Die Terranauten 050 - Drohung von den Sternen
erinnerte ihn auf unangenehme Weise an seinen toten Erzfeind Growan terGorden.
Keine Maske hätte über den wahren Charakter deBothas besser hinwegtäuschen können.
»Lordoberst«, grüßte ihn deBotha knapp und neigte andeutungsweise den Kopf. »Ich freue mich, daß Sie sich die Zeit für ein kurzes Gespräch mit mir genommen haben.«
Frost trat neben Valdec. Der hagere, grauäugige Konzilsmanag wirkte nervös. »Sind Sie sicher, daß niemand Sie beobachtet hat?«
»Niemand kann immer sicher sein«, erwiderte deBotha ironisch. »Zumal sich unter den eintausendzweihundert geladenen Gästen rund einhundert Agenten und Spione der Garden, der Konzilsverwaltung, der Lordinspektion und der anderen Konzerne befinden – von meinen Sicherheitsbeamten und denen Kaisers ganz abgesehen. Aber – um Ihre Frage zu beantworten – die Wahrscheinlichkeit ist gering.«
Er blickte Valdec an und mußte dabei den Kopf in den Nacken legen. »Nun, Lordoberst, wir haben knapp fünfzehn Minuten. Wie kann ich Ihnen helfen?«
Valdec dachte kurz nach.
DeBotha war einer seiner loyalsten Anhänger, ohne daß etwas davon im Konzil durchgesickert wäre. Für die anderen Konzerne war der Generalmanag von TB ein lebenshungriger, passabel erfolgreicher Tycoon, für den gute Politik mit einer unendlich belastbaren Kreditkarte identisch war. An den Konzilsversammlungen nahm er nur sporadisch teil, pflegte aber gute geschäftliche Beziehungen zu Anlykater Crupp vom Allwelten-Stahl-Konsortium und dem Managkreis um Interstellar Wood & Furniture, Grüne Hügel und dem weitgefächerten Export-Kartell – zu genau jenen Kreisen also, die sich im Lauf der letzten Zeit als harter Kern der konzilsinternen Opposition gegen Valdec entpuppt hatten.
»Ich brauche Ihnen wohl nicht von den Aktivitäten des Lordinspekteurs Tyll zu berichten«, begann der Lordoberst übergangslos. »Tyll ist seit zwei Wochen dabei, die Finanzdateien Kaisers zu prüfen. Nach unseren Informationen wurde Tylls Betriebsamkeit von Chan de Nouille und einer Handvoll multistellarer Konzerne zumindest ermuntert. Er genießt ihre Unterstützung, und sie alle warten darauf, Kaiser einer Unregelmäßigkeit zu überführen und meinen Kopf zu fordern.«
DeBotha leerte den kostbaren Metallkrug, den er in der rechten Hand hielt, und bemerkte spöttisch: »Mit Verlaub, Lordoberst, aber auch ich habe den Eindruck, daß Kaiser die anderen Konzerne allzusehr …, nun, an die Wand gedrückt hat.«
»Das steht nicht zur Debatte.« Valdec verbarg seinen Unwillen. »Es ist zu befürchten, daß der Lordinspekteur trotz aller Vorkehrungen die Kodierungen der Geheimdateien entschlüsselt.
Dort sind auch die Verflechtungen Kaisers mit Transport Stellar verzeichnet, dem größten Konzern im interstellaren Frachtgeschäft mit vierzig Prozent Tonnageanteil.«
Der Generalmanag von TB wölbte, die Brauen. »Kein Grund zur Beunruhigung. Das Anti-Raumfahrtmonopol-Abkommen von 2343 tritt erst bei fünfundvierzig Prozent …«
»Wir haben erfahren«, unterbrach Valdec, »daß die Opposition in den Besitz von Informationen gelangt ist, die die Beteiligungen Kaisers an Stormprime-Planetenhütte betreffen. Und Tyll braucht sich nur zwei und zwei zusammenzuzählen, dann weiß er, daß die Planetenhütte Technology-Braintrusts größter Geldgeber ist – und daß TB über mehrere Tochtergesellschaften die restlichen sechs großen interstellaren Frachtkonzerne steuert.«
»Indirekt«, schwächte deBotha ab. »Die Beteiligungen sind so verschachtelt und teilweise allein im personellen Bereich, daß selbst der Lordinspekteur …«
Wieder wurde Piter deBotha von Valdec unterbrochen.
»Unterschätzen Sie Tyll nicht«, riet der Lordoberst. »Dieser Mann ist gefährlich. Unbestechlich, intelligent, verschlagen und stur, ein Bürokrat der alten Schule. Eine äußerst unwillkommene Mischung. Selbst mein Finanzmanag – und Sie kennen ihn, Piter – wurde von ihm mit einer Flut detaillierter Gesetze, Paragraphen, Verordnungen und Ausführungsbestimmungen mattgesetzt, als er ihn stoppen wollte.
Wenn Tyll argumentiert, dann können Sie sich darauf verlassen, daß jedes Detail hieb- und stichfest ist.«
Valdec strich seine weite Jacke zurecht, die sich im aufkommenden Nachtwind bauschte. »Und einen weiteren Zwischenfall nach dem Verlust der Gardenflotte kann ich mir politisch im Moment nicht leisten.«
»Ich verstehe«, sinnierte deBotha. Sein joviales Lächeln wurde breiter. »Was Sie brauchen, das ist ein
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