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Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Titel: Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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mir gewesen. Aber offenbar war die Gefahr für ihn zu groß, als daß er hätte zuviel über seine Vergangenheit berichten können. Die Herrschenden haben in den letzten Jahren nicht viel Federlesens mit PSI-Begabten gemacht. Als Sohn einer Drachenreiterin wäre es ihm nie gelungen, in eine derart hohe Position aufzusteigen, bevor er sich vom Kaiser-Konzern und dem Konzil lossagte.«
    »Ich habe davon gehört, daß man die meisten Treiber ihrer PSI-Fähigkeiten beraubt hat«, sagte Nell. »Aber ist das vom Kaiser-Konzern entwickelte Antriebssystem nicht viel effektiver?«
    Narda winkte ab. Sie wollte gerade ansetzen, Nell über die Entwicklung der letzten Jahre eingehender zu berichten, als sich die Tür öffnete und Birtha eintrat. Es war nicht nötig, daß sie etwas sagte. Narda verstand sie auch ohne Worte. Sie gab Nell ein Zeichen. Schweigend gingen sie hinter der jungen Pheidole die engen Treppenstufen hinab und betraten einen großen, kreisförmigen Raum, der von Menschen beinahe überquoll.
    Asen-Ger saß inmitten der Versammlung auf dem Boden und hatte den Blick auf eine entschlossen aussehende Frau gerichtet, die eine andere mit dem Namen Simone ansprach. Um ihn herum bewegten sich mindestens fünfzig Menschen. Da es keinen Platz gab, auf den sich Nell und Narda hätten setzen können, hockten sie sich neben Asen-Ger auf den fellbedeckten Fußboden.
    Die schwarzhaarige Frau, die die Gefangenen bereits am Abend zuvor kennengelernt hatten, ergriff zuerst das Wort. Sie stellte sich den Anwesenden als Nayala aus der Familie del Drago vor und erklärte, daß bereits ein Kurier unterwegs sei, um die höchste Institution der Enklave – den Zentralrat – über die Festnahme der Eindringlinge mündlich in Kenntnis zu setzen. Über das Schicksal Rogan Helmers werde man später entscheiden. Seine Gefangennähme sei ein politischer Akt und könne sich für die Bewohner des Drachenlandes möglicherweise auszahlen. Auf alle Fälle wolle man abwarten, was der Zentralrat zu Helmers Festnahme zu sagen habe – aber in der Zwischenzeit läge ein Problem an, über das die Anwesenden zu befinden hätten.
    Nayala deutete auf Asen-Ger und fuhr fort: »Dieser Mann, den Simone und ich die ganze Nacht hindurch telepathisch verhört haben, und seine Begleiterinnen sind zwar ebenfalls auf illegalen Wegen in unser Land eingedrungen, aber sie haben – zumindest aus meiner Sicht – nicht aus niedrigen Beweggründen heraus gehandelt – zumindest zwei von ihnen.«
    Nell fühlte, wie ihr die Schamröte ins Gesicht stieg. Die letzte Bemerkung war zweifelsohne ein Affront gegen sie gewesen.
    »Dieser Mann, der sich Asen-Ger nennt, in Wirklichkeit jedoch Ansgar Asenger heißt, behauptet, ein Sohn der Drachenreiterin Urril Hanlon zu sein.«
    Erregtes Gemurmel breitete sich aus. Einige der Anwesenden äußerten Unmut. Möglicherweise gefiel es ihnen nicht, an Urril Hanlon erinnert zu werden.
    »Wie die meisten von euch vielleicht wissen«, fuhr Nayala fort, »verließ Urril vor etwa fünfundachtzig Jahren ihre Familie in Begleitung eines Außenweltlers namens Gathos Asenger, der sich seinen Lebensunterhalt unter anderem damit verdiente, daß er die Ruinenstädte unserer Altvorderen plünderte.«
    »Er war Archäologe«, warf Asen-Ger protestierend ein.
    Nell registrierte erschreckt, daß die letzte Bemerkung Nayalas ihre Wirkung offenbar nicht verfehlt hatte. Mehrere der Anwesenden zeigten nun offenen Zorn. Hier und da erhoben sich drohend gereckte Fäuste, aber bevor das Chaos überhandnehmen konnte, sprang Simone auf und sagte laut: »Urril war nicht die einzige, die es vorzog, ihre Familie im Stich zu lassen und unter unseren Feinden zu leben – aber sie ist die einzige, die je mit einem Außenweltler fortzog und von der wir je wieder etwas gehört haben.«
    »Die Kräfte, die ich von meiner Mutter geerbt habe«, sagte Asen-Ger, nachdem sich das Gemurmel wieder gelegt hatte, »sind leider nicht stark genug, als daß ich mich guten Gewissens für einen der euren halten könnte. Aber ich bitte euch trotzdem: Seht mich als den verlorenen Sohn an, der in den Schoß der Familie zurückgekehrt ist! Ich bin das Produkt zweier Völker und deswegen mit allen Mängeln behaftet, die sonst nur jedes für sich aufweist. Ich bin nicht gekommen, um die Familie, der ich entstamme, um Unterstützung anzuflehen, denn ich weiß, daß sie in mir einen Abtrünnigen sieht. Ich bin hier, um für einen anderen zu bitten; für einen Mann, der mir so nahesteht

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