Die Terranauten 078 - Durchbruch nach Shondyke

nichts und schreibt sie der radikalen Fraktion der Terranauten unter Führung des Riemenmannes Llewellyn 709 zu.«
    Wieder warf sie einen Blick auf den Communer. Wann wird sich die Gesandtin Anafee melden?
    »Der Lordoberst«, fuhr sie fort, »erwartet in nächster Zukunft eine Delegation von Sarym. Er wird dann das Thema zur Sprache bringen.«
    »Hoffentlich reicht das«, knurrte Gambelher dumpf.
    Chan achtete nicht auf seine Bemerkung.
    »Was unsere logistischen Schwierigkeiten seit Shondykes Ausfall und unser Vorgehen auf der Erde betrifft, so habe ich folgenden Plan …«
     
    *
     
    Sol-System
    im Raum zwischen Erde und Mond
    September 2503
    Gemächlich wie seit fünf Milliarden Jahren rollte die Erde durch das Schwarz des Alls, von den Lichtpunkten der Sterne wie von Mücken umtanzt, und man mochte kaum glauben, daß unter ihrer weißen Wolkendecke Blut vergossen wurde.
    Aber es geschieht, dachte David terGorden, der Lordoberst des Konzils. Auf jedem Erdteil, in jeder Stadt. Die F.F.D.E. hat sich zum offenen Aufstand entschlossen, und die Killerschwadronen der Konzerne antworten mit Terror und Mord.
    Und jetzt noch die Garden …
    Er löste den Blick von der Erde, die sich durch die transparente Kanzel deutlich abzeichnete, und musterte die kleinen Ortungsmonitoren auf dem Steuerpult.
    Echos.
    Drei Dutzend Echos. Starcruiser der Systemverteidigung.
    Plötzlich schob sich ein weiteres, viel größeres Echo aus dem Ortungsschatten des nahen Mondes.
    Ein Trägerschiff.
    Eine stählerne, gewaltige Scheibe von vierhundert Metern Durchmesser und achtzig Metern Dicke, angeflanscht an einen Triebwerksblock, der wie ein Stachel aus dem Diskus hervorstach.
    Dreihundert planeten- und raumtaugliche Jäger fanden Platz auf den MHD-Katapulten in den Hangars des Trägerschiffes. Eine gewaltige Streitmacht, und David schauderte bei dem Gedanken, daß die Garden sie gegen die Aufständischen einsetzen würden.
    Soweit er wußte, verfügten die Garden zumindest über vier dieser von Kaiserkraft angetriebenen Träger, und vielleicht warteten noch weitere von ihnen irgendwo im Leerraum jenseits der Plutobahn.
    Eine Demonstration, erkannte der Treiber. Chan will mich mit ihrer militärischen Macht beeindrucken. Warum sonst verwehrt sie es mir, in Lunaport zu landen, sondern fängt mich hier im All ab, mit drei Geschwadern Starcruiser als Geleit?
    Unwillkürlich preßte er die Lippen zusammen.
    Die Korrekturbrenner des Trägerschiffes flammten auf, und für kurze Sekunden schien der Diskus zu glühen. Der Träger gewann an Fahrt.
    Ein Funkimpuls.
    Automatisch legte terGorden einen Schalter um, und der Bordcomputer klinkte sich in die Fernsteuerung des Trägers ein.
    Der Starcruiser machte einen Satz nach vorn.
    Bald war er dem Trägerschiff ganz nahe.
    Während des routinemäßigen Einschleusmanövers dachte David wieder an die Erde.
    Bisher waren all seine Versuche, mit Lucci oder Eloise von der F.F.D.E. zu einer Einigung zu gelangen, fehlgeschlagen. Und seit dem – zweifellos von einem der Konzerne eingefädelten – Attentat auf die Führungskader der Rebellen in Kilimandscharo-Stadt weigerte man sich sogar, auf seine Kontaktbemühungen einzugehen.
    Glaubte man wirklich, daß er für den Anschlag verantwortlich war?
    Vielleicht, dachte David. Vielleicht. Und meine Ernennung zum Lordoberst wird sie in ihrem Mißtrauen noch bestärken.
    Fast war er versucht aufzulachen.
    David terGorden – Lordoberst des Konzils der Konzerne!
    Eines Konzils, das er bisher mit all seiner Kraft bekämpft hatte.
    Zweifellos war er von Chan de Nouille überrumpelt worden, doch dies war nicht der Grund, warum er die Wahl angenommen hatte.
    Er war davon überzeugt, daß nur ein Außenstehender noch zwischen den bis auf den Tod verfeindeten Interessengruppen der Erde vermitteln konnte. Ein Außenstehender, dem die unterdrückten Massen der Zentralwelt vertrauten …
    Vertrauen, durchfuhr es terGorden. Der Anschlag hat viel zunichte gemacht. Es wird Zeit und Mühe erfordern, diesen Verlust wieder wettzumachen.
    Sanft landete der Starcruiser auf der Plattform des MHD-Katapultes. Das äußere Schleusentor hatte sich geschlossen, und Luft und Licht erfüllten den riesigen Hangar, in dem sich Jäger an Jäger reihte.
    David löste die Gurte, klappte die Kanzel hoch und sprang geschmeidig auf den Stahlboden.
    Die Gardisten des Empfangskomitees nahmen zackig Haltung an.
    TerGorden verbiß sich ein spöttisches Lächeln.
    Wer, fragte er sich, hätte das damals