Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil
Menschheit«, sagte David terGorden. »Yggdrasil muß wieder entstehen. Ich habe den Samen dazu bei mir: Es erscheint uns allen nach reiflicher Überlegung als sinnvoll, Yggdrasils Samen auf Adzharis zu säen.«
»Warum eigentlich nicht auf Terra?« fragte Nilsson, ein etwas vorlauter junger Treiber, der sich die ganze Zeit vergeblich bemühte, bei der anwesenden Weiblichkeit Eindruck zu schinden. Sein Gesicht wurde so rot wie sein Haar, als er sah, daß alle ihn anstarrten. »Ich meine«, fügte er hastig hinzu, »Yggdrasil oder seine Ableger waren ja für Terra da. Dann kann man doch gleich auf Terra … Oder … Ich meine …«
Hinter David terGorden trat eine Gestalt, die ihn um fast 20 Zentimeter überragte: Asen-Ger.
»Es gibt einen ganz vernünftigen Grund, den Samen Yggdrasils nicht auf Terra zu säen«, sagte er ruhig. »Terra ist noch nicht reif für Yggdrasil. Die Machtverhältnisse dort sind einstweilen viel zu unsicher. Wir wissen nicht …«
Asen-Ger krümmte sich plötzlich zusammen. Die starken, kühnen Linien seines Gesichts zerfurchten sich. Er fuhr mit beiden Händen durch sein fast weißes, langes Haar. Neben ihm taumelte David terGorden unter einem Strom mentaler Energien. Narda schrie auf. Die anderen spürten einen leichten Schmerz, wußten aber nicht, was sie von der Situation zu halten hatten. Vor allem von dem seltsamen Lächeln der Hexe Nayala, die plötzlich einen halben Meter über dem Boden schwebte, als ritte sie auf einem unsichtbaren Drachen.
In der Steuerzentrale der TASCA erschien ein weißlicher Wirbel, der sich zu einer merkwürdigen Erscheinung verdichtete.
In der Mitte der Kommandozentrale stand eine schwarzgekleidete, gebeugte Erscheinung, ein winziges, zerknittertes Gesicht in einer Menge von losen schwarzen Lumpen, die Linke gestützt auf einen dunklen Stab, der nach unten, dem Boden zu, ausfaserte.
»Seid gegrüßt von Niemand, geboren aus der Strahlung des anderen Mondes, edle Erdlinge«, krächzte die alte Frau. »Das Maß ist voll, der Tag ist da, und Chrama wird es lohnen …«
»Mutter, kommt zu Euch«, meinte Nayala del Drago ärgerlich, »Ihr befindet Euch im 26. Jahrhundert der Geschichtsschreibung der Terraner …«
»Und wir uns im 3. unserer Geschichtsdenkung«, ereiferte sich die Alte, »das solltest du wissen, meine Tochter. Hast du schon soviel von denen angenommen, die unser Volk einst grausam bekriegt haben und es fast ausrotteten?«
»Nein«, bekannte Nayala überraschend demütig.
»Dann kommen wir zur Sache«, sagte die Alte geschäftsmäßig. »Ich bin die neue Niemand des Rates, und ich hatte ein paar Tage Zeit, mich auf diese Situation vorzubereiten. Wir haben unsere Meinung geändert. Hat jemand etwas zu rauchen da?«
Die Mannschaft der TASCA schaute verblüfft in die Runde. Aber Farrell war der Situation gewachsen. Fast schien es, als habe er sein ganzes Treiberleben lang auf eine solche Frage gewartet. Er erhob sich übertrieben schwungvoll, schwenkte eine große grüne Zigarre in der Rechten, entzündete sie mit einem altmodischen Feuerzeug und reichte sie der Alten.
»Claude Farrell, mein Name«, bemerkte er schwungvoll, »Sie können Claude zu mir sagen, Madame!«
Es erwies sich, daß die Erscheinung, zumindest jetzt, real war. Die alte Frau in ihren schwarzen Gewändern nahm die glimmende Zigarre, führte sie an ihre dunklen, wulstigen Lippen, sagte: »Danke, junger Mann!« und stieß Wolken beizenden Rauchs aus.
Plötzlich fiel das ganze dramatische Theater von ihr ab, und sie sagte ganz nüchtern, immer wieder Rauchschwaden ausstoßend: »Nayala, mein Töchterlein, es tut mir leid, gerade dir das sagen zu müssen. Ich bin der erwählte Niemand, und wie du weißt, ist meine Macht begrenzt. Ich komme als Bote. Und meine Botschaft richte ich an euch alle: Ihr seid nicht willkommen auf Adzharis. Wir Hexen wollen nicht mehr mit der Terra-Kultur zu tun haben als irgend nötig, als unbedingt vermeidbar. Die Situation mit dem Fischerei-Konzern ist inzwischen bereinigt. Und deswegen sage ich euch, Treiber oder Terranauten – verschwindet aus unserem System!«
»Wenn du nicht mehr zu sagen hast, dann bist du wirklich nicht mehr als ein Niemand«, meinte Narda.
»Das ist ein Bruch der Vereinbarungen, die der Rat mit mir und Narda getroffen hat«, knurrte Asen-Ger aufgebracht. »Vor euch steht David, Sohn Myriam del Dragos, den ihr zu unterstützen versprochen habt. Er gehört zu eurer Welt, auch wenn er das bisher nicht wußte. Ihr
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