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Die Terranauten 060 - Duell in der Einsamkeit

Die Terranauten 060 - Duell in der Einsamkeit

Titel: Die Terranauten 060 - Duell in der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Zoller
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ähnlich, und bei diesem Talkessel hatte David fast das Gefühl, sich im Heiligen Tal Ödrödir zu befinden.
    Und so sollte es auch sein.
    Hier, am Ufer des kleinen Sees, hatte er die Kapsel mit dem Samen Yggdrasils in die Erde gesenkt und ein Gatter gegen die wilden und die zahmen Tiere gebaut. Er durfte nicht eher weichen, als bis die neue Yggdrasil gediehen war, bis sie die erste Mistel lieferte. So wollten es die Drachenhexen. Er mußte den Schößling hüten. Allein. Und er durfte dabei keine technischen Hilfsmittel benutzen. Selbst seine psionische Begabung konnte er nur begrenzt einsetzen. Eine wichtige Prüfung: Nur dann, wenn er sie in den Augen der Drachenhexen bestand, würden sie in Zukunft den Schutz der neuen Yggdrasil übernehmen. Viel hing davon ab.
    David führte keinen Kalender. Er hätte Striche in die Felswand ritzen können, die sich neben dem Pflanzplatz erhob, oder Kerben in den Tisch schnitzen, den er in einer natürlichen Höhle aufgestellt hatte.
    Er fühlte sich demütig, und er wußte, daß es nicht seine Zeit war, die er hier wartete.
    David war der Hüter Yggdrasils, der neuen Yggdrasil, aber dieses Gefühl machte ihm nichts aus. Im Gegenteil! Das Tal war ein kleines Paradies. David wußte manchmal nicht, ob er wachte oder ob er träumte. Er wußte nicht, ob die Gedanken, die ihm kamen, seine eigenen oder Einflüsterungen einer fremden, größeren, anderen Intelligenz waren.
    Er hatte sich in seinem Einsiedlerleben gut eingerichtet. Er hatte frisches Wasser aus dem See und den vielen Quellen, er hatte Schmackhafte Wurzeln und die Rispen mit Samen von eßbaren Gräsern. Er hatte sein Feuer, das er mit Hilfe seiner PSI-Fähigkeiten erzeugen könnte, indem er die Elektrizität der Luft an einem Ort konzentrierte und den zündenden Funken überspringen ließ. Und er hatte Freunde: die Tiere, die ihn begleitet hatten und die das Gemetzel der Mutanten überlebt hatten, die aus dem großen Strom gekrochen waren und beinahe das Ende für die neue Yggdrasil bedeutet hätten. Er brachte es nicht fertig, die Pferde und Ziegen, sämtlich Nachkommen von verwilderten Haustieren der ersten Humos-Siedler, zu töten. Sie waren ihm zu vertraut, zu vertrauensselig. Wenn er Hunger auf Fleisch hatte, fing er sich Fische aus dem Teich, schlachtete ein wildes Huhn oder schoß einen Hasen. Die kleine Herde benutzte er zu anderen Zwecken. Die Ziegen gaben ihm Milch, und die Pferde waren seine Reittiere bei kleinen Ausflügen in die Umgebung des Talkessels.
    Er hatte auch Werkzeuge, die er sich aus Steinen und Schalen von Muscheln und Schnecken machte. Und er hatte ein Dach über dem Kopf. Eine Höhle, die ihn vor der Mittagssonne schützte, vor dem Regen, und die ihm Wärme gab in der Nacht. Diese Höhle erinnerte ihn an die Höhle von Merlin III auf der Erde, und manchmal kam er sich vor wie ein Nachfolger Merlins – oder gar wie seine Inkarnation, Merlin IV.
    Er schob diese Gedanken von sich. Aber es war ihm klar, daß er sich in den Wochen, die er jetzt schon auf Adzharis weilte, immer mehr von der menschlichen Zivilisation, ja, sogar von den Terranauten, entfernt hatte. Von Zeit zu Zeit dachte er an die Worte, die er – vor einer Ewigkeit? – Im Herzen Rorquals vernommen hatte. Er hatte das deutliche Gefühl, daß alles, was er bisher erlebt und gesehen und gehört hatte, in einem weitaus größeren Zusammenhang stand, als er bisher angenommen hatte. Sein »Erbe der Macht« – was bedeutete es? Wer war er wirklich? Der Sohn Yggdrasils, jetzt ein Hüter – und doch noch mehr …
     
    *
     
    Manchmal kam er sich wie ein Verräter vor, manchmal tröstete er sich mit dem Gedanken, daß diese Ruhe und dieser Abstand von der Wirklichkeit außerhalb der Felswände erst seine Rolle als Wächter ermöglichten.
    Auf einem seiner gelegentlichen Ausritte, bei dem ihn die ganze Herde der kleinen pferdeähnlichen Wesen begleitete, sah er die Hexen des Katzenclans, jedenfalls einige davon. Sie hatten ihn gerettet, hatten sein Tal gerettet, aber hatten sie das auch gewollt? Jetzt mieden sie ihn, winkten ihm von ferne zu, mieden ihn nicht wie einen Aussätzigen, sondern wie einen Menschen, der eine Menge zu tun hat und den man am besten in Ruhe läßt, damit er sein Arbeitspensum auch schafft.
    Viele Dinge waren ihm zu Ohren gekommen. Über seine Mutter – und das Buch Myriam, jenem Rätsel, das immer noch seiner Lösung harrte. Würde es ihm sagen können, wer er wirklich war? Und wo konnte er es finden? Auf der Erde,

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