war, aber der Wächter war verunsichert. Manchmal war das Fremde wirklich fremd, dann aber war etwas Vertrautes an ihm, etwas, das seine Sicherheitsgruppierungen nicht ansprach. Aber es waren doch nicht die Knospen des Baumes, die aus ihrem Exil zurückgekehrt waren. Sie konnten es nicht sein.
    Eine Welle aus sengendheißem Schmerz raste durch Körper und Bewußtsein und vertrieb

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