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Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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die von der Drachenhexe ausgingen.
    Eine Brise wehte ihm ins Gesicht.
    Ein kurzer, matter Windstoß, der die drückende Ruhe der Luft zerriß. Eine zweite Bö folgte. Heftiger und wunderbar kühl zerzauste sie seine Haare.
    David sah zurück nach Süden. Er entdeckte Wolkenberge, die rasch herandrifteten. Noch eine Bö. Schneller hintereinander kamen die Windstöße. Die Segel klatschten und spannten sich.
    Dann wurden durch das Rauschen des Strudels ein Pfeifen und Heulen hörbar. Immer stärker, immer ungestümer wurde der Wind.
    Die Maryjane bäumte sich auf.
    Mit verzerrtem Gesicht stand Colynn am Steuer und drehte das Schiff sanft und vorsichtig in den Wind.
    Der halbe Himmel war von Wolken bedeckt.
    Und aus den Böen wurde ein Sturm, der in die Segel fuhr und die Maryjane trotz des zähen Widerstandes des Strudels mit sich nahm.
    Geisterschiffe tauchten auf und verschwanden.
    Das Tosen des Mahlstroms und das Heulen des Sturmes vermischten sich.
    Noch immer hatte Nayala die Arme gen Himmel gereckt. Schweißtropfen glitzerten auf ihrer Stirn. Ihr Blick schien David zu durchdringen.
    Die Maryjane tanzte auf den Wellen und stöhnte unter den widerstreitenden Gewalten, die um die Herrschaft über das Schiff kämpften.
    Noch wütender wurde der Sturm und verwandelte sich allmählich in einen Orkan.
    Hoffentlich reißen die Segel nicht, dachte David betäubt. Das Hemd flatterte an seinem Oberkörper. Irgendwo löste sich ein Tau und knallte wie eine Peitsche im Wind.
    Die Maryjane wurde schneller. Und ruhiger wurde ihre Fahrt, als der Sturm sie mit unsichtbaren Händen leicht aus dem Meer hob und dem Strudel so weniger Angriffsfläche bot.
    Colynn war erschöpft und konnte kaum noch das Steuerrad halten. David kämpfte sich durch die Böen zu ihm durch und kam ihm zu Hilfe.
    Von Nayala prallte der Orkan ab.
    Aufrecht, wie ein Wesen aus den urzeitlichen Mythologien der Erde, stand sie da und lenkte mit den Kräften ihres Geistes den Sturm.
    Die Maryjane flog.
    Ihr Rumpf berührte nun nicht mehr die aufgewühlte, kreisende See. Zwielicht umschattete das Deck. Dämmerung, die tiefer wurde. Von den Geisterschiffen war nichts mehr zu sehen. Alles wurde von der Schwärze verschluckt.
    Verzweifelt versuchte David, etwas zu erkennen, doch der Orkan ließ seine Augen tränen.
    Abrupt ließ der Sturm dann nach.
    Nur noch das Tosen des Mahlstroms blieb zurück. Matt hingen die Segel an den Rahen.
    »Myriam, steh uns bei!« entfuhr es Colynn in kreatürlicher Furcht.
    Und dann, völlig überraschend, neigte sich die Maryjane und kippte quälend langsam vornüber.
    Die Finsternis zerriß.
    »Festhalten!« brüllte David terGorden, obwohl es sinnlos war, denn das Gebrüll des Mahlstroms verschluckte alle anderen Laute.
    Er blickte direkt in ein riesiges Auge. Es war kreisrund und groß genug, um ganz Berlin zu verschlingen. Noch mehr neigte sich das Schiff, und David erkannte, daß das Auge in Wirklichkeit ein gigantisches Loch war.
    Der Große Abgrund …
    Die Maryjane hatte den Rand des Schlundes erreicht und rutschte immer weiter über die Kante, sich rascher neigend, knarrend und knirschend unter dem Gepolter der Kisten und Fässer, die sich im Laderaum verschoben.
    Dann stürzte die Maryjane, und mit ihr stürzten David, Nayala, Sufnor, die Terranauten.
    Das letzte, was der Treiber wahrnahm, waren das Rauschen, das Brausen und Donnern des Mahlstroms und ein fahles, winziges Licht, das tief unten im Abgrund aufblitzte und ihn zu begrüßen schien.
    Vergessen umhüllte den Treiber. Der Große Abgrund hatte seine neuen Opfer verschlungen.
    ENDE

In der nächsten Woche erscheint als Band 58:
     
»Das Herz von Rorqual«
    von Henry Roland
     
    Der Sturz in den Großen Abgrund hat begonnen. Er endet für die Terranauten in einer unglaublichen Welt voller Gefahren und Wunder. Hier erhält David überraschend Hinweise auf die Bedeutung seines »Erbes der Macht«, aber dieses Erbe sieht anders aus, als sich die Terranauten es vorgestellt haben, und David ist zutiefst erschüttert.
    Es beginnt eine unwirkliche Reise durch DAS HERZ VON RORQUAL, auf der Spur der Geheimnisse der Weltenbäume. DAS HERZ VON RORQUAL ist ein neuer Höhepunkt der TERRANAUTEN-Serie, den sich kein Leser entgehen lassen darf.

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