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0860 - Dämonische Zwillinge

0860 - Dämonische Zwillinge

Titel: 0860 - Dämonische Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Abbé Bloch beobachtete ihn fasziniert. Die schreckliche Gewißheit, den Tod durch diese Person zu erleiden, war verschwunden. Die Kraft oder Magie des Würfels hielt Josephiel von diesem längst beschlossenen Mord ab, denn er hatte genug mit sich selbst zu tun.
    Das Glühen der Hörner verging nicht, sie wirkten jetzt wie gekrümmte Waffen, die sich in den Kopf hineinbohren wollten. Das sonst so edel geschnittene Gesicht hatte sich verzogen. Der Mund war aufgeklappt, die röchelnden Atemstöße blieben, und eine gewissen Kraft drückte die Gestalt auch aus der Nähe des Würfels weg. Sie drehte ihn um, so daß Josephiel auf die Abteiltür zutaumelte, mit dem Rücken dagegen prallte und die Arme ausbreitete, als wollte er sich auf diese Art und Weise festhalten.
    Er veränderte sich.
    Etwas war bei ihm. Schatten huschten plötzlich über sein Gesicht. Sie sahen ungewöhnlich aus. Mal verzerrt, dann wieder glatt, und sie stellten immer wieder etwas dar.
    Fratzenhafte Masken, aus dem Nichts entstanden, fraßen sich durch die Haut oder drangen aus ihr hervor. Wie es genau ablief, konnte der Abbé nicht erkennen, es mußte mit dem Würfel zusammenhängen, denn als er ihm einen raschen Blick gönnte, da sah er, wie sich die Schlieren in ihm bewegten.
    Für Bloch war es eine völlig neue Erfahrung, daß der Würfel soviel Macht hatte, gegen die Josephiel vergeblich ankämpfte.
    Er hatte sich gebückt. Tief hielt er den Kopf gesenkt. Dann zuckte sein Oberkörper wieder hoch. Ein anderes Gesicht zeigte sich unter den glühenden Hörnern. Eine böse Fratze, aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt, pelzig und abstoßend, die nach verbranntem Fleisch stank.
    Er röchelte.
    Schaum stand vor seinem Mund. Er schimmerte weiß und braun. Die Zunge schlug aus dem Maul hervor und umtanzte die Lippen, und die Hörner auf seinem Schädel sahen aus, als würden sie schmelzen.
    Er drehte sich um. Sein rechter Arm schnellte hervor. Zielsicher bekam die Hand den Griff der Abteiltür zu fassen. Für einen Moment hielt sie ihn umklammert, dann zerrte der Dämon die Tür auf.
    Er keuchte, als er das Abteil verließ. Nicht einmal schaute er zurück. Mit unsicheren Schritten wankte er durch den Gang, und der Abbé hörte ihn noch wild fluchen.
    Bloch nahm die Verfolgung nicht auf. Er schrak nur noch einmal zusammen, als eine zuvor aufgerissene Wagentür zugeworfen wurde. Ansonsten blieb er ruhig sitzen, betrachtete den Würfel und schaute trotzdem ins Leere. Nachzuvollziehen, was sich hier abgespielt hatte, konnte er nicht.
    Tatsache war, daß ihn der Würfel gerettet hatte. Nur ihm allein hatte er es zu verdanken, daß er noch lebte. Josephiel mußte Furcht vor ihm haben, und seine Hörner hatten ausgesehen, als wollten sie jeden Augenblick zerfließen.
    Josephiel war verschwunden. Nur würde er nicht weit kommen. Er kam von der Fähre nicht herunter, auch dann nicht, wenn sie in Dover anlegten, dafür hatte der Abbé durch sein Telefongespräch mit John Sinclair gesorgt. Es sah also nicht schlecht aus. Sie konnten durchatmen und zum zweiten Teil übergehen.
    Der Abbé lächelte, als er daran dachte, und er nickte dem Würfel zu, als wäre dieser ein besonders guter Freund. »Ich denke, daß wir es schaffen«, sagte er. »Ja, das glaube ich.« Er stand auf. Der leichte Schwindel war normal bei einem Menschen, der einfach zu lange gesessen hatte. Zudem gehörte Bloch nicht eben zu den jüngsten Menschen. Er ließ den Würfel wieder verschwinden und trat ans Fenster. Ob die Leiche seines Begleiters schon entdeckt worden war, wußte er nicht. Es herrschte jedenfalls keine Aufregung.
    Es war gut so, denn der Abbé wollte kein Aufsehen. Er war in einer geheimen Mission unterwegs.
    Es ging um schreckliche Morde, die an Priestern oder Brüdern begangen worden waren. Allein war der Abbé nicht weiter gekommen, er hatte seinen Freund John Sinclair um Hilfe gebeten, und auch der Geisterjäger hatte bereits an diesem Fall recherchiert.
    Doch Bloch kannte den Mörder.
    Jetzt, wo die erste Gefahr vorbei war, bemerkte er erst, wie sehr er zitterte. Er war der einzige, der diesem mordenden Monstrum entkommen war. Alle anderen, die von seiner Existenz wußten, hatten es nicht geschafft, ihm aber war es gelungen, doch damit war die Gefahr längst nicht gebannt, denn Josephiel hatte überlebt. Er würde sich bestimmt wieder erholen, um einen erneuten Angriff zu starten.
    Wer war Josephiel?
    Der Abbé konnte diese Frage nicht mit Bestimmtheit beantworten. War er

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