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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Erstes
Kapitel
    Hätte Diana Armitage nicht so
ungewöhnlich schöne Schwestern gehabt, wäre ihre eigene Schönheit wohl noch
mehr zur Geltung gekommen. Sie hatte üppiges schwarzes Haar und große schwarze
Augen zu einem mattgoldenen Teint. Aber sie liebte es, sich ungebärdig wie ein
Junge zu benehmen und wirkte nicht so fein und bezaubernd wie ihre älteren
Schwestern. Man sah in ihr deshalb auch so etwas wie einen Kuckuck im
Armitage-Nest.
    Ihr Vater,
der Pfarrer von St. Charles and St. Jude im Dorf Hopeworth, Hochwürden Charles
Armitage, hatte sein Leben von jeher mehr der Jagd als dem geistlichen
Wohlergehen seiner Pfarrkinder gewidmet. Ja, er war so vom Jagdsport besessen,
daß er Diana erlaubte, mit ihm auf die Jagd zu gehen, unter der Bedingung, daß
sie sich wie ein Mann kleidete – eine anstößige Sache, die der zigeunerhaften
Diana aber sehr gelegen kam und ein gut gehütetes Geheimnis zwischen Vater und
Tochter war. Wenn Diana, die Locken unter einen steifen Hut gestopft, in einer
mit Steifleinen gefütterten Jacke – um ihren üppigen Busen zu verbergen – über
die Felder jagte, waren ihre Bewegungen so anmutig und ungezwungen, wie sie im
Salon hätten sein sollen. Mrs. Armitage, ihre Mutter, die das Opfer eingebildeter
Krankheiten war und sich meistens in ihrem Schlafzimmer aufhielt, wußte nichts
von dem skandalösen Betragen ihrer Tochter.
    Dianas vier
ältere Schwestern waren allesamt gut verheiratet. Minerva
hatte Lord Sylvester Comfrey geheiratet; Annabelle den Marquis von Brabington;
Carina Lord Harry Desire und Daphne Mr. Simon Garfield.
    Frederica,
die jüngste der sechs Armitage Töchter, war ein stilles, schmächtiges Mädchen,
das ständig in ein Buch vertieft war. Sie wurde von niemandem besonders
beachtet. Diana dagegen war so robust, so wild, so furchtbar unmanierlich, daß
es nicht einfach war, ohne Sorgen an ihre künftige Entwicklung zu denken.
    Der Pfarrer
war denn auch hin- und hergerissen zwischen der Bewunderung für ihre
Geschicklichkeit auf der Jagd und der Sorge um ihre Zukunft, auch wenn er sich
mit dem Gedanken zu trösten versuchte, daß vier gut verheiratete Töchter genug
seien.
    Die
Zwillinge, Peregrine und James, würden nun bald nach Oxford gehen. Jungen
bereiteten weit weniger Sorgen als Mädchen, und wenn sie einmal in eine dumme
Sache hineingerieten, machte man davon nicht viel Aufhebens.
    Diana
besuchte ihre älteren Schwestern so selten wie möglich. Sie beschwerte sich,
daß diese jedesmal versuchten, sie mit irgendeinem »Hohlkopf aus der Bond
Street« zu verheiraten. Sie wußte nicht, wie oft ihre Schwestern, insbesondere
Minerva, ihren Vater bedrängten, Diana wenigstens so lange nach London zu
schicken, bis sie keinen Stallgeruch mehr in den Kleidern habe.
    Vielleicht
hätte der Pfarrer der Angelegenheit mehr Beachtung geschenkt, wäre er nicht
von dem brennenden Ehrgeiz besessen gewesen, einen alten grauen Fuchs zur
Strecke zu bringen, der ihm seit Jahren das Leben schwermachte. Sosehr er es
auch versuchte, es gelang ihm nicht, das Tier zu erlegen, und er dachte oft,
der alte Fuchs sei der Leibhaftige selbst, der gekommen sei, um ihn zum Narren
zu halten.
    Diana war
bei der Jagd auf die Jungfüchse von unschätz barem Wert, wenn es galt, den
jungen Hunden beizubringen, mit den älteren Rüden und Hündinnen zu jagen.
    An diesem
kalten Novembertag wollte der Pfarrer hinüber auf die andere Seite von
Hopeminster fahren, um Mr. und Mrs. Chumley, Freunden seines Schwiegersohnes
Mr. Garfield, einen Besuch abzustatten. Er hatte vor, am nächsten Morgen auf
die Jagd zu gehen, und deshalb nahm er Diana vorher zu einem offiziellen Besuch
mit, um sein Gewissen zu beschwichtigen. Es beruhigte ihn immer zu sehen, wie
Diana in Gesellschaft verstummte. Das Mädchen war eben nur auf dem freien Feld
heimisch. Warum sie also nicht jagen lassen? Es wußte ja auch niemand in der
Grafschaft, daß der hübsche junge Mann, der Seite an Seite mit dem Pfarrer
ritt, dessen Tochter war. Nicht einmal der alte Squire Radford wußte es, und
der Squire war sein ältester und vertrautester Freund.
    Vor zwei
Tagen hatte sich der alte Fuchs nach längerer Pause wieder einmal in der Gegend
sehen lassen, und der Pfarrer war früh aufgestanden, um alle erdenklichen
Stellen zu durchforsten, in denen ein Fuchs Unterschlupf finden könnte. Er
kehrte zum Pfarrhaus zurück, um seine schmutzige Kleidung zu wechseln und sich
darauf vorzubereiten, mit Diana auszufahren, um die Chumleys zu

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