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Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Titel: Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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sei. Du hast dir gesagt, daß deine Phantasie es dir vorgegaukelt habe, als du zum ersten Mal die Geschichte deiner Mutter Myriam gehört hast. Du warst entsetzt und erschrocken über diese Geschichte, denn plötzlich hast du begriffen, warum dich alle Menschen im Palast deines Vaters mieden, warum man in deiner Nähe die Stimme senkte, warum dein Vater dir nie in die Augen sah und warum aus deiner Bibliothek alle Bücher über PSI entfernt waren.
    Du hast erfahren, daß deine Mutter sich mit dem Urbaum Yggdrasil körperlich verband, indem sie ihren Lymphkreislauf an die Pflanzensäfte des Baumes anschloß, und daß Yggdrasil so direkten Einfluß auf den Embryo, das werdende Leben in Myriams Leib, erhielt, und dieser Embryo warst du. Du warst entsetzt und erschrocken, und du bist vor deinem Erbe davongelaufen. Aber jetzt weißt du, daß du nicht davonlaufen kannst. Du weißt, daß du dich dem Vermächtnis deiner Väter und dem Vermächtnis Yggdrasils stellen mußt. Und du weißt, daß jenes Bild vor deinem inneren Auge älter ist als die Geschichten über deine Mutter. Es ist dir von Geburt an ins Gehirn programmiert worden. Heute kannst du dieses Bild im Traum sehen, ohne schreiend aufzuwachen. Du hast dich deiner Vergangenheit und deiner Zukunft gestellt. Du bist wieder in Ultima Thule …
     
    *
     
    Die Kälte des Windes ließ sein Gesicht starr werden und seine Augen tränen. Doch David terGorden schloß den Helm seines Schutzanzuges nicht, denn der Wind brachte außer der Kälte den Duft der Heimat. Es schien David, als wäre es eine Art Frevel, wenn er die Konfrontation mit seinem Erbe scheute.
    Er war in die Tiefen des Alls und in andere Welträume vorgestoßen, hatte ungezählte Kämpfe bestanden und war doch immer auf der Suche geblieben – auf der Suche nach seiner Bestimmung, der eigentlichen Bedeutung seines »Erbes der Macht«.
    Und jetzt war er zur Erde zurückgekehrt, gegen den Wunsch seiner Kampfgefährten, hatte mit den neuen Herren des Planeten einen Kompromiß ausgehandelt und als Gegenleistung dafür Grönland zurückerhalten, genauer: den Konzern Biotroniks mit Hauptsitz in der Stadt Ultima Thule. Durch die eben erst überstandene Konfrontation mit den sogenannten Maschinen von Ultima Thule, von David terGorden zur Zeit nur noch kurz und bündig MUT genannt, hatte er vieles erfahren, was sein Wissen um die Vergangenheit der terGorden-Familie und die Beziehung Yggdrasils zu den Weltenbäumen vertiefte, aber die Frage nach seinem Erbe blieb unbeantwortet.
    Das Hauptergebnis der Begegnung: Ultima Thule wurde von den eine Milliarde Jahre alten Maschinen wieder enteist!
    Der junge Konzernerbe befand sich nach langer Zeit wieder in der Stadt seiner Väter. Es war eine leere, eine verwaiste Stadt. Alle Bewohner waren damals vor der plötzlichen Vereisung geflohen. Sinn und Ziel der Maßnahme war es gewesen, Ultima Thule vor dem Zugriff der Grauen Garden des inzwischen entmachteten Lordoberst Valdec zu schützen.
    Vergangenheit! dachte David bitter und verdrängte die Gedanken daran. Es war besser, wenn er sich um Gegenwart und Zukunft bemühte. Die Umstände hatten sich geändert. Vielleicht war er auch selber ein anderer geworden?
    Nach allem, was geschehen war, befand er sich ganz legal in der Stadt, weil er mit Hilfe Chan de Nouilles, der Großen Grauen, seine Ansprüche auf den väterlichen Konzern beim Konzil durchgesetzt hatte. Aus David, dem Terranautenführer, wurde damit der Generalmanag David terGorden, der einen Sitz im Konzil besaß.
    »Das Buch Myriam!« murmelte er. Es fiel ihm schwer, den Mund zu bewegen, weil das ganze Gesicht vor Kälte brannte.
    Die Enteisung war weit fortgeschritten, doch mußten erst die eiskalten Wassermassen absickern und der polare Wind ein Ende nehmen, ehe er sein Erbe wirklich in Besitz nehmen konnte.
    David terGorden wandte sich kurz um, zum Hügel empor, wo er seine Gefährten wußte.
    Er hatte den Weg allein gesucht, denn dies hier war seine Sache. Aber das Funkgerät blieb eingeschaltet, um mit den Gefährten sofort Kontakt aufzunehmen.
    Zu Fuß ging er weiter. Jetzt schloß er den Helm doch, denn es hatte eigentlich keinen Sinn, auf diese Weise frierend seine Heimat zu begrüßen …
     
    *
     
    Langsam schritt David durch die öden, von Eiswasserpfützen übersäten Straßen Ultima Thules auf den Palast zu. Die verlassene Stadt hatte etwas Unwirkliches und Bedrohliches. Die meisten Gebäude hatten die Vereisung überstanden, aber viele hatten sich dabei

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